Der südwestliche Vorort von Schweinfurt liegt am rechten Ufer des Mains. Typisch für den Ortskern des einstigen Straßendorfes sind die traufseitigen Natursteinhäuser. Bergrheinfeld liegt am Nordrand des Fränkischen Weinlandes. Überregional ist Bergrheinfeld als wichtiger deutscher Stromleitungsknoten und ein Ende von Suedlink bekannt.
Der Name Rheinfeld wurde ursprünglich für Berg-, Grafenrheinfeld und Oberndorf verwendet. Bergrheinfeld liegt mit 208 m ü. NHN nur 2 Meter höher als Grafenrheinfeld, was aber bei der Gefahr durch Hochwasser einen maßgeblichen Unterschied ausmacht. Deshalb wurde zur Unterscheidung der gleichnamigen Ortschaften der Name Bergrheinfeld gebräuchlich.[3]
Geografie
Lage
Bergrheinfeld liegt im waldarmen Westen des Schweinfurter Beckens, zwischen Main und Wern. Die Fluren werden von Ackerbau und Hochspannungsleitungen geprägt. Am östlichen und südlichen Rand des Gemeindegebietes liegen Auwälder und zahlreiche kleinere Seen (siehe: Schutzgebiete). Im Ortsteil Garstadt wird im kleinen Maße Weinbau betrieben (0,3 ha Rebfläche).[4]
Bergrheinfeld liegt innerhalb eines wichtigen Infrastrukturknotenpunktes an der südwestlichen Peripherie Schweinfurts, wo Autobahnen, Straßen, Bahnlinien und Hochspannungsleitungen zusammenlaufen, mit einem Leitungsknoten von nationaler Bedeutung (siehe: Leitungsknoten Bergrheinfeld).
Die heutige Gemeindegrenze zwischen dem rechtsmainischen Berg- und dem linksmainischen Grafenrheinfeld folgt nicht dem Main, sondern im Bereich der Altmainschleife Süd dem einstigen Verlauf des Flusses (Altmain) bis zur Mainkorrektion von 1823.
Altmain mit Kernkraftwerk …
… und Bergrheinfelder Insel
Der Altmain blieb abschnittsweise in Form von Altwassern erhalten.[7] Der linksmainische Bereich Bergrheinfelds zwischen Main und Altmainschleife Süd ist weitgehend von Wasser umgeben und wird heute Bergrheinfelder Insel genannt. Zu ihr gehören die Flurabteilungen Im Sand und Im Waidig. Die Bergrheinfelder Insel ist einschließlich des dort gänzlich zu Bergrheinfeld gehörenden Altmains 2,15 km² groß.[8] Das brettflache Areal wird seit der Mainkorrektion von 1823 durch einen in den 1960er Jahren ausgebauten Deich entlang des begradigten Mains vor Hochwasser geschützt.
Die Bergrheinfelder Insel (204 bis 205 m ü. NHN) liegt 1 bis 2 Meter über dem Wasserspiegel des Mains bei normalem Wasserstand (203 m ü. NHN zwischen der Staustufe Schweinfurt und der Staustufe Garstadt). Die Bergrheinfelder Insel ist unbewohnt, unbewaldet, wird ausschließlich landwirtschaftlich genutzt und ist trotz ihrer nahen Lage am Kernkraftwerk Grafenrheinfeld frei von Hochspannungsleitungen.
Der Main durchlief zwischen Berg- und Grafenrheinfeld mehrere Schleifen. 1823 wurde er dort durch die Mainkorrektion der Bayerischen Staatsregierung durch vier aufeinander folgende Durchstichebegradigt, wodurch die Mainschleifen zu Altwassern wurden (Altmain) und teilweise verlandeten. Ein Vorläufer des heutigen Maindeichs wurde an derselben Stelle angelegt, der dem begradigten Main folgte. Durch die Mainkorrektion wurden die linksmainischen Gebiete Bergrheinfelds vom Ort abgeschnitten.
Der Gemeinderat hat (ohne Bürgermeister) 20 Mitglieder.[13] Nach der Wahl zum Gemeinderat am 15. März 2020 ergab sich die im nebenstehenden Diagramm dargestellte Sitzverteilung.
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist Ulrich Werner (CSU) der am 12. März 2017 erstmals gewählt wurde und sein Amt am 1. Mai 2017 antrat; die Amtszeit läuft bis 30. April 2023.
Interkommunale Allianz
Die Gemeinde ist Mitglied in der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal.
Wappen
Blasonierung: „Über goldenem Dreiberg gespalten, vorne in Blau ein mit drei blauen Ringen belegter silberner Schräglinksbalken, hinten in Rot drei silberne Spitzen.“[14]
Wappenbegründung: In der vorderen Schildhälfte steht das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Echter von Mespelbrunn. Es ist zugleich das Wappen des Juliusspitals in Würzburg, das der Fürstbischof 1576 gegründet hat. 1663 kam Bergrheinfeld in den Besitz des Spitals, das bis zum Ende des Alten Reichs 1803 alleiniger Dorf- und Gerichtsherr war. Bergrheinfeld gehörte zum Territorium des Bistums Würzburg. Daran erinnern die drei silbernen Spitzen in Rot, der Fränkische Rechen. Der Dreiberg steht redend für den Ortsnamenbestandteil Berg-.
Die katholische PfarrkircheMater Dolorosa (deutsch: Schmerzensmutter, 1688–93) von Christian Hermann ist ein hochbarocker Saalbau mit eingezogenem Chor und Turm mit Welscher Haube, der 1873 erneuert wurde. Das Rathaus (Hauptstraße 38; 1666–67) mit Fachwerkobergeschoss war eine Vogtei bzw. ein Rentamt des Juliusspitals Würzburg. Das Zehnthaus (Hauptstraße 36) ist im Kern von 1666 und beherbergt seit Renovierung und Umbau im Jahre 1986 die Gemeindebibliothek. Das Gartenhaus an der Straße Im Keilgarten mit Fachwerkobergeschoss stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die katholische Kuratiekirche (Quasipfarrei) St. Michael in Garstadt (1691–94) von Georg Baumann ist ebenfalls ein hochbarocker Saalbau mit eingezogenem Chor und Turm mit Welscher Haube. Der Gasthof zum Schiff in Garstadt stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Im Rahmen der Vorarbeiten für das Umspannwerk Bergrheinfeld West (siehe: Bergrheinfeld West und Suedlink) wurde das bisher zweitgrößte schnurkeramische Gräberfeld Bayerns ergraben. Insgesamt wurden Gräber von 26 Frauen, Männern und Kindern freigelegt, die zwischen 2800 und 2300 vor Christus bestattet wurden.[15]
Schutzgebiete
Auf Bergrheinfelder Gemeindegebiet befinden sich vier Naturschutzgebiete.
Berg- und Grafenrheinfeld werden seit 1901 durch eine Mainbrücke verbunden.[17] 2008/2009 wurde die neue Stabbogenbrücke errichtet. Ursprünglich verkehrte 600 Meter weiter nördlich (mainaufwärts) eine Fähre über den Main in seinem ursprünglichen Verlauf (siehe: Mainkorrektion 1823). Hierauf weist heute dort noch der Name der EinzellageFährhaus auf Bergrheinfelder Gebiet hin.
Eine Schiffsanlegestelle an der Mainbrücke Bergrheinfeld am südmainischen Ufer (auf Grafenrheinfelder Seite) ist in Planung.
Gewässer
Der Main wurde im Raum Bergrheinfeld ab den 1950er Jahren zur Rhein-Main-Donau-Großschifffahrtsstraße ausgebaut. 1953 wurde die Staustufe Garstadt errichtet und 1956/57 der Main auf 203,10 m ü. NHN aufgestaut.[18] An der Staustufe befinden sich ein Laufwasserkraftwerk und eine Schleuse.
Durch Kiesabbau entstanden durch zwei Schweinfurter Baufirmen Baggerseen: unweit der Schweinfurter Stadtgrenze durch Riedel Bau sowie südmainisch an der Grenze zu Grafenrheinfeld durch die Firma Tasch (Taschsee; siehe auch: Badeseen).
Deiche
Die beiden Gemeindeteile Bergrheinfeld und Garstadt sind durch Deiche, die unmittelbar am Main verlaufen, vor Hochwasser geschützt.
Flutpolder Bergrheinfeld
Auf der Bergrheinfelder Insel wurde 2003 für einen ca. 170 Hektar großen, gesteuerten Flutpolder eine Machbarkeitsstudie erstellt. Sie zeigte, dass der Standort für die Errichtung eines Polders geeignet ist, und die Regierung von Unterfranken stellte fest, dass der geplante Polder den Zielen des Landesentwicklungsprogrammes entspricht. Bei einem hundertjährlichen Hochwasserereignis (HQ100) könne mit optimaler Steuerung des Flutpolders ein Absenken des Wasserstandes des Mains um ca. 20 cm in der Strommitte erreicht werden. Die Kosten des Polders wurden auf ca. 15 Mio. Euro geschätzt.[19]
Die Planungen des Polders trafen auf großen Widerstand der Bevölkerung und der örtlichen Landwirtschaft.[19]
Der Leitungsknoten wurde 2015 bis 2019 durch das neue Umspannwerk Bergrheinfeld West mit 380-/220-/110-kV-Transformatoren vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet TSO für rund 100 Mio. Euro weiter ausgebaut. Es ist über vier Stromkreise (zwei 220 kV und zwei 380 kV) mit der Schaltanlage des Kernkraftwerks verbunden. Bergrheinfeld West soll ein Endpunkt von Suedlink werden,[21][22] mit einer Gleichstromtrasse in Erdverkabelung.
Wechselstromtrasse P 43
2020 wurde bekannt, dass zusätzlich zur Gleichstromtrasse eine Fulda-Main-Leitung (P 43) als Wechselstromtrasse nach Bergrheinfeld geführt werden soll. Sie soll eventuell als Freileitung ausgeführt werden, da Wechselstromtrassen nur abschnittsweise und mit großem Aufwand (kleine Umspannwerke zwischen Erdkabel und Freileitung) erdverkabelt werden können.[23]
Umspannwerk Bergrheinfeld (um 1980) im Hintergrund rechts Schweinfurt
Umspannwerk Bergrheinfeld West (2019) mit 380-/220-/110-kV-Transformatoren
Bergrheinfeld West am Abend
Söhne und Töchter der Gemeinde
Michael Wecklein (1778–1849), römisch-katholischer Theologe und Geistlicher
Stephan Eusemann (1924–2005), Professor für Textilkunst und Flächendesign
Literatur
„Bergrheinfeld – Garstadt/100 Jahre im Bild“ (108 Seiten), Bach/Schöner – Geiger-Verlag, Horb am Neckar (1989)
Chronik „Heimat zwischen Main und Wern: Rheinfeld – Bergrheinfeld“ (400 Seiten) von Karl Schöner, Revista-Verlag, Schweinfurt (1991)