Je nach Kontext umfasst die Bezeichnung Feldwebelanwärter auch entsprechende Marineuniformträger und Reservisten; entsprechend umfasst die Bezeichnung Bootsmannanwärter häufig auch die Reserve-Bootsmannanwärter.
Während ihrer Ausbildung durchlaufen die Feldwebelanwärter nacheinander die Mannschafts- und die Unteroffiziersdienstgrade in den für alle Mannschaften und Unteroffiziere ohne Portepee üblichen Fristen und regelmäßig in der in der Soldatenlaufbahnverordnung vorgesehenen Dienstgradreihenfolge niedrigster Dienstgrad-Gefreiter-Obergefreiter-Unteroffizier bzw. Maat-Stabsunteroffizier bzw. Obermaat.[A 4] Die Beförderung zum Feldwebel oder Bootsmann erfolgt dann in der Regel nach der Feldwebelprüfung und einer Dienstzeit von 36 Monaten.[A 5] Eine Einstellung (bzw. Nachbeförderung) mit einem höheren Dienstgrad in die Laufbahnen der Feldwebel ist bei Nachweis einschlägiger Qualifikation oder nach Wechsel aus der Laufbahn der Mannschaften oder Fachunteroffiziere möglich; die Frist bis zur Ernennung zum Feldwebel reduziert sich entsprechend.[3][5]
Feldwebelanwärter müssen vor Ernennung in einer der Dienstgrade der Unteroffiziere mit Portepee eine Feldwebelprüfung ablegen, die sich aus einem allgemeinmilitärischen und einem militärfachlichen Teil zusammensetzt. Die mehrmonatige militärfachliche Ausbildung muss in Form von Lehrgängen durchgeführt werden. Der militärfachliche Teil der Feldwebelprüfung kann durch einen verwertbaren Berufsabschluss ersetzt werden. Eine Fachunteroffizierprüfung ist vor Ernennung in einen der Dienstgrade der Dienstgradgruppe der Unteroffiziere ohne Portepee nicht nötig.[3][5]
Im Vordergrund steht dort das Erlernen grundlegender militärischer Fertigkeiten und die truppengattungsunabhängige Ausbildung zum Vorgesetzten, Gruppenführer und Ausbilder. Daneben findet meist in der künftigen Stammeinheit der Feldwebelanwärter, teils auch in weiteren Lehrgängen in Ausbildungseinheiten oder Truppenschulen, die truppengattungsspezifische Fachausbildung statt, wie sie auch andere Mannschaften erhalten, um einen Dienstposten der Truppengattung (vgl. Dienststellungen für Mannschaften) ausfüllen zu können. An den Truppenschulen werden Feldwebelanwärtern weitere truppengattungsspezifische Kenntnisse vermittelt. Die allgemeinmilitärischen Unterweisungen für angehende Feldwebel erfolgen an der Unteroffizierschule des Heeres. Dort absolvieren die angehenden Feldwebel den Feldwebellehrgang AMT(Allgemein Militärischer Teil) und den Sprachlehrgang Englisch in insgesamt 6 Monaten. Für die späteren Feldwebel der Infanterie folgt der Feldwebellehrgang MFT (Militärischer Fach Teil) A und B in der II. Inspektion Hörsaal 7–11 an der Infanterieschule Hammelburg. Der Teil A nennt sich Feldwebellehrgang MFT Truppendienst Infanterie Teil A. Teil B nennt sich Feldwebellehrgang MFT Truppendienst Infanterie Teil B.
Feldwebelanwärter tragen die gewöhnlichen Mannschafts- und Unteroffiziersdienstgrade. Im Schriftverkehr führen sie hinter ihrer Dienstgradbezeichnung die Zusätze „(Feldwebelanwärterin)“, „(Feldwebelanwärter)“ oder kurz „(FA)“ bzw. „(Reservefeldwebel-Anwärterin)“, „(Reservefeldwebel-Anwärter)“ oder kurz „(RFA)“.[3][5] Entsprechend sind für Marineuniformträger folgende Zusätze üblich: „(Bootsmannanwärterin)“, „(Bootsmannwärter)“[1][6][9] oder kurz „(BA)“[10][1] bzw. „(Reservebootsmann-Anwärterin)“, „(Reservebootsmann-Anwärter)“ oder kurz „(RBA)“.[A 3]
Feldwebelanwärter tragen im Grunde dieselben Dienstgradabzeichen wie alle anderen Mannschaften und Unteroffiziere ohne Portepee. Feldwebelanwärter in Heeres- und Luftwaffenuniform kennzeichnet eine auf alle Schulterklappen aufgezogene altgoldfarbene Kordel aus Metallgespinst in Form einer Überziehschlaufe. Zwei waagerechte, parallele Balken auf allen Schulterklappen, Aufschiebeschlaufen und bei allen Ärmelabzeichen in derselben Farbe und Ausführung wie die Dienstgradabzeichen kennzeichnet die Laufbahnzugehörigkeit entsprechender Marineuniformträger. Soldaten im niedrigsten Dienstgrad tragen entsprechende Querbalken und Kordeln gegebenenfalls auf sonst leeren Schulterklappen, Aufschiebeschlaufen oder Ärmeln.[1]
↑ abcDie Bezeichnungen Bootsmannanwärter und Reserve-Bootsmannanwärter werden in der Soldatenlaufbahnverordnung (SLV) nicht explizit genannt, haben ihre Grundlage jedoch in § 1 Satz 2 SLV, wonach für die Marineentsprechende Zusätze zu den in der SLV genannten Dienstgradzusätzen für Heeres- und Luftwaffenuniformträger mitumfasst sind.
↑Gemäß Soldatenlaufbahnverordnung müssen die Dienstgrade Obergefreiter, Unteroffizier und Stabsunteroffizier (und entsprechende Dienstgrade für Marineuniformträger) nicht durchlaufen werden. In der Praxis werden diese Dienstgrade meist auch von Feldwebelanwärtern bekleidet. Die Dienstgrade Hauptgefreiter, Stabsgefreiter und Oberstabsgefreiter können ebenfalls von Feldwebelanwärtern geführt werden. In der Praxis ist dies jedoch eher die Ausnahme. Meist handelt es sich dabei um Soldaten, die erst später aus einer Laufbahn der Laufbahngruppe der Mannschaften in eine der Laufbahnen der Feldwebel gewechselt sind.
↑An die Dienstzeit für Reserve-Feldwebelanwärter werden geringere Voraussetzungen gestellt. Sie sind aber soweit aktiven Soldaten gleichgestellt, als dass Beförderungen erst nach Ablauf einer Zeit zulässig sind, die im Dienstverhältnis eines Soldaten auf Zeit als Mindestdienstzeit vorausgesetzt wird.
Hartmut Bagger, Führungsstab der Streitkräfte I 3, Bundesministerium der Verteidigung, SKA DvZentraleBw (Hrsg.): ZDv 37/10. Anzugordnung für die Soldaten der Bundeswehr. Juli 1996. Neudruck von Oktober 2008. DSK F110100003. Bonn, Euskirchen 27. Januar 2014, S.293 (Digitalisat [PDF; 3,1MB; abgerufen am 4. August 2014] Neudruck Oktober 2008 ersetzt Erstausgabe von Juli 1996; zuletzt geändert am 27. Januar 2014 (Änderung Nr. 7) durch SKA DvZentraleBw).
Zentrum Innere Führung. Dezernat Recht und Soldatische Ordnung (Hrsg.): Ergänzung/Änderung 01/2014 zur ZDv 37/10. Koblenz 28. Januar 2014, S.16 (Digitalisat [PDF; 3,1MB; abgerufen am 4. August 2014]).
Zentrum Innere Führung. Dezernat Recht und Soldatische Ordnung (Hrsg.): Ergänzung/Änderung 02/2014 zur ZDv 37/10. Koblenz 28. April 2014, S.30 (Digitalisat [PDF; 3,1MB; abgerufen am 4. August 2014]).
↑Dienstgrade der Marine. Bundesministerium der Verteidigung, Leiter des Presse- und Informationsstabes, abgerufen am 25. März 2014 (Unterseiten beachten).
↑Das Einrücken hat begonnen. In: Kyffhäuser Nachrichten. Peter-Stefan Greiner, 2. Januar 2014, abgerufen am 11. Dezember 2014.
↑Dienstgrade der Marine. Bundesministerium der Verteidigung, Leiter des Presse- und Informationsstabes, abgerufen am 25. März 2014 (Unterseiten beachten).
↑Presse- und Informationszentrum Streitkräftebasis: Abkürzungen für Dienstgrade. Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, 25. November 2013, abgerufen am 26. März 2014.