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Der Gedenkdienst wird durch den Staat gefördert und kann nach der Ableistung von mindestens zehn Monaten als Ersatz zum ordentlichen Zivildienst angerechnet werden.[1]
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Der Innsbrucker Politikwissenschaftler und wissenschaftliche Leiter der Braunauer Zeitgeschichte-TageAndreas Maislinger setzte sich ab dem Ende der 1970er Jahre[2] für die gesetzliche Verankerung dieser Art des Militärersatzdienstes ein, die die Aufklärung über den Holocaust zum Ziel hatte.[3]Am 10. Oktober 1980 hatte er auf Einladung von Anton Pelinka die Möglichkeit, in der von Dolores Bauer geleiteten ORF-Sendung „Kreuzverhör“ seinen „Zivildienst in Auschwitz“[4] vorzustellen. Bundespräsident Rudolf Kirchschläger hatte sein Konzept jedoch mit der Begründung „ein Österreicher hat in Auschwitz nichts zu sühnen“ abgelehnt. Später anerkannte Kirchschläger „das positive Ergebnis“ des von Maislinger „durchgesetzten Gedenkdienstes“.[5]
Im Mai 1991 informierte schließlich in einem Brief Innenminister Franz Löschnak darüber, dass der Gedenkdienst von der österreichischen Regierung als Alternative zum Zivildienst zugelassen wird und die dafür notwendigen Mittel bis zu einem festgelegten Rahmen vom Bundesministerium für Inneres getragen werden.[10] Am 1. September 1992 konnte der erste Gedenkdiener seinen Dienst im Museum Auschwitz-Birkenau antreten.[11]
2001 wurde unter Innenminister Ernst Strasser ein übergeordneter Auslandsdienst-Förderverein[12] eingerichtet, der die Mittel an unabhängige Trägerorganisationen weiterverteilt.
Durch die Änderungen des Freiwilligengesetzes im Jahr 2014, können seit 2016 auch Frauen oder nicht-zivildienstpflichtiger Männer einen Gedenkdienst leisten und die gleiche staatliche Förderung erhalten.[13] Mit einer neuerlichen Novelle, die im September 2023 in Kraft getreten ist, wurden die finanziellen Mittel für Gedenkdienstleistende erhöht und die Möglichkeit eröffnet, in Katastrophenfällen wie etwa der Corona-Pandemie den Gedenkdienst auch in Österreich fortzusetzen. Außerdem gibt es nun einen zentralen Nachweis über den absolvierten Gedenkdienst.[14]
Heute gibt es mehr als 80 Einsatzstellen in über 40 Ländern.[15]
Trägervereine
Zwei Gedenkdienst-Trägerorganisationen bilden ein weltweites Netzwerk für Holocaustgedenkstätten, Museen und Forschungseinrichtungen, die Mithilfe in ihren Archiven, Bibliotheken etc. in Anspruch nehmen wollen.
Die Vereine organisieren die Auswahl und Betreuung von Freiwilligen, die sich für eine der Einsatzstellen im Ausland beworben haben, vor, während und nach deren Dienst. Die Rolle von Österreichern als Täter, Opfer und Zuschauer wird dabei besonders berücksichtigt.
2008 wurden erstmals weibliche Freiwillige aus Mitteln des neu geschaffenen Geschwister-Mezei-Fonds gefördert. Dieser wurde mit dem Ziel eingerichtet, Frauen die Möglichkeit zu bieten, zu den gleichen Bedingungen wie Zivilersatzdienstleistende Gedenkdienst zu leisten.[17] Dies wurde mit der Änderung des Freiwilligengesetzes im Jahr 2014 allen Trägervereinen ermöglicht.[13] Dieser Verein erhielt 2013 den Leon-Zelman-Preis.[18]
Über seine Entsendetätigkeit hinaus bietet der Verein Gedenkdienst Veranstaltungen und Projekte im Bereich der historisch-politischen Bildungsarbeit an.[19][20]
Verein Österreichischer Auslandsdienst (seit 1998)
Andreas Hörtnagl und Andreas Maislinger wurden 1997 als Vorsitzende des Vereins Gedenkdienst abgewählt[21][22] und so gründeten sie im Januar 1998 den Verein für Dienste im Ausland, 2005 umbenannt in Österreichischer Auslandsdienst.[23] Dabei wurde der Gedenkdienst um die Bereiche Sozialdienst und Friedensdienst erweitert.[24]
Im Mai 2023 wurden schwerwiegende Vorwürfe gegen Andreas Maislinger bekannt, wonach mehrere Gedenkdiener von diesem bedroht und eingeschüchtert worden sein sollen. Maislinger soll seine Interessen durch Drohung mit Rechtsmitteln sowie der Androhung seines Suizids durchzusetzen versucht haben.[25] Drei Tage nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gab Maislinger seinen Rücktritt als Vorsitzender des Auslandsdienstes bekannt. Zuvor hatte das Sozialministerium mitgeteilt, dass der Verein kein Geld mehr erhalten würde, solange Maislinger in seiner Position bleibt.[26] Der Oberösterreicher Tobias Aigner folgte ihm nach.[27]
Verein Niemals Vergessen (Tätigkeit eingestellt)
Der Verein bot Stellen an insgesamt 19 Gedenkstätten in Deutschland und Polen an. Der Verein Niemals Vergessen war aktiv in der Jugendarbeit gegen das Vergessen tätig und war Mitgestalter des seit mehr als zehn Jahren stattfindenden Hermann Langbein Symposiums „Ideologie und Wirklichkeit des Nationalsozialismus“ zur Lehrerfortbildung. Im Jahr 2017 stellte er seine Tätigkeit aufgrund bürokratischer Mehrbelastung ein.[28]
Anerkennungen
„Als ehemaliger polnischer Polithäftling eines faschistischen Konzentrationslagers und als Historiker des Zweiten Weltkrieges möchte ich die ehrenvolle Gelegenheit, vor dem Hohen Haus sprechen zu dürfen, nutzen, um von ganzem Herzen jenen vielen Österreichern zu danken, die sich unermüdlich für das Gedenken an die Vergangenheit einsetzen. Dabei denke ich besonders an die Menschen aus dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes unter Leitung von Herrn Prof. Wolfgang Neugebauer, an die österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen, an den Gedenkdienst, und auch an die örtlichen Initiativen der Gemeinden Gusen, Langenstein und St. Georgen in Oberösterreich, an den Arbeitskreis für Heimat-, Denkmal und Geschichtspflege.“
„Ich danke Ihnen für die Information über das positive Ergebnis des von Ihnen durchgesetzten Gedenkdienstes. Ich anerkenne, dass das von Ihnen initiierte Projekt fruchtbringender und wohl auch heilsamer geworden ist, als ich mir seinerzeit vorgestellt habe.[29]“
„Ich fühle mich dieser Organisation sehr nahe und habe ungemein großen Respekt vor den Gedenkdienern, denn das, was sie leisten, ist der richtige Weg für Österreich – der Vergangenheit direkt in die Augen zu schauen und dagegen etwas zu tun. Und nicht zu sagen, wir waren die ersten Opfer.[30]“
„Ich habe oft behauptet, daß es keine österreichische Vereinigung gibt, die wie die deutsche Organisation „Aktion Sühnezeichen“ junge Menschen nach Israel entsendet. Es hat mich daher berührt zu lesen, daß nun dank Ihres Einsatzes die Möglichkeit besteht, den österreichischen Zivildienst im Rahmen eines „Gedenkdienstes“ zu absolvieren.“
„Die Initiative „Gedenkdienst“ unterstütze und empfehle ich gerne. Sie ist ein wirklicher Dienst, den unser Land und junge Menschen leisten können und sollen.“
„Viele Menschen haben gar keine Vorstellung von dem, was diese jungen Österreicher für sie leisten, daß sie ihnen das Rückgrat wieder aufrichten, damit wir alle wieder aufrecht gehen können, auch ich, der ich selber dieser Generation angehöre.[31]“
Anton Legerer, Judith Pfeifer, Stephan Roth, Martin Horvath: Jenseits des Schlussstrichs. Gedenkdienst im Diskurs über Österreichs nationalsozialistische Vergangenheit. Löcker Verlag, Wien 2002, ISBN 3-85409-367-5.
Anton Legerer: Tatort: Versöhnung. Über die Aktion Sühnezeichen, Friedensdienste in der BRD sowie in der DDR und Gedenkdienste in Österreich. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, ISBN 978-3-374-02868-9.