Aus Enttäuschung über den Misserfolg seines Erstlingsromans Zwei Brüder in Jesu verließ er München. Vorübergehend in Heilbronn, der Heimat seiner Frau, begab er sich auf eine mehrmonatige Reise durch Spanien. Danach reiste er über Schweden und Norwegen zum Nordkap. Im Frühjahr 1869 erwarb er ein großes Haus in Dresden, das ab 1871 Treffpunkt des literarischen Kreises der Vierzehner wurde. Den Gartenpavillon überließ er Hans von Marées, der bis zur Übersiedlung nach Florenz ein ständiger Gast des Hauses wurde. 1871 habilitierte Koppel sich am Polytechnikum Dresden für Kulturgeschichte. Nach fünf Jahren als Privatdozent wurde er 1876 zum a.o. Professor ernannt. Als sein Spartakus 1875 am Königlichen Hoftheater Dresden durchfiel, entfremdeten sich die Ehegatten. Koppels Frau sah ihren Wunsch nach einem sehr berühmten Mann unerfüllt. Sie ließ sich scheiden und heiratete 1877 in Florenz[5]Adolf von Hildebrand.[4]
„König Albert schätzte den vielgewandten, witzigen, spielend schaffenden Journalisten sehr. Als sechs Jahre später in seinem Leben eine Trübung eintrat, gab er seine Stellung auf und schied Ende Oktober 1896 aus dem Verband des Hoftheaters. Fortan zog er, der schon früher seinen einzigen Sohn verloren hatte, sich zurück und lebte in stiller Beschaulichkeit und geselliger Mitteilsamkeit nur noch dem eigenen Schaffen.“
– Nachruf Suevia Tübingen
Nicht verwirklichen konnte er die Absicht, seine Lebensgeschichte niederzuschreiben unter dem Titel: „Wie ich lebte und gelebt wurde.“ Als Freunde ihn nach seinem 81. Geburtstag besuchten, meinte er:
„Kinder, ihr habt keine Ahnung, wie schön sich’s stirbt. Ich fühle, wie ich langsam hinübergleite, ich fühle, wie ich immer seliger werde.“
„Durch die Zusammenarbeit mit Franz von Schönthan wurde er zu einem der erfolgreichsten Vertreter des französische Vorbilder rezipierenden und sozial entschärfenden Unterhaltungstheaters der Gründerzeit.“
„Eine liebenswürdige Eleganz umgab diese Bühnenwerke; die Charakteristik, die Verse, die Reime waren locker und schmeichlerisch; die Stücke waren unwirklich, waren nur verzierlichte Ausstrahlungen der großen unendlichen Romantik; aber sie hatten jene Leichtigkeit, jene Gabe schöner Frauen, daß man in ihrer Nähe, ihrer spielenden Liebenswürdigkeit die harte, graue Eintönigkeit der Wirklichkeit vergaß. Den Stempel des Unwirklichen trugen sie immer offen an ihrer Stirn: sie waren Spiel und wollten nie mehr als Spiele sein.“
↑Ernst Koppel (* 22. April 1850 in Hamburg; † 11. Januar 1920 in Italien [Florenz oder Rom]) war Hamburger Kaufmannssohn und lebte in Berlin und Italien. Dramen: Merlin (1877), Die Karthagerin (1902). Schauspiele: Iphigenie in Delphi (1874), Der Schatz (1882), Der Kirchgang (1897)