Die Poellath GmbH & Co. KG früher Carl Poellath Münz- und Prägewerk Schrobenhausen GmbH & Co. KG ist eine Münz- und Prägeanstalt zur Herstellung von Münzen, Medaillen, Plaketten und Abzeichen. Das im 18. Jahrhundert gegründete Familienunternehmen[1] früher auch schlicht Carl Poellath oder Kunstgewerbliche Prägeanstalt genannt, mit Sitz in Schrobenhausen,[2] gilt als führend in der Herstellung von geprägten Uniformeffekten, Emblemen für Fahrzeuge und anderen hochwertigen Abzeichen.
Nachdem der MagistratsratJohann Christoph Abraham im Jahr 1778 das Unternehmen gegründet hatte, heiratete seine Witwe Ursula 1798[3] den aus Landshut stammenden Nadlermeister und Namensgeber des Unternehmens, Carl Poellath,[1] (13. Mai 1777 – 12. September 1834). Der fortschrittliche Handwerker konstruierte als erster in Bayern Maschinen, deren Schlagwerkzeuge die Fertigung von Knopf- und Hartfasswaren, wie Schnallen und Schließen aus Messing durch das Prägeverfahren ermöglichten.[4] Seine Leistungen für das Gewerbewesen im Königreich Bayern wurden durch Maximilian I. Joseph von Bayern und seiner Frau Königin Karoline 1825 durch die Übersendung des Bronze-Alabaster-Medaillons als erste und seinerzeit zugleich allerhöchste Auszeichnung gewürdigt.[1]
Nach dem Tode seiner Ehefrau Ursula ehelichte Carl Poellath 1833 die Josepha, geborene Geiger aus Lauingen, starb jedoch kurz darauf, woraufhin Josepha 1834 den Josef Hitl heiratete, der den Betrieb dann für Jahrzehnte leiten sollte.[1]
Im Zuge der Industrialisierung 1852 wuchs die Werkstatt zu einer Fabrik mit bis zu 300 Beschäftigten an. Der nachfolgende Geschäftsführer Josef Hitl jun. (1836–1901) erweiterte die Produktionspalette durch Devotionalien und ergänzte dies mit einem Spezialversandgeschäft für religiöse Artikel.[5]
So finden sich noch Ende des 19. Jahrhunderts Holzstiche aus der Werkstatt Poellaths in dem 1886 von Jan Nepomucen Łukowski herausgegebenen Buch (übersetzt etwa Das frühe Leben von Jesus Christus und Maria):
Für den überregionalen Vertrieb der Produkte erwies sich die Verlegung des Firmensitzes 1884 aus der Altstadt Schrobenhausens an den bis heute eingenommenen Standort in der Bahnhofstraße als förderlich. Zudem wurde um die Jahrhundertwende in den Jahren von 1895 bis 1902 der Antrieb der Maschinen von den bis dahin unterhaltenen Dampfmaschinen durch die Einführung von elektrischen Maschinen abgelöst. Etwa zeitgleich wurde auch eine eigene Galvanisierung in Betrieb genommen.[1]
Es waren insbesondere die Aktivitäten von Hitls Sohn Georg Hitl, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Wiederbelebung der Medaillenkunst für das Unternehmen von Bedeutung wurden:[5] In einen Aufruf an deutsche Künstler bat Hitl 1903 diese, seiner Prägeanstalt Medaillenmodelle zur Verfügung zu stellen. Diesem Ruf folgten 13 Künstler so auch Friedrich Wilhelm Hörnlein und Georg Wrba.[6] So wurde 1906 das Prägen von Gedenkmünzen sowie von Vereinsabzeichen und Medaillen eingeführt, was, wenngleich im Folgejahr 1907 die Familie Greiner die Eigentumsrechte an der Firma erwarb,[1] dann namhafte Künstler wie Rudolf Bosselt, Max Dasio, Heinrich Kautsch, Hugo Kaufmann und viele mehr zu Kunden des Unternehmens machte, die Werke nach ihren Entwürfen in den Carl Poellath-Werkstätten fertigen und vertreiben ließen.[1]
N.N.: Die Firma Karl Poellath in Schrobenhausen. Dem Gedächtnis mehr als hundertjähriger friedlicher Arbeit / gewidmet Georg Hitl, (Druck: München: Hamböck), 1917; 73 Seiten mit Abbildungen auf einer Bildtafel
↑Auf ihrer Webseite nannte das Unternehmen Brüssel als Ort der Weltausstellung 1873, während im selben Jahr jedoch die Weltausstellung 1873 in Wien durchgeführt wurde.
↑Davon abweichend wird das Jahr 1912 für die Verleihung des Königlich Bayerischen Hoflieferanten genannt, vergleiche das Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern, Nr. 17, München, 27. März 1912
↑Werksverzeichnisnummer: 77.2 - Günter Kloss: Georg Wrba (1872 - 1939). Ein Bildhauer zwischen Historismus und Moderne. Michael Imhof Verlag, Petersberg 1998, ISBN 3-932526-20-1. – Abbildung auf Seite 113