Eine Funkabhörstation (auch Funkabhörstelle, Horchposten, Horchstelle oder Lauschstation; englischListening station, Radio intercept station oder Wireless intercept station, kurz W/T station für wireless telegraphy station)[2] dient der militärischen Aufklärung, insbesondere der Fernmeldeaufklärung (auch bezeichnet als Signals Intelligence SIGINT), durch „Abfangen“ von Funksendungen.
In den zwanzig Jahren zwischen Ende des Ersten und Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte sich die Funktechnik erheblich weiterentwickelt und wurde nun von allen Kriegsparteien extensiv genutzt. Umso wichtiger war auch die Funkerfassung und die Funkauswertung geworden, die ebenso von allen Seiten betrieben wurde. Von kriegswichtiger Bedeutung war der verschlüsselte deutsche Nachrichtenverkehr (Enigma, Lorenz etc.), der von britischen Funkabhörstationen weltweit aufgefangen wurde. Hierzu dienten den Briten dutzende sogenannte Government Communications Wireless Stations (G.C.W.S.), kurz genannt Y Stations, die zu dem Zweck nicht nur in Großbritannien errichtet worden waren. Auch die Wehrmacht verfügte mit der Dienststelle des Generals der Nachrichtenaufklärung (Heer) und dem B-Dienst (Beobachtungsdienst) der Kriegsmarine über vergleichbare, wenn auch weniger wirksame Einrichtungen.
Kalter Krieg
Mit Heraufziehen des Kalten Kriegs etablierten sich moderne Funkabhörstationen auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs insbesondere im geteilten Deutschland. So befanden sich auf dem Gipfel des unmittelbar an der innerdeutschen Grenze liegenden Brocken bis 1989 zwei leistungsfähige Abhöranlagen. Eine gehörte dem sowjetischen Militärgeheimdienst GRU und war damit zugleich der westlichste Vorposten der Sowjetunion, die andere war der Hauptabteilung III (Funkaufklärung, Funkabwehr) des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) der DDR unterstellt. Die Objekte trugen die Tarnnamen „Jenissej“ und „Urian“, letzteres im Volksmund auch „Stasi-Moschee“ genannt.[5] Pendants auf westlicher Seite waren u. a. der französische Schalker Horchposten im Harz, sowie die von US-amerikanischen Streitkräften betriebene Abhörstation auf dem Teufelsberg in West-Berlin. Geplant war nach 1989 noch ein weit größerer Abhörkomplex auf dem Brocken, der durch die Wende und friedliche Revolution in der DDR nicht mehr zur Ausführung kam.[6]
Die sogenannte „Abhörstation“ ist ein Gebäude in Berlin-Mitte, das durch die Stasi genutzt wurde, um die amerikanische Botschaft auf der gegenüberliegenden Straßenseite abzuhören.
↑Davy Champion: Die Originalapparate von Heinrich Hertz. In: Meisterwerke aus dem Deutschen Museum. BandV. Deutsches Museum, München 2003, ISBN 3-924183-39-2, S.24–27 (deutsches-museum.de (Memento vom 16. März 2021 im Internet Archive) [abgerufen am 24. Juni 2024]).
↑Wilhelm Flicke: The Beginnings of Radio Intercept in World War I.www.nsa.gov (PDF; 550 kB; englisch), abgerufen am 29. April 2019.