Bruno Valentin, der Sohn des jüdischen Großkaufmanns Heinrich Valentin (1841–1925) und der Helene geborene Mannheimer (1850–1928), legte sein Abitur 1904 am Königstädtischen Gymnasium in Berlin ab. Anschließend widmete er sich dem Studium der Medizin an den Universitäten Berlin und Würzburg, 1909 absolvierte er in Würzburg das ärztliche Examen und erhielt die Approbation als Arzt, 1910 wurde er bei Eugen Enderlen zum Dr. med. promoviert.
Valentin begann seine berufliche Karriere 1909 als Assistenzarzt bei Moritz Borchardt am Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Berlin-Wedding. 1911 hatte er bei Georg Joachimsthal an der Orthopädischen Poliklinik der Berliner Charité gearbeitet. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Arzt teilgenommen hatte, trat er 1919 die Stelle eines Assistenzarztes an der Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie in Frankfurt/Main an, dort habilitierte er sich 1922. Im gleichen Jahr wechselte er als Hilfsassistent von Eugen Enderlen sowie Privatdozent an die Chirurgische Universitätsklinik nach Heidelberg, dort wurde er 1924 zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor der Chirurgie befördert. Zwischenzeitlich war er 1923 als Austauschassistent an der Chirurgischen Universitätsklinik Utrecht tätig. Ende 1924 wurde er als Nachfolger Peter Bades zum Chefarzt am Annastift und Landeskrüppelarzt der Provinz Hannover bestellt. Zusätzlich lehrte er als Privatdozent, seit 1930 als nichtbeamteter außerordentlicher Professor an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Auf Druck der Nationalsozialisten 1936 entlassen, emigrierte er 1938 nach Brasilien, dort lebte er in Rio de Janeiro. Bruno Valentin, der inzwischen die brasilianische Staatsbürgerschaft erworben hatte, kehrte 1967 nach Deutschland zurück. Bruno Valentin war seit 1911 mit Martha geborene Hellmann, mit der er zwei Kinder hatte, verheiratet. Er starb 1969 84-jährig in Hannover.
Barbara Elkeles: Die Vertreibung eines hannoverschen Arztes unter der NS-Diktatur. Zum Gedenken an Bruno Valentin (1885–1969). In: Niedersächsisches Ärzteblatt. Mitteilungsblatt der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 1986, ISSN 0028-9795.
Gabriele Bergner: Ein Leben für die Menschen. Bruno Valentin 1885–1969, mit historischen Dokumenten illustrierte Broschüre, Hg. Anna-von-Borries-Stiftung, Hannover 2016.
Waldemar R. Röhrbein: Jüdische Persönlichkeiten in Hannovers Geschichte, vollständig überarbeitete, erweiterte und aktualisierte Neuauflage, Hannover: Lutherisches Verlagshaus, 2013, ISBN 978-3-7859-1163-1.
Archivalien
Archivalien von und über Bruno Valentin finden sich beispielsweise
im Jüdischen Museum Berlin als „Ahnentafel von Prof. Dr. Bruno Valentin (1885-1969), eingesandt bei der Gesellschaft für jüdische Familienforschung“ aus der Zeit um 1936 bis 1941, mit einer Auflistung der Vorfahren, Inventar-Nummer 2000/505/32[4]
Bruno Valentin: Chronik 1924–1936. Manuskript im Besitz von Hedi Lattey, Kanada[5]
↑Über Bruno Valentin, Artikel mit einem Porträtfoto auf der Seite der Diakovere gGmbH in der Version vom 2. Februar 2017, zuletzt abgerufen am 6. Juni 2023
↑Hugo Thielen: Valentin, Bruno. In: Stadtlexikon Hannover, S. 638; Vorschau über Google-Bücher
↑Vergleiche die Angaben des Museums mit Ablichtung der Ahnentafel
↑Tochter Valentins, sie gab Interviews über ihren Lebensweg: referiert inMoving West: German-Speaking Immigration to British Columbia 1945–1961. Diss. phil. University of Victoria 2008, von Christian Lieb