Birklingen

Birklingen
Stadt Iphofen
Koordinaten: 49° 43′ N, 10° 21′ OKoordinaten: 49° 42′ 38″ N, 10° 20′ 45″ O
Höhe: 336 m ü. NHN
Fläche: 2,84 km²[1]
Einwohner: 60 (25. Mai 1987)[2]
Bevölkerungsdichte: 21 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 97346
Vorwahl: 09326
Karte
Lage von Birklingen (fett) im Iphöfer Gemeindegebiet
Bild von Birklingen

Birklingen (fränkisch: Bärgli[3]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Iphofen im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.[4]

Geografische Lage

Birklingen liegt im äußersten Nordosten des Iphöfer Stadtgebietes am Fuße des Roßberges, einer mit 477 m markanten Erhebung im Steigerwald. Im Norden beginnt das Gebiet der Gemeinde Castell, der Osten, Südosten und Süden werden vom Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim eingenommen. Südwestlich beginnt die Marktgemeinde Einersheim, die weit in das Gebiet Iphofens hineinragt. Im Westen erstreckt sich die Stadt Iphofen. Auf halber Strecke zwischen Iphofen und Birklingen ist die sogenannte Bildeiche zu finden. Daneben hat die Gemarkung Birklingen Anteil am Naturschutzgebiet Schloßbergsattel bei Markt Einersheim.[5]

Nächstgelegene größere Städte sind das etwa 9,5 Kilometer entfernte Scheinfeld und Kitzingen in 13,5 Kilometer Distanz.

Durch Birklingen verläuft der Fränkische Marienweg.

Geschichte

Die Herkunft des Ortsnamens Birklingen ist umstritten. In der Literatur werden mehrere Interpretationsmöglichkeiten erwähnt. Recht unwahrscheinlich ist, dass sich der Name von einem Vornamen des 9. Jahrhunderts, also von „bei den Leuten des Birkilo“ ableitet. Wahrscheinlich ist die Herleitung vom mittelhochdeutschen Wort für junge Birke, birkel. Birklingen wäre als Ort zu deuten, wo junge Birken standen und zu übersetzen mit „bei den Leuten, die an jungen Birken wohnen“.[6] Vielleicht handelte es sich auch um eine Klinge, ein von Birken bewachsenes Tal.[7]

Im Jahr 1159 wurde Birklingen erstmals in den Quellen erwähnt. Damals bezeugte in einer Urkunde des Bischofs von Würzburg ein „Cunrad de Birclingen“. 1244 erhielt das Benediktinerinnenkloster Kitzingen den Zehnt des Dorfes von den Grafen zu Castell zurück. Im Jahr 1316 kam das Dorf mit Vogtei, Gericht und allen Gülten von Albrecht von Hohenlohe und der Witwe Hedwig zu Castell an das Nürnberger Deutschordenshaus. 1341 wurde das Dorf „Bircklingen“ genannt.

Während des weiteren Mittelalters folgten häufig wechselnde Herrschaften. So ist im Jahr 1346 Arnold von Seckendorff in Birklingen nachgewiesen. Am 15. Oktober 1404 erwarb Hans Zollner von Hellmitzheim das Dorf bis auf eine Hube. 1423 vermachte Elsbeth von Thüngen dem Spital St. Johannes in Iphofen das Dorf. Auf das Jahr 1452 datieren die ersten Erwähnungen einer Pfarrei in dem Dorf „Birckling“. Sie soll schon lange Zeit unabhängig von Iphofen gewesen sein.

Fürstbischof Johann von Grumbach ließ im Jahr 1459 die Augustinerchorherren im Ort ansiedeln, sie sollten die im 15. Jahrhundert aufblühende Wallfahrt in Birklingen betreuen. Im Jahr 1464 erwarben die Chorherren das Dorf. Nach dem Bauernkrieg des Jahres 1525 wurde das Kloster 1546 aufgelöst. Daraufhin erhielt das Hochstift Würzburg den Ort. Zeitweise wurde er zu dieser Zeit „Pirckling“ genannt.[8]

Nachdem das Chorherrenstift bereits einige Zeit nicht mehr existiert hatte, setzte sich zeitweise der Dorfname „Closter Bircklingen“ durch. Im 18. Jahrhundert war Birklingen einige Zeit eine Wüstung, bevor es unter Bischof Franz Ludwig von Erthal als Einzelhof wiederaufgebaut wurde. So nannte man es bis ins 19. Jahrhundert „Neu-Birklingen“. Der Hof war bis 1937 Teil eines Gutsbetriebes, der neben Birklingen aus dem Neubauhof und dem Josephshof bestand. Die Bayerische Landessiedlung baute den Ort zu drei Hofstellen aus und siedelte Bauern aus dem Schwarzwald hier an.[9] Im Jahr 1972 kam Birklingen zur neugebildeten Großgemeinde Iphofen.[10]

Einwohnerentwicklung

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970 1987
Einwohner 98 102 111 115 131 115 126 130 130 115 109 104 103 97 100 87 98 101 76 112 110 93 110 88 60
Häuser[11] 15 19 20 21 20 21 20 18 21 18
Quelle [12] [13] [14] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [14] [22] [14] [23] [14] [24] [14] [14] [14] [25] [14] [1] [26] [2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Baudenkmäler

Die Filialkirche St. Maria

Die katholische Filialkirche ist der heiligen Maria geweiht. Ursprünglich entstand das Gotteshaus wegen eines wundertätigen Vesperbildes, das sich heute in der St.-Vitus-Kirche Iphofen befindet. Eine Wallfahrt zog schnell Pilger nach Birklingen, die Errichtung des Augustinerchorherrenstiftes war die Folge. In den Jahren 1458 bis 1463 entstanden Chor und Turm, danach ging man an die Erbauung des Langhauses, welches 1506 fertiggestellt war.

Nachdem das Gotteshaus im Deutschen Bauernkrieg zerstört worden war, forcierte Bischof Julius Echter den Wiederaufbau als kleinere Kapelle. Wiederum wurde die Kirche 1789 bis 1794[27] nach den Plänen des Johann Michael Fischer umgebaut. Der noch bestehende Hochaltar entstand im Jahr 1794. Ältestes Teil der Ausstattung ist eine spätgotische Madonnenfigur.

Neben der Kirche haben sich Reste des Chorherrenstifts erhalten. Aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammen die Reste des ehemaligen Konventgebäudes, dessen Grundmauern teilweise noch vorhanden sind. Außerdem sind noch einige Wirtschaftsgebäude vorhanden. Am Weg nach Birklingen stand ab 1715 eine kleine, der heiligen Dreifaltigkeit gewidmete Kapelle, die für die Pilger errichtet worden war.

Sagen

Der Dorfsee

Mehrere Sagen haben den großen Dorfsee zum Thema. Eines Tages hackten zwei Nachbarn auf ihren Äckern in der Nähe des Sees ihre Runkelrüben. Als das Angelusläuten der Dorfkirche erschall, beteten die beiden auf ihren Feldern. Während sie beteten, tauchte plötzlich ein kleines Männchen neben ihnen auf. Es sagte: „Oh, wie dumm seid ihr doch, dass ihr euch noch so plagen müsst! Da drunten im See liegt so viel Geld, dass ihr euch nie mehr plagen müsstet.“

Die Männer zweifelten aber an der Aussage des Männleins und widersprachen ihm laut. Da war es plötzlich verschwunden und konnte den genauen Ort, wo der Schatz zu finden sei, nicht mehr erklären. Die Sage besitzt vielleicht einen wahren Kern. So sollen die Birklinger ihre Kirchenglocke im See versenkt haben, als das Dorf im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden bedroht wurde. Die Glocke soll heute noch zu bestimmten Zeiten läuten.

Das Marienbild

Eine weitere Birklinger Sage verweist auf die Gründungsgeschichte des Augustiner-Chorherrenklosters, das lange Zeit die Geschichte des Dorfes prägte. Im 15. Jahrhundert soll in einem Baum ein Marienbild gefunden worden sein, das bald darauf Wunder wirkte. Die Pietà zog auch bald Wallfahrer an. Während des Dreißigjährigen Krieges verschwand das Bild auf wundersame Weise und wurde erst im Jahr 1700 im Inneren der Birklinger Kapelle wiedergefunden. Dann brachte man es nach Iphofen.

In Iphofen blieb das Marienbild allerdings nicht lange. Denn bereits am Tag nach seiner Übertragung in die nahe Stadt war das Bild wieder nach Birklingen zurückgekehrt. Eine zweite Versetzung hatte ebenfalls keinen Erfolg. Daraufhin schworen die Iphöfer jährlich am 8. September eine Bittprozession nach Birklingen abzuhalten. Nach dem Schwur blieb das Marienbild in Iphofen. Eigentlich wurde die Prozession von den Iphöfern wegen der Pest ausgelobt.[28]

Verkehr

Die Bundesstraße 286 führt nach Castell (3,3 km nördlich) bzw. nach Ziegenbach (1,9 km südöstlich). Die Kreisstraße KT 19 führt nach Iphofen zur Bundesstraße 8 (6,6 km westlich).[5]

Literatur

Commons: Birklingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 817 (Digitalisat).
  2. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 364 (Digitalisat).
  3. W. D. Ortmann: Landkreis Scheinfeld, S. 15. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „bęrgli“.
  4. Gemeinde Iphofen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 12. September 2024.
  5. a b Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 12. September 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen, S. 39 (Google Books).
  7. Ortmann, Wolf Dieter: Landkreis Scheinfeld. S. 16.
  8. Ortmann, Wolf Dieter: Landkreis Scheinfeld. S. 16.
  9. Alfred Knoll: Besitzrechtliche und wirtschaftliche Wandlungen der Gutsbetriebe im Steigerwaldvorland, Ochsenfurter Gäu und einem Teil des Maindreiecks seit 1900. Zulass. Erlangen 1994. S. 44.
  10. Bauer, Hans - Landkreis Kitzingen. S. 112 f
  11. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  12. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 10 (Digitalisat).
  13. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 59 (Digitalisat).
  14. a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 183, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  15. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1082, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  16. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 173 (Digitalisat).
  17. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1247–1248, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 68 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 196 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1179 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 198 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1251 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 198 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1289 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1115 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 188 (Digitalisat).
  27. Elfriede Würl: Kosmas und Damian. Ihre Wirkungsgeschichte in Franken. In: Würzburger Fachprosa-Studien. Beiträge zur mittelalterlichen Medizin-, Pharmazie- und Standesgeschichte aus dem Würzburger medizinhistorischen Institut, [Festschrift] Michael Holler zum 60. Geburtstag. Königshausen & Neumann, Würzburg 1995 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 38), ISBN 3-8260-1113-9, S. 134–155; hier: S. 148 f.
  28. Klarmann, Johann Ludwig (u. a.): Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. S. 102–104.