Das Stadtgebiet von Eltville ist in fünf Ortsbezirke aufgeteilt. Jeder Ortsbezirk hat einen Ortsbeirat unter dem Vorsitz eines Ortsvorstehers oder einer Ortsvorsteherin. Ein Bezirk wurde für die Kernstadt Eltville gebildet, die anderen für die 1972 und 1977 eingegliederten Gemeinden:
Erste Siedlungsspuren im Stadtgebiet sind bis in die Jungsteinzeit zurückzuführen. Aus der römischen Zeit stammen Spuren eines Landhauses. Ab dem Ende des 4. Jahrhunderts weist das fränkische Gräberfeld von Eltville westlich des Ortes beim Hof Drais auf eine kontinuierliche Besiedlung hin. Ein fränkischer Königshof war Ausgangspunkt für die Entwicklung des heutigen Ortes. Dessen erste urkundliche Erwähnung als Altavilla ist in der Vita Bardonis, der Lebensbeschreibung des im Jahre 1051 verstorbenen Erzbischofs Bardo von Mainz erhalten geblieben. Zu dieser Zeit gehörte der Königshof schon dem Erzstift Mainz. Die Pfarrkirche bestand vermutlich schon unter Erzbischof Friedrich zwischen 937 und 954.
Schon 1313 war das Dorf mit einer Mauer befestigt. 1329 begannen der Bau der erzbischöflichen Burg und der Stadtmauer. Am 23. August 1332 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer auf Ersuchen des Erzbischofs Balduin von Trier, dem Verweser des Mainzer Erzstifts, die Stadtrechte an Eltville. Mit der Fertigstellung der kurfürstlichen Burg 1347 war Eltville bis 1480 einer der Residenzorte der Mainzer Erzbischöfe. Damit wurde Eltville wiederholt zu einem Schauplatz der damaligen Auseinandersetzungen zwischen Papst und Kaiser um die Besetzung des Heiligen Stuhles von Mainz. Diese gipfelten zuletzt in der Mainzer Stiftsfehde. Nach Weggang des kurfürstlichen Hofstaats war Eltville nur noch Hauptort des Rheingaus.
Jeder der fünf Stadtteile von Eltville hatte je eine katholische Kirchengemeinde. Diese waren bis 2016 im Pastoralen Raum der Kirchengemeinden Rauenthal, Martinsthal, Niederwalluf, Oberwalluf, Kiedrich -, Eltville, Erbach, Hattenheim, Hallgarten, Oestrich, Mittelheim und Winkel[9] zusammengeschlossen. Aus diesem Pastoralen Raum wurde die gemeinsame Pfarrei St. Peter und Paul Rheingau. Die Kirche St. Peter und Paul in Eltville wurde zur gemeinsamen Pfarrkirche, die Kirchen der oben genannten Kirchorte wurden zu Filialkirchen.
Evangelische
Die evangelischen Christen der Stadt sind auf drei Kirchengemeinden verteilt. In Eltville und Erbach gehören sie zur Evangelischen Kirchengemeinde Triangelis Eltville-Erbach-Kiedrich.[10] Die Gemeinde besitzt mit der von Prinzessin Marianne von Preußen im Jahr 1861 gestifteten Johanneskirche die älteste evangelische Kirche im oberen Rheingau. Die evangelischen Hattenheimer gehören zur Evangelischen Kirchengemeinde Oestrich-Winkel,[11] und in Martinsthal und Rauenthal zählen sie zur Evangelischen Heilandsgemeinde Walluf, Martinsthal, Rauenthal.
Seit dem 14. Jahrhundert waren in Eltville jüdische Einwohner bezeugt, wenn auch mit zeitlichen Unterbrechungen. Die Entstehung der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde schlug sich in einer Synagogenordnung von 1787 nieder. 1831 wurde die Eltviller Synagoge eingeweiht. Das Innere der Synagoge wurde in der Reichspogromnacht zerstört. Die Gemeinde bestand bis in die Zeit des Nationalsozialismus 1938.[14] Der Jüdische Friedhof Eltville von 1896/97 neben dem städtischen Friedhof der Kernstadt Eltville ist noch vorhanden.
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Eltville neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Stadtrat und elf weitere Stadträte angehören.[20] Bürgermeister ist seit dem 1. September 2006 Patrick Kunkel (CDU).[21] Er wurde als Nachfolger von Bernhard Hoffmann (CDU), der nach zwei Amtszeiten nicht wieder kandidiert hatte, am 9. April 2006 in einer Stichwahl bei 46,2 Prozent Wahlbeteiligung mit 54,0 Prozent der Stimmen gewählt. Es folgten drei Wiederwahlen, zuletzt am 9. Juni 2024 mit 68,6 Prozent der Stimmen.[22]
Der Eltzer Hof ist der größte Adelshof der Stadt. Seit 1629 gehört er den Grafen zu Eltz. Das Haupthaus wurde um 1580 errichtet, es trägt noch einige spätgotische Züge. 1774 wurde es im barocken Stil umgebaut. Die zugehörigen Weinberge wurden 1976 zur Erweiterung der Bundesstraße verkauft.
Seit 1988 darf Eltville sich Rosenstadt nennen, eine Bezeichnung, nach der die Rose ein „prägender Ortsbestandteil“ sein muss. Die glutrote Rose „Stadt Eltville“ wurde 1990 vom Züchter Hans Jürgen Evers vorgestellt und ist vielfältig im Rosengarten der Burg zu besichtigen. Der japanische Züchter Kazuzo Tagashira taufte eine seiner Züchtungen „Schönes Eltville“ zum Andenken an einen Besuch in der Stadt.
Durch das Stadtgebiet führt die Bundesstraße 42 als nahtlose Verlängerung der Bundesautobahn 66 nach Westen. Sie verläuft mit den drei Anschlussstellen Eltville-Nord, -Mitte und -West als autobahnähnlich ausgebaute Umgehungsstraße nördlich der Kernstadt durch die Weinberge, wendet sich nach Süden und erreicht zwischen Eltville und Erbach das Ende des vierstreifigen Ausbaus am Rheinufer, dem sie weiter nach Westen folgt. Auf diese Weise sind Erbach und Hattenheim durch eine verkehrsreiche, nur dem Kraftfahrzeugverkehr vorbehaltene Verkehrsader vom Rheinufer getrennt. Um eine ähnliche Zerstörung des Eltviller Rheinufers zu verhindern, gründete Erich Kapitzke 1958 den „Verein zum Schutz der Eltviller-Wallufer Rheinuferlandschaft“, welcher es erreichte, dass an Stelle einer Umgehung am Eltviller Rheinufer nach mehreren Jahrzehnten der Planung verschiedener Varianten im Jahr 1989 die Nordumgehung fertiggestellt wurde.[27][28]
Von der B 42 zweigt gleich nach dem Ende der A 66 die ebenfalls verkehrsreiche Bundesstraße 260 nach Norden ab. Sie führt mit einer Ortsdurchfahrt durch den Stadtteil Martinsthal und weiter Richtung Bad Ems und Nassau (Lahn). Zugleich verbindet sie Eltville mit der Kreisstadt Bad Schwalbach.
Der Busverkehr wird durch die Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft organisiert. Es bestehen Busverbindungen zu den Nachbargemeinden sowie zwischen den Ortsteilen der Stadt mit zentraler Umsteigemöglichkeit am Bahnhof.
Die Feuerwehr von Eltville hat ihren Stützpunkt am westlichen Ende der Stadt. Gegründet wurde sie im Jahre 1872. In der Region gilt sie als Stützpunktfeuerwehr. Die Einsatzabteilung besteht aktuell (Stand 2023) aus 60 aktiven Mitgliedern.[29]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Augustinus Kilian (* 1. November 1856 in Eltville; †30. Oktober 1930 in Limburg an der Lahn) war von 1913 bis zu seinem Tod Bischof von Limburg; Ehrenbürger seit 1921.[30]
Franz Weißenberger (* 3. März 1938 in Mainz-Kastel; †26. Mai 2014) war letzter Bürgermeister der Gemeinde Martinsthal und anschließend 18 Jahre hauptamtlicher 1. Stadtrat der Stadt Eltville am Rhein.[31] Das Ehrenbürgerrecht wurde noch von der Gemeindevertretung Martinsthal im Dezember 1976 verliehen.[32]
Josef Hölzer wurde am 10. Juli 1988 das Ehrenbürgerrecht verliehen.[33]
Wilhelmine Schmidt (* 22. April 1927 auf dem Hof Driesch bei Bebra).[34] Im Jahr 2021 hat die Stadt Eltville am Rhein ihre erste Ehrenbürgerwürde als Gesamtstadt auf Vorschlag von Jürgen Behle, Vorsitzender des Fördervereins Stiftung Haus Wilhelmine, verliehen: die Erbacherin Wilhelmine Schmidt, auch bekannt als Schwester Wilhelmine, wurde damit als erste Frau für ihr besonderes Engagement für ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger und die Stadt Eltville ausgezeichnet.[35]
Helga Simon (* 15. Dezember 1937; †19. Januar 2023) ist für ihre Verdienste rund um den Aufbau des Stadtarchivs und um das Wirken der Eltviller und Rheingauer Gästeführer im November 2022 zur Ehrenbürgerin der Stadt Eltville am Rhein ernannt worden. Sie hat sich über Jahre um die Ausbildung der Gästeführer gekümmert. Das Stadtarchiv gäbe es in der heutigen Form ohne sie nicht. Außerdem hat sie Bücher mit vielen Anekdoten aus dem Leben berühmter und weniger bekannter Eltvillerinnen und Eltviller verfasst und war in zahlreichen Eltviller Vereinen aktiv.[36]
Ernst Freiherr Langwerth von Simmern (1865–1942), deutscher Diplomat, Botschafter in Madrid und Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete in Koblenz
Nikolaus Mahr (1821–1894), Gutsbesitzer und Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau
Johannes Gutenberg (* um 1400 in Mainz; †vor dem 26. Februar 1468 ebenda) wird am 17. Januar 1465 durch den Erzbischof und den KurfürstenAdolf II. von Nassau, der damals in der Kurfürstlichen Burg zu Eltville residierte, zum Hofedelmann ernannt. Vermutlich unter der Anleitung Gutenbergs gründen die Gebrüder Bechtermünz in Eltville eine kleine Druckerei. Diese gab 1467 das Vocabularius ex quo, ein lateinisches Wörterbuch, heraus. In dieser Werkstatt wurde auch Thomas von Aquins Summa de articulis fidei (1472) nachgedruckt. Eltville ist somit eine der Wiegenstädte des Buchdrucks. Im Burgturm erinnert eine Gedenkstätte an Gutenberg. Gutenbergs Bruder, Friele Gensfleisch, lebte von 1434 bis zu seinem Tode 1447 in Eltville. Das Gensfleisch-Haus steht noch heute direkt neben der Burg.
Georg Herber (* 30. Januar 1763 in Winkel; †11. März 1833 in Eltville), langjähriger Präsident der zweiten Kammer der Landstände des Herzogtums Nassau
Salomon Marix (* 26. Mai 1805 in Zillisheim; †27. März 1872 in Wiesbaden), französisch-deutsch-jüdischer Tuchhändler aus Lyon, erwarb 1849 ein Anwesen vor dem Kappeltor und ließ dort die Villa Marix mit weitläufigem Garten als seinen Wohnsitz errichten. Als der Garten viel später zum Baugebiet wurde, erhielt die Straße dieses Wohnviertels den Namen Im Marixgarten. Marix erwarb ferner die Eltviller Aue und erbaute dort ein repräsentatives Herrenhaus.[37]
J. F. Dielmann, A. Fay, J. Becker (Zeichner): F. C. Vogel’s Panorama des Rheins – Bilder des rechten und linken Rheinufers. Lithographische Anstalt F. C. Vogel, Frankfurt 1833 (Bild von Elfeld heute Eltville).
↑Nassauischer Feuerwehrverband (Hrsg.): Chronik des Nassauischen Feuerwehrverbandes, 1872–1997. Wiesbaden 1997.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.28, S.1197, Punkt 851; 2. Abs. 4. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,4MB]).
↑Hauptsatzung. (PDF; 70 kB) §; 6. Stadt Eltville, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Februar 2019; abgerufen im Februar 2019.