Die Discounter ist eine deutsche Mockumentary-Fernsehserie, die von Pyjama Pictures, der Produktionsgesellschaft von Christian Ulmen und Carsten Kelber, produziert wurde. Entwickelt, geschrieben und Regie geführt haben die Zwillingsbrüder Emil und Oskar Belton sowie Bruno Alexander. Die Serie wurde am 17. Dezember 2021 in das Programm von AmazonsPrime Video aufgenommen. Das Format basiert auf der niederländischen Fernsehserie Vakkenvullers. Ebenso existieren inhaltliche Parallelen zur Serie Superstore sowie formale Parallelen zu Stromberg und The Office.
Zentrum der Handlung ist der fiktive Discounter „Feinkost Kolinski“, ein kleiner Supermarkt in Hamburg-Billstedt. Der Arbeitsalltag des Filialleiters Thorsten, der stellvertretenden Filialleiterin Pina, der Mitarbeiter Titus, Peter, Flora, Lia, Samy, Wilhelm und Frau Jensen sowie des Ladendetektivs Jonas werden im Rahmen eines Dokumentarfilms gefilmt. Dazu werden diverse Interviews zwischengeschnitten.
Leitmotive der Serie sind die chronisch schlechte Bilanz der Filiale, der Konkurrenzkampf der drei Hamburger Filialen, welcher häufig auch mit unsauberen Mitteln geführt wird, sowie Thorstens angespanntes Verhältnis zu seiner Vorgesetzten. Neben Billstedt existieren noch weitere Filialen in Eimsbüttel und Eppendorf. Die ersten beiden Staffeln spielen noch in der Filiale Altona. Am Ende der 2. Staffel wird Filialleiter Thorsten Kruse mit der gesamten Mannschaft in die Filiale Billstedt strafversetzt. Obwohl fast alle Mitarbeiter ihre Arbeit kaum ernst nehmen und wenig Verantwortungsbewusstsein zeigen (bspw. wird häufig die mangelhafte Hygiene des Marktes gezeigt), zeigen sie gruppenintern dennoch ein großes Zusammenhaltsgefühl.
Zu Beginn hat Thorsten 15.000 Euro für Überwachungskameras unterschlagen, um die Kasse des nicht gerade gut laufenden Discounters aufzufüllen. Da ein reger Konkurrenzkampf zwischen den Filialen des Discounters geführt wird, scheint dies Thorsten zum Verhängnis zu werden. Die Handlung der ersten Staffel erstreckt sich bis zum Betriebsfest. Die letzte Folge ist ein Making-of, in dem alle Darsteller sowie die Regisseure zu Wort kommen.[1]
Besetzung
Hauptdarsteller
Marc Hosemann als Thorsten Kruse, ist ein egozentrischer Chef, der alles tut, um besser dazustehen als seine Konkurrenz. Aufgewachsen im Stadtteil Mümmelmannsberg behauptet er mehrfach BWL „auf der Straße“ gelernt zu haben, was im starken Kontrast zu seiner mehr als schlecht laufenden Filiale steht. Er führt den Laden in einem autoritären Stil; in der zweiten Staffel stellt sich heraus, dass er seine Mitarbeiter unterbezahlt und diverse andere arbeitsrechtliche Regeln verletzt. Der Erfolg seines autoritären Leitungsstils ist gemischt: Die meisten Mitarbeiter nehmen ihn nur bedingt ernst, gleichzeitig zeigt sich Thorsten aber auch als fähiger Motivator – allerdings nur dann, wenn es darum geht die betriebsinterne Konkurrenz auszustechen oder Änderungen an seinem Führungsstil zu vermeiden.
Bruno Alexander als Titus Paulsen ist der Neue im Team. Er hat es zunächst schwer sich einzuleben, da er eher still ist, fungiert so allerdings für das Publikum als Protagonist, der das Handeln der anderen Mitarbeiter kommentiert. Im Laufe der Serie verliebt er sich in Lia, allerdings verhindern verschiedene Umstände stets in unpassenden Situationen, dass die beiden sich näher kommen.
Merlin Sandmeyer als Jonas ist der Sicherheitschef des Ladens. Er ist etwas schüchtern, sehr verletzlich und kann sich kaum durchsetzen. In der Serie wird mehrfach angedeutet, dass er noch nie einen Ladendieb erfolgreich gestellt hat. Er ist außerdem trockener Alkoholiker, der im Laufe der Handlung gelegentlich rückfällig wird. Seine Homosexualität kann er auf Grund seiner Schüchternheit nur schwer ausleben. In Staffel 2 offenbart sich seine mathematische Inselbegabung.
Ludger Bökelmann als Peter ist eine Art Halbstarker, der sehr von sich überzeugt ist und dabei teilweise andere verletzt – beispielsweise Pina, die mit ihm ihr erstes Mal verbringt. Im Verlauf der Serie zeigt sich jedoch, dass Peter mit diesem Auftreten eine sehr viel verletzlichere Seite kaschiert.
Klara Lange als Pina Kaiser ist stellvertretende Filialleiterin. Sie ist die einzige Mitarbeiterin in Thorstens Filiale, die ihren Job gewissenhaft und kompetent ausübt. Die Geschäftsführung erwägt deshalb in mehreren Folgen Thorsten zu feuern und Pina zur Filialleiterin zu befördern, was Thorsten allerdings stets zu verhindern weiß. Mit ihren – durchaus durchdachten – Ideen die Bilanzen der Filiale zu verbessern scheitert sie fast immer an Thorstens Desinteresse. Pina tritt eher zurückhaltend und schüchtern auf und verkörpert in vielerlei Hinsicht das Klischee eines Mauerblümchens. Gleichzeitig hat sie im Verlauf der Serie (für alle anderen Charaktere oft unerwartete) Geschlechtspartner und offenbart verschiedene unerwartete Talente.
Marie Bloching als Lia ist eher gelangweilt. An der Kasse arbeitet sie häufig mit Nackenkissen, da sie gelegentlich dort einschläft. Ihre größte Sorge ist, dass ihre nur kurzfristig angepeilte Tätigkeit im Supermarkt sich als langfristige Sackgasse entpuppt. Sie hat Interesse an Titus, dieses wird dem Zuschauer allerdings erst später eindeutig offenbart, als es umgekehrt bei Titus der Fall ist.
Nura Habib Omer als Flora würde gerne Rapperin werden. Sie tritt sehr selbstbewusst und mit großer Schnauze auf.
David Ali Rashed als Samy/450er ist 450er mit Leib und Seele. Er ist cool und etwas hängengeblieben.
Doris Kunstmann als Frau Jensen ist wie Wilhelm ein Urgestein des Ladens. Ihre jüngeren Mitarbeiter suchen sie häufig aufgrund ihrer verschiedenen Lebensweisheiten auf.
Wolfgang Michael als Wilhelm arbeitet schon ewig als Hausmeister. Seit er seine Frau verloren hat, hat er sich dem Kerzenziehen verschrieben und versucht seine selbstgemachten Kerzen im Supermarkt zu verkaufen.
Nebendarsteller
Alexander Merbeth als Claude, ein Obdachloser, der vor dem Supermarkt lebt.
Lo Rivera als Beyza, rechte Hand von Frau Kolinski und in Staffel 1 heimlicher Schwarm von Thorsten. Sie steht allerdings auf Pina.
Catrin Striebeck als Sabine Kolinski, Chefin der Kolinski-Märkte. Sie tritt ähnlich autoritär auf wie Thorsten und lässt alle drei Filialleiter von Kolinski – darunter ihren Mann (s. u.) – dies auch spüren. Ihr Verhältnis zu Thorsten ist extrem angespannt und sie versucht öfter ihn zu feuern. Gleichzeitig haben sie in der Serie zu einer Gelegenheit eine sexuelle Affäre, was wiederum die Konkurrenz der einzelnen Kolinski-Filialen nicht gerade schmälert.
Samirah Breuer als Kimi, Freundin von Samy. Sie arbeitet zu Beginn bei Kolinski Eimsbüttel.
Emil Belton als Henry, Bruder von Pelle und arbeitet bei Kolinski Eimsbüttel.
Oskar Belton als Pelle, Bruder von Henry und arbeitet bei Kolinski Eimsbüttel.
Lisa-Marie Koroll als Lisa, kurzzeitige Freundin von Titus. Titus beendet die Beziehung, als er sich klar wird, was er für Lia empfindet.
Regine Hentschel als Judith, Jonas’ im Rollstuhl sitzende Mutter.
Adam Bousdoukos als Georgios, Filialleiter von Kolinski Eimsbüttel.
Fridolin Sandmeyer als Kalle, Jonas’ Freund und (wie sich später herausstellt) Bruder.
Lisa Hagmeister als Susanne, Putzkraft, Peters Mutter und Thorstens Freundin.
Regie führten die Zwillingsbrüder Emil und Oskar Belton sowie Bruno Alexander. Letzterer spielt als „Titus“ als eine der Hauptrollen in der Serie mit, die Belton-Zwillinge haben kleinere Nebenrollen als Mitarbeiter der Eimsbütteler Kolinski-Filiale. Die beiden Produzenten Christian Ulmen und Carsten Kelber haben den dreien völlig freie Hand gegeben.[4] Die ursprüngliche Idee stammt von der niederländischen Serie Vakkenvuller (dt. „Regalauffüller“).[5] Die Handlung wurde an 23 Drehtagen überwiegend improvisiert.[6] Das Handlungskonstrukt jeder Folge wird von den Regisseuren vorgegeben, sämtliche daraus entstehenden Dialoge und Interaktionen der Darsteller sind hingegen spontan vor der Kamera entstanden. Gelegentlich werden besonders überspitzte Handlungen nur dem betreffenden Darsteller vorab mitgeteilt, sodass die überraschten Reaktionen der anderen Schauspieler authentisch gespielt werden.
Die ersten beiden Staffeln wurden in einer ehemaligen Aldi-Filiale in der Kieler Straße in Hamburg-Stellingen gedreht.[7] Nachdem der ursprüngliche Drehort in eine Flüchtlingsunterkunft umgebaut wurde, wurden die dritte und die vierte Staffel in einem weiteren leerstehenden Aldi-Markt an der Gubener Straße in Hamburg-Jenfeld produziert.[8][9]
Rapperin Nura spielt die Rolle der Flora. Ihr Song Niemals Stress mit Bullen läuft an zwei Stellen der Serie.[4]
Die erste Staffel erschien am 17. Dezember 2021, die zweite Staffel am 11. November 2022 und die dritte Staffel am 22. November 2023 – jeweils bei Prime Video.[10][11] Insgesamt sind 30 Episoden erschienen (jeweils zehn je Staffel), wobei die letzte Folge in Staffel 1 als Making-of und ebenfalls die letzte Folge in Staffel 2 als Mockumentary-Making-of konzipiert ist.
Die ersten sechs Folgen der vierten Staffel wurden am 27. November 2024, die restlichen vier Folgen am 23. Dezember 2024 bei Prime Video veröffentlicht.[12]
Rezeption
Verglichen wurde die Serie von der Kritik mit der Fernsehserie Stromberg, nicht nur auf Grund des Settings, sondern auch wegen der Figur des Filialleiters Thorsten.[4][13] Die Serie wurde überwiegend positiv rezipiert.
Birgit Fuß schrieb für den Rolling Stone „das meiste [sei] tatsächlich sehr lustig. Es [gäbe] ein bisschen zu viel Fäkalhumor und billige Pointen, doch was wirklich schade ist: Dass die Staffel mit einem Würgereiz endet – und zwar bei Folge neun, während in der zehnten dann nur noch ein Making-of gezeigt wird. Sympathisch, aber eben kein richtiges Finale – dramaturgisch eine kleine Enttäuschung“.[6]
Aurelie von Blazekovic schrieb in der Süddeutschen Zeitung eher negativ: „Die Discounter ist trotzdem deutsche Comedy der guten Sorte. Aber weil die Serie sich stark an den internationalen Formaten anlehnt, muss sie sich an ihnen auch messen lassen, und da stinkt sie ab […] Leider misslingt genau das Liebenswürdige in Die Discounter an etwas zu vielen Stellen. Charaktere verhalten sich ganz plötzlich so abgrundtief fies, dass man nicht weiß, über was oder wen man gerade eigentlich lachen soll. Arschlöcher sind eben nur lustig, wenn sie in Wirklichkeit gar keine sind.“[2]
Nina Pauer von Die Zeit schrieb: „Dem Trio Alexander/Belton ist mit […] Die Discounter gelungen, was einem im deutschen Fernseh- und Streamingraum wirklich selten begegnet: Frische. Und zwar keine, die vorher großartig inszeniert und angekündigt worden wäre, sondern echte, spontane.“[14]
Jan Freitag bezeichnete im Tagesspiegel das Serienkonzept als „oft eher marktwirtschaftlich als soziokulturell grundiert. Trotzdem [seien] Die Discounter durchaus sehenswert. Zumindest für jene, die Stromberg nicht kennen.“[15]