Falkenhayn (auch Falkenhain oder Falckenhan) ist der Name eines deutschen Adelsgeschlechts. Erste Vertreter lassen sich im 13. Jahrhundert im Bistum Merseburg nachweisen, später gelangten sie vor allem in Schlesien und Österreich zu Besitz. Zweige der Familie bestehen bis heute. Das Geschlecht ist nicht mit den von Sommerfeld und Falkenhayn zu verwechseln, die früher auch von Sommerfeld auf Falckenhayn[1] bzw. von Sommerfeld aus dem Hause Falckenhayn (nach ihrem Gutsbesitz Falkenhayn im Fürstentum Breslau) genannt wurden.[2]
In einer Urkunde vom 8. Juni 1216 entscheidet Bischof Ekkehard von Merseburg auf der Stiftssynode einen Streit zwischen der Zisterzienserabtei Pforte und dem Ritter von Lössen zu Gunsten des Klosters. Unter den Zeugen tritt ein Rudolfus de Valkenhain auf.[3][4] Um das Jahr 1222 übereignet der LandgrafLudwig von Thüringen als Vormund seines Neffen Markgraf Heinrich von Meißen dem Kloster zum Heiligen Kreuz in Meißen das Dorf Daubnitz. Als Zeuge werden neben anderen BurggrafenWolfwinus bvrchgr. de Valkenh. und sein Bruder Wolfne de Pesne genannt, wobei der Name „Valkenhain“ nicht vollständig ausgeschrieben ist.[5] Beide Brüder erscheinen nebeneinander bereits im Jahre 1220 als Zeugen, wobei Wolfinus als de Cice, also vermutlich von Zeitz, bezeichnet wird.[6] Die Nähe von Zeitz und Falkenhain lassen darauf schließen, dass mit Valkenh. das heutige Falkenhain bei Zeitz gemeint ist.
Es lässt sich nicht belegen, dass Falkenhain bei Wurzen der namensgebende Stammsitz der Familie ist, zumal der 1216 erwähnte erste Träger des Namens im Dienst des Bischofs von Merseburg stand, so dass eine mögliche Verbindung zu Falkenhain im Altenburger Land wahrscheinlicher ist, wo es ebenfalls ein Rittergut gab.
Cunrad von Falkenhain wird 1227 als Schwiegersohn des Vogts Heinrich zu Freiberg genannt.[7]
1227 überließ Bischof Engelhardt das Gut „curia“ bei Zeitz Conrad von Valkenhain. Unter den Zeugen werden Wichard von Valkenhain und Heinrich, der Bruder des Burggrafen von Valkenhain, genannt.[8] In einer Urkunde des Bistums Merseburg von 1352 wird als Zeuge der Burggraf Rudolf von Falkenhain genannt. Es ist die letzte bekannte urkundliche Erwähnung eines Burggrafen von Falkenhain.[9]
Die ununterbrochene Stammreihe beginnt jedoch mit Konrad von Falkenhayn, herzoglich-schweidnitzer Rat, der 1290 bis 1303 in Urkunden genannt wird.
Eine Verwandtschaft bestand wahrscheinlich zu dem brandenburgischen Adelsgeschlecht von Falkenhagen, das ein ähnliches Wappen führte.
Ausbreitung und Besitzungen
Es gibt zwei Stämme, den der Mark Brandenburg und den in Schlesien. Man kann auch sagen, den preußischen und den österreichischen. Das Geschlecht Falkenhayn war im Mittelalter aus dem Raum Thüringen in Richtung Nordost, also nach Polen und Westpreußen gezogen und es gab aber auch Falkenhayns, die Richtung Südost, also nach Schlesien und Österreich wanderten.
Balthasar von Falkenhayn war 1504 herzoglich-liegnitzscherOberküchenmeister. Einer seiner Nachkommen, Georg von Falkenhayn, erscheint um 1617 als herzoglich-liegnitzscher Geheimrat und Landesältester. Sein Enkel Friedrich von Falkenhayn (1649–1691) kam als kurbraunschweig-lüneburgischer Geheimrat und Gesandter am kaiserlichen Hof zuerst nach Österreich. Er trat in kaiserliche Dienste, wurde Hofkriegsrat und Kämmerer. Sein Cousin ersten Grades Friedrich Ferdinand, der 1706 starb, hatte ebenfalls Funktionen am Kaiserhof inne. Er heiratete Maria Elisabeth Gräfin von Abensperg-Traun. Ihr Sohn Nicolaus Norbert Graf von Falkenhayn († 1777), war ebenfalls kaiserlicher Kämmerer und niederösterreichischer Regierungsrat. Er war verheiratet mit Maria Franziska Gräfin von Kollonitz. Von ihren beiden Söhnen Ernst August Graf von Falkenhayn und Eugen Graf von Falkenhayn stammen alle weiteren Grafen von Falkenhayn ab.
Bedeutende Angehörige aus neuerer Zeit waren Graf Julius von Falkenhayn (1829–1899), österreichischer Militär und Politiker. Er war zunächst kaiserlicher Kämmerer, Rittmeister und Adjutant des Kaisers, quittierte aber bereits 1857 seinen Dienst. 1871 wurde er Landeshauptmann von Oberösterreich und ab 1879 Landwirtschaftsminister, ein Ressort, das er in mehreren Kabinetten bis 1893 wahrnahm. Er vertrat eine rechts-konservative Politik, erwarb sich aber auch Verdienste mit seinem Forstgesetznovellen zum Schutz der Wälder, der Karstaufforstung und Wildbachverbauung.
Die brandenburgische Linie geht auf Christoph von Falgkenhagen, den Älteren, zurück. Er lebte von 1546 bis 1613. Die Ortschaft seines Aufenthaltes hieß „Grabow“. Weitere Vorfahren waren Georg und Karoline von Falkenhayn, die auf Burg Belchau lebten. Georg (1777–1849) war kgl. Preuß. Rittmeister des Dragoner-Regiments zu Pferde und in den Jahren 1818–1819 Landrat des Kreises Deutsch Krone, dem heutigen Wałcz.
Einer der bekanntesten Vertreter der Familie war der preußische General, Kriegsminister und Chef des GeneralstabesErich von Falkenhayn (1861–1922). Er war Militärberater in China, wo er als Generalstabsoffizier des Ostasiatischen Expeditionskorps an der Niederschlagung des Boxeraufstandes 1901 beteiligt war. Im Juli 1913 wurde er preußischer Kriegsminister und im September 1914 Chef des Generalstabs. Er gehörte zu den Schlüsselfiguren um den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und war an der Planung der Schlacht um Verdun im Jahr 1916 beteiligt.
Erich von Falkenhayn hatte vier Kinder. Seine Tochter Erika (1904–1974) war die Ehefrau von Henning von Tresckow, einem der führenden Widerstandskämpfer des Attentats vom 20. Juli 1944. Sie hat die militärischen Einsatzpläne auf ihrer Schreibmaschine getippt und ihren Mann moralisch unterstützt.
Blasonierung: Das Stammwappen zeigt in Silber ein rotes Jagdhorn (mittelalterliche Form: Hifthorn) ohne Beschlag und Band; auf dem Helm das Horn vor fünf natürlichen Reiherfedern; die Helmdecken sind rot-silbern.
Wappenerklärung: Das Wappen wurde nach einem Beschluss des Geschlechtsverbandes vom 11. Oktober 1930 als einheitliches Wappen angenommen. (Vorher variierten die Abbildungen, die Schallöffnung des Horns war mal rechts- mal linksgerichtet, mal ohne, mal mit (schwarzen) Beschlägen und Schnur dargestellt; auf dem Helm wurden statt der Reiher- auch Pfauenfedern gezeigt und teilweise fiel dort das Horn als Helmzier weg.)
Grafenwappen
Blasonierung: Das böhmische Grafenwappen, verliehen 1689, zeigt den Wappenschildgeviert und belegt mit einem silbernen Mittelschild, darin ein rotes Jagdhorn (Stammwappen); 1 und 4 in Blau drei schräggestellte goldene Äpfel (Wappen der erloschenen Familie von Holzapfel), 2 in Rot ein einwärtsgekehrter silberner Löwe (Wappen von Böhmen), 3 von Silber und Schwarz geteilt, darin ein fischgeschwänztes einwärtssehendes Einhorn in verwechselten Farben (Wappen derer von Nimptsch); das Wappen hat drei Helme mit rot-silbernen Helmdecken, auf dem rechten und linken ein rotes Jagdhorn, die Mündung auswärts gekehrt mit je einem grauen Reiherbusch besteckt (Stammhelm), auf dem mittleren der Löwe wachsend.
Gustav Adelbert Seyler: Falkenhayn. in: Otto Hupp: Münchener Kalender 1914. Verlagsanstalt Buch u. Kunstdruckerei AG, München/Regensburg 1914.
Johann Sinapius: Schlesische Curiositaten darinnen die ansehnlichen Geschlechter des schlesischen Adels. Druckerei Fleischer, Selbstverlag, Leipzig 1720, S. 354–360. Digitalisat
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1907. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel), Jg. 8, Justus Perthes, Gotha 1906.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1913. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel), Jg. 14, Justus Perthes, Gotha 1912, S. 647 f.
↑Großes Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste ..., Band 38, Johann Heinrich Zedler, Leipzig und Halle 1743, S. 697.
↑Friedrich Lucas: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten, Band 2, Friedrich Knochen, Frankfurt am Main 1689, S. 1851.
↑P. Kehr (Bearb.): Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, 1. Teil (962–1357). Halle 1899 (= Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, 36), S. 137.
↑P. Kehr (Bearb.): Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, 1. Teil (962–1357). Halle 1899 (= Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, 36), S. 899.
↑Otto von Zallinger-Thurn: Die Schöffenbarfreien des Sachsenspiegels. Untersuchungen zur Geschichte der Standesverhältnisse in Deutschland, Wagner Verlag, Innsbruck 1887. S. 144, 204, 210, 215, 216 u. 217. DPLA.
↑Directorium Diplomaticum oder chronologisch geordnete Auszüge von [...], Band 2, 1825, S. 656.
↑Ernst Zergiebe (Bearb.): Chronik von Zeitz und den Dörfern des Kreises. Nach Urkunden und Akten aus den Jahren 968 bis 1895; (3 Bände mit 2 Ansichten von Zeitz), Verlag Ronneburger, Zeitz 1894. Digitalisat Titel.