Ganterschwil

Ganterschwil
Wappen von Ganterschwil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton St. Gallen St. Gallen (SG)
Wahlkreis: Toggenburgw
Politische Gemeinde: Bütschwil-Ganterschwili2
Postleitzahl: 9608
frühere BFS-Nr.: 3403
Koordinaten: 724188 / 249357Koordinaten: 47° 23′ 0″ N, 9° 5′ 0″ O; CH1903: 724188 / 249357
Höhe: 606 m ü. M.
Fläche: 8,01 km²
Einwohner: 1433 (1. Juli 2022)[1]
Einwohnerdichte: 179 Einw. pro km²
Pfarrkirche von Ganterschwil
Pfarrkirche von Ganterschwil
Karte
Ganterschwil (Schweiz)
Ganterschwil (Schweiz)
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Ganterschwil ist eine ehemalige politische Gemeinde und eine Ortschaft in der Gemeinde Bütschwil-Ganterschwil im Wahlkreis Toggenburg des Kantons St. Gallen in der Schweiz.

Geographie

Ganterschwil

Ganterschwil liegt auf einer Hochfläche zwischen den Flüssen Thur und Necker. Zu Ganterschwil gehören zahlreiche Einzelhöfe sowie die Weiler Äwil, Anzenwil, Bleiken, Ötschwil und Tobel.[2] Die Gemeinde grenzte westlich an Bütschwil, nördlich an Lütisburg, östlich an Mogelsberg und südlich an Oberhelfenschwil. Die Gemeindegrenze wurde auf drei Seiten von den Flüssen Thur und Necker gebildet, nur von Süden her kann Ganterschwil ohne Brückenüberquerung erreicht werden.

Geschichte

Ganterschwil wurde 778/779 erstmals urkundlich erwähnt.[3] Die Abteien St. Gallen und Magdenau sowie die Grafen von Toggenburg hatten in Ganterschwil Grundbesitz. Neben deren Eigenleuten erscheinen urkundlich auch Angehörige des niederen Adels, z. B. Wenzel von Ganterschwil im Jahr 1102. Im 15. Jahrhundert gehörte Ganterschwil zur Vogtei der Grafen von Toggenburg, bis 1798 zum Gericht Mogelsberg. Nach dem Verkauf des Toggenburgs an den Abt von St. Gallen 1468 wurde Ganterschwil dem Landvogt von Lichtensteig unterstellt.[2]

Katholische Kirche St. Peter und Paul in Ganterschwil erbaut 1939–1940 von Hans Burkhard (1895–1970) Architekt, St. Gallen. 14. Stationen des Kreuzwegs stammen aus der Werkstatt von Peyer-Wipplinger aus Einsiedeln. Wandfresko 1940 von Karl Peterli (1897–1975). In Kupfer getriebenes und feuervergoldetes Relief für den Tabernakel sowie Monstranz und in Silber getriebene Reliefs. Von Willi Buck (1911–1997) Gold- und Silberschmied, Maler, Zeichner, Plastiker und Glasmaler aus Will (SG). Glasfenster von August Wanner (1886–1970). Die Ausführung erfolgte durch den St. Galler Glasmaler Andreas Kübele (1907–1965). Marmorarbeiten, Altare, Taufsteine, Innenverkleidungen von Albert Götte, Bildhauer, Bütschwil.
Katholische Kirche in Ganterschwil

Das Patronatsrecht der ursprünglich Maria geweihten Kirche wurde 1361 erwähnt und kam der Abtei St. Gallen zu. Die 1375 bei Ötschwil gegründete Einsiedelei mit Kapelle wurde 1865 aufgelöst. Nach 1528 bildete sich eine reformierte Kirchgemeinde, die seither neben der katholischen Kirchgemeinde besteht. Nach dem Bau einer katholischen Kirche im Jahr 1939 wurde die paritätische Pfarrkirche den Reformierten überlassen. Das Dorfrecht, 1621 erwähnt, regelte die innere Ordnung.[2]

Luftbild von Walter Mittelholzer aus dem Jahr 1923
Gemeindestand vor der Fusion im Jahr 2013

Es wurden vor allem Korn und Hafer angebaut und in drei Mühlen verarbeitet. Ab dem 18. Jahrhundert gewann die Lohnweberei an Bedeutung. In Hengarten wurde bis 1863 Tuffstein abgebaut. Aus Familienbetrieben entwickelten sich kleine Textilfabriken, wie jene von Johann Georg Berlinger. Im 19. Jahrhundert löste die Vieh- und Milchwirtschaft den Getreideanbau ab. Im Jahr 1992 bestanden zwei Käsereien.[2] Die 1863 gegründete private Sekundarschule Bütschwil-Ganterschwil ging 1913 an die beiden Gemeinden über.[4] Nach der Krise der Textilindustrie ab 1918 konnten nur noch kleinere Betriebe errichtet werden. 2000 war rund die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung im Dienstleistungssektor beschäftigt. Das 1913 vom reformierten Pfarrer Alfred Lauchenauer für sozial benachteiligte Kinder gegründete Heim entwickelte sich zum Kinder- und Jugendpsychiatrischen Zentrum.[2] Sonnenhof

Mit der Gründung des Kantons St. Gallen 1803 wurde Ganterschwil eine eigenständige politische Gemeinde im Bezirk Untertoggenburg. 2011 fanden in Ganterschwil und Bütschwil Abstimmungen über eine Gemeindefusion statt. Die Abstimmung wurde in Ganterschwil mit einem Ja-Anteil von 54 % angenommen.[5] Die neue Gemeinde wurde per 1. Januar 2013 gegründet und trägt den Namen Bütschwil-Ganterschwil.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Ganterschwil[2][6]
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Im Jahr 2000 waren 603 Ganterschwiler katholisch und 398 reformiert.[2]

Verkehr

Von Ganterschwil führen Strassen in die Nachbarorte Lütisburg, Bütschwil und Oberhelfenschwil. Über eine parallel zum Necker verlaufende Strassenverbindung lassen sich Nassen, Degersheim, Mogelsberg und Brunnadern erreichen. Postautolinien verbinden Ganterschwil im Halbstundentakt mit dem Bahnhof Bütschwil und mit Lütisburg[7] und in den Hauptverkehrszeiten mit Flawil.[8]

Wirtschaft

In Ganterschwil gibt es viele kleinere Gewerbebetriebe, die Arbeitsplätze bieten. Das bekannteste Unternehmen ist die Firma Berlinger, die in der Bandproduktion tätig war und heute eine weltweit führende Rolle in der Produktion von Dopingkontrollsystemen (fälschungssichere Probengläser) einnimmt.

Sehenswürdigkeiten

In der ehemals paritätischen Pfarrkirche (heute als Evangelische Kirche genutzt) befinden sich unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stehende im Jahr 1941 entdeckte und restaurierte Fresken aus dem Mittelalter.

Über Thur und Necker führen drei gedeckte Holzbrücken nach Ganterschwil.

Persönlichkeiten

Commons: Ganterschwil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung pro PLZ (aktiver Filter: 9608). Auf Open Data Portal der Schweizer Post, abgerufen am 1. Juli 2022.
    Der Datensatz enthält die der Schweizerischen Post bekannte Bevölkerungszahl inklusive der Bewohner von Zweitwohnungen.
  2. a b c d e f g Beat Bühler: Ganterschwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  3. StiASG, Urk. I 61. Online auf e-chartae, abgerufen am 19. Juni 2020.
  4. Hans Büchler: Bütschwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  5. Vereinigungsbeschluss (Memento des Originals vom 4. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.buetschwil.ch
  6. Daten der Eidgenössischen Volkszählungen ab 1850 nach Gemeinden. Auf der Webseite des Bundesamts für Statistik (BFS), 21. Dezember 2021.
  7. 80.768 Bütschwil - Ganterschwil - Lütisburg. In: Offizielles Kursbuch, Fahrplanjahr 2020
  8. 80.767 Ganterschwil - Lütisburg - Rindal - Flawil. In: Offizielles Kursbuch, Fahrplanjahr 2020