Zum Ort gehört die etwa zwei Kilometer südöstlich liegende Ortschaft Bleckenrode. Weitere Nachbarorte sind die zu Duderstadt gehörenden Ortsteile Nesselröden im Norden und Immingerode im Nordosten sowie das ebenfalls zu Teistungen gehörende Neuendorf.
Am 1. April 1999 wurde der Ort nach Teistungen eingemeindet.[4]
Massenflucht
Der Ort erlangte Bekanntheit, nachdem am Abend des 2. Oktober 1961 knapp die Hälfte der Einwohner – 16 Familien mit 53 Personen, darunter 21 Kinder – gemeinsam durch das zwischenzeitlich stellenweise verminteSperrgebiet in Richtung Westen nach Immingerode geflohen waren.[5][6] Dies war die größte gemeinschaftliche Flucht über die innerdeutsche Grenze, die es je gab. Knapp eineinhalb Jahre später, in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar 1963, gelang 13 weiteren Personen die Flucht in die Bundesrepublik. Um ihre möglichst geschlossene Wiederansiedlung bemühte sich der katholische Lagerpfarrer des Flüchtlingslagers FriedlandWilhelm Scheperjans.
Der Flucht vorausgegangen war der systematische Ausbau der Grenze durch die DDR-Führung. Nachdem in der Nähe von Böseckendorf schon die ersten Betonpfosten aufgestellt worden waren, kursierten Gerüchte über unmittelbar bevorstehende „Zwangsevakuierungen“ „negativer Elemente“ aus dem Grenzgebiet (Aktion Kornblume).
Das Ministerium für Staatssicherheit hatte Deportationslisten zusammenstellen lassen, auf denen vor allem die Namen von Landwirten standen, die sich gegen die Eingliederung in die LPG gewehrt hatten, was für die meisten alteingesessenen Bauern im katholisch-konservativen Eichsfeld zutraf. Viele der Flüchtlinge fanden am Dorfrand von Angerstein nördlich von Göttingen eine neue Heimat. Diese Siedlung wird Neu-Böseckendorf genannt.[7]
Gedenkstein zur Erinnerung an die Massenfluchten aus dem Grenzgebiet
Zur Erinnerung an die beiden Fluchten aus Böseckendorf errichtete man Anfang der 1990er Jahre an der Straße nach Immingerode zwei Gedenksteine (⊙51.48603410.224333). Der eine trägt die Inschrift Böseckendorf, der andere beinhaltet die Worte Zur / Erinnerung / an die Flucht / der Bewohner / des Dorfes / im Okt. 1961 / und Febr. 1963.
Grenzlandmuseum Eichsfeld
Auch das nahegelegene Grenzlandmuseum Eichsfeld informiert ausführlich über den Hintergrund und den Ablauf der Fluchten. Neben Original-Zeitungsberichten können sich Besucher in Medienstationen Berichte von Zeitzeugen anhören.
Filme zum Thema
Ein ZDF-Dokumentarspiel mit dem Namen Neu-Böseckendorf behandelte 1969 die Geschichte der Flucht.[8][9]
„Wir wollten nur noch raus!“ Ein Dorf flieht in den Westen. Dokumentation von Peter Adler und Katrin Völker; Produktion: MDR, Deutschland 2005.[10]
Dokumentation unter dem Titel Grenzfall „Böseckendorf“ – Flucht in letzter Sekunde.[11]
Neben den Gedenksteinen existiert in Böseckendorf noch das von dem Bildhauer Roger Bischoff geschaffene „Mahnmal Deutsche Teilung“, das am 26. Juli 1991 an der Straße zwischen Böseckendorf und Nesselröden errichtet wurde. Es handelt sich um zwei mehr als zwei Meter hohe Steine, in deren Mitte ein dritter dreieckiger Stein vergraben ist, der symbolisch die Vorurteile gegenüber den Menschen begraben darstellt. Daneben erinnert dieser Stein an den Tod vieler Menschen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Die beiden geneigten Steine stellen Personen dar, die zueinander wollen, wie einst in Böseckendorf und Nesselröden und wie alle Deutschen entlang der ehemaligen Grenze – so Bischoffs eigene Interpretation seines Werkes.[13]
Dieter Wagner: Hintergründe der Fluchten aus Böseckendorf und Gründung von Neuböseckendorf. In: Eichsfelder Heimatzeitschrift. 49 Jahrgang, 2005, S.354–359.
↑Annette Kaminsky (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR. 2. Auflage. Ch. Links, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-443-3, S.455.