Deutenhausen (Weilheim in Oberbayern)

Deutenhausen
Koordinaten: 47° 50′ N, 11° 10′ OKoordinaten: 47° 49′ 35″ N, 11° 10′ 27″ O
Höhe: 589 m ü. NHN
Einwohner: 286 (31. Dez. 2022)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1978
Postleitzahl: 82362
Vorwahl: 0881
Deutenhausen vom Südwesten aus gesehen
Deutenhausen vom Südwesten aus gesehen

Deutenhausen ist eine ehemalige Gemeinde und heute ein Gemeindeteil der Kreisstadt Weilheim in Oberbayern des Landkreises Weilheim-Schongau. Das Kirchdorf liegt knapp drei Kilometer südöstlich der Weilheimer Altstadt.

Deutenhausen von Westen

Geographie

Deutenhausen liegt im eiseitlichen Angerbachtal am Rand des Eberfinger Drumlinfeldes. Durch den Ort verläuft der Angerbach.

Geschichte

Die älteste bekannte Erwähnung Deutenhausens stammt aus dem Jahr 1083, als der Churer Bischof Norbert von Hohenwart in einer Urkunde dem Chorherrenstift Habach Besitzungen in „Tutenhusen“ zuweist. Seit dieser Zeit ist auch die Existenz eines edlen Geschlechts „von Tutenhusen“ gesichert, das Anfang des 13. Jahrhunderts ausstarb und seinen Besitz in Deutenhausen dem Kloster in Polling hinterließ.[2]

Franz Sales Gailler erwähnt 1756 in Deutenhausen 10 Bauernhöfe. Davon gehörten sechs dem Kloster Polling, zwei dem Kloster Benediktbeuern und je eines dem Kloster Wessobrunn und der Kirche Deutenhausen.[2]

Mit dem Ersten Gemeindeedikt entstand 1808 die politische Gemeinde,[2] die neben dem Dorf selbst aus folgenden Ortsteilen bestand: Farchenbichl, Gabler, Gossenhofen, Hardtwiese (ab ca. 1950),[3] Hirschberg am Haarsee (bis zum Ortschaften-Verzeichnis 1904 „Haarsee“),[4] Marnbach, Rauchen, Rothsee.[5] Die Gemeinde gehörte zum Landgericht Weilheim. 1975 wurde ein Kirchenchor, 1879 ein Veteranenverein und 1880 die Freiwillige Feuerwehr Marnbach-Deutenhausen gegründet.[6] 1919 erfolgte der Anschluss an die Stromversorgung.[2]

Der Zweite Weltkrieg endete für Deutenhausen am Abend des 29. April 1945 mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen.[6]

Im Zuge der Gebietsreform wurde am 1. Januar 1978 die gesamte Gemeinde nach Weilheim eingemeindet.[7]

Einwohnerentwicklung

Dorf Gemeinde
Jahr Einwohner Gebäude
(ab 1885 nur Wohngebäude)
Einwohner Gebäude
(ab 1885 nur Wohngebäude)
1825[8] 81 12
1864[5] 71 27, 1 Kirche 230 75
1871[9] 95 63 251 158
1885[10] 82 15 274 53
1900[4] 87 14 270 53
1925[11] 114 17 407 61
1950[3] 241 22 760 74
1970[12] 136 502
1987[13] 157 41 582 1 151 1
2000[14] 235
2010[14] 261
2017[14] 283
2018[14] 273
2019[14] 256
2020[1] 281
2021[1] 285
2022[1] 286
1 
Werte der ehemaligen Ortsteile summiert

Religion

Filialkirche St. Johann

Seit 1199 gehörte die ehemalige Eigenpfarrei der Edlen von Deutenhausen mit seiner Pfarr-Kirche St. Johann zum Kloster Polling und wurde von dort aus "excurrendo" von einem Pollinger Vikar, betreut. Infolge der Säkularisation in Bayern kam Deutenhausen 1802 zur Pfarrei Eberfing. Im Jahr 1917 wurde die Expositur Marnbach zur selbständigen Pfarrei im Bistum Augsburg erhoben, Deutenhausen wurde unter Beibehaltung der pfarrlichen Rechte der Johanneskirche deren Filiale.[2] Seit 2000 gehört diese Pfarrei zur Pfarreiengemeinschaft Weilheim.

1871 waren 97,2 % der Einwohner der Gemeinde römisch-katholisch, der Rest protestantisch.[9] Daran änderte sich bis mindestens 1925 wenig (1885: 99,3 %; 1900: 96,7 %; 1925: 93,4 %). Heute sind durch Zuzüge rund die Hälfte Angehörige einer anderen Religion oder religionslos. Die Protestanten gehören zur Kirchengemeinde Weilheim.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Seit 1975 besteht der „Sport- und Schützenverein Marnbach – Deutenhausen“.[15] 1879 wurde ein Veteranenverein initiiert, 1880 eine Freiwillige Feuerwehr, 1890 folgte der (nicht mehr bestehende) Zimmerstutzenschützenverein. Jüngere Vereine sind der „Verein für Gartenkultur für Marnbach-Deutenhausen“, gegründet 2000, oder der Verein der Dorfjugend, der Theaterverein und der Trommlerverein.[2]

Ein besonderes Bauwerk ist die Kirche St. Johann in Deutenhausen. Sie beinhaltet romanische, gotische und barocke Bauelemente. Die ursprünglich romanisch/gotische Kirche wurde ab 1668 barockisiert, 1709 wurde eine Gewölbe mit (Wessobrunner) Stuck und Malereien eingebaut. Der Hochaltar samt Figuren stammt von Franz Xaver Schmädl (1747), die zentrale Madonnenfigur von Hans Leinberger (1525). Weitere kostbare Ausstattungsstücke sind erhalten, unter anderem eine Votivtafel von 1733, die besonders kulturgeschichtlich wertvoll ist, da auf ihr das Dorf Deutenhausen abgebildet ist und dabei eine der ältesten Darstellungen eines Maibaums zu sehen ist.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bildung

Seit Gründung der Schule in Marnbach 1796 bis zu deren Auflösung 1982 gehörte Deutenhausen zum dortigen Schulsprengel. Seither gehen alle Schüler nach Weilheim zur Schule.

In Marnbach befindet sich noch ein Kindergarten, den die Pfarrgemeinde betreibt.

Verkehr

An Deutenhausen vorbei verläuft die Staatsstraße 2064 (Weilheim–Bad Tölz).

Deutenhausen ist durch zwei Bushaltestellen (Deutenhausen, Deutenhausen Riedlestraße) an das Netz des Regionalverkehrs Oberbayern angeschlossen. Es halten die Linien 9602 (Weilheim–Eberfing–Weilheim) und 9655 (Weilheim–SeeshauptPenzberg).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter von Deutenhausen

  • Familie Brey, Brauer-Familie im 19. Jahrhundert (Löwenbräu)

Personen, die in Deutenhausen wirkten

  • Franz Töpsl (1711–1796), katholischer Theologe und Wissenschaftler (war 1740-45 Vikar in Deutenhausen, dann Propst in Polling)

Literatur

  • Reinhard Schmid: Aus der Geschichte von Marnbach und Deutenhausen. Selbstverlag, Weilheim in Oberbayern 1980, DNB 821005324.
  • Gast Klaus: Beiträge zur Geschichte von Marnbach und Deutenhausen, Selbstverlag, Weilheim, 2000 und verschiedene Beiträge dazu im Jahrbuch Lech Isar Land 2007 ff.
Commons: Deutenhausen (Weilheim in Oberbayern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Stadt Weilheim i.OB - 4.2. Einwohnerwesen. Abgerufen am 11. Juli 2023.
  2. a b c d e f Chronik Deutenhausen. In: weilheim.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. September 2018; abgerufen am 21. September 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.weilheim.de
  3. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 342 (Digitalisat).
  4. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 353 (Digitalisat).
  5. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 330, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  6. a b Klaus Gast: Die Geschichte der Feuerwehr Marnbach – Deutenhausen. In: ffw-md.de. Abgerufen am 20. September 2018.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 595 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  8. Adolph von Schaden: Topographisch-statistisches Handbuch für den Isarkreis im Königreich Baiern. 1825, S. 72 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  9. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 371, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  10. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 354 (Digitalisat).
  11. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 364–365 (Digitalisat).
  12. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 63 (Digitalisat).
  13. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 161 (Digitalisat).
  14. a b c d e Stadt Weilheim i.OB - 4.2. Einwohnerwesen. Abgerufen am 11. Oktober 2022.
  15. Geschichte. In: ssv-marnbach.de. Abgerufen am 20. September 2018.