Albrecht wurde als fünfter Sohn und letztes von zehn Kindern von König Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise in Königsberg geboren, ihrer Residenz während der französischen Besetzung Berlins. Er war der Bruder der preußischen Könige Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I., der ab 1871 auch Deutscher Kaiser war. Seine Mutter starb, als er noch nicht einmal ein Jahr alt war. Mit seinen Geschwistern kam Albrecht in die Obhut der Prinzessin Marianne von Preußen, der Ehefrau seines Onkels Prinz Wilhelm von Preußen.
1828 wurde er zum Major befördert. 1829 schied er aus dem 1. Garde-Regiment aus und wurde dem Regiment der Gardes du Corps in Potsdam bzw. Charlottenburg aggregiert; Chef dieses Regiments – wie auch des 1. Garde-Regiments – war der preußische König. 1831 erhielt Albrecht seine Beförderung zum Oberst. Generalmajor wurde er 1833 und im selben Jahr Kommandeur der preußischen 6. Kavallerie-Brigade mit Standort Torgau. 1836 übernahm Albrecht von Preußen die in Potsdam stationierte 2. Garde-Kavallerie-Brigade. Von 1840 bis 1844 kommandierte er auf der nächsthöheren Führungsebene die 5. Division in Berlin, ab 1842 im Rang eines Generalleutnants. 1852 stieg Prinz Albrecht zum General der Kavallerie auf. Vorübergehend übernahm er 1859 das Kommando über die preußische 6. Division. 1865 wurde er zum Inspekteur der dritten Armeeabteilung ernannt.[1] Im Krieg gegen Österreich 1866 befehligte er das Kavalleriekorps der 1. Armee und wohnte den Schlachten bei Münchengrätz, Gitschin und Königgrätz bei.
Albrecht von Preußen unternahm – teilweise in Abstimmung mit seinem Bruder König Friedrich Wilhelm IV. – mehrmonatige Reisen. So besuchte 1843 den Orient und das Heilige Land; dabei schloss er sich in Ägypten zeitweise der Forschungsexpedition von Richard Lepsius an. 1858 bereiste Albrecht die Krim, 1862 den Kaukasus.[4]
Ehen
Vom 14. September 1830 bis 28. März 1849 war Albrecht von Preußen mit Marianne Prinzessin von Oranien-Nassau (1810–1883) verheiratet, der jüngsten Tochter von König Wilhelm I. der Niederlande und dessen Ehefrau Wilhelmine Prinzessin von Preußen. Die Ehe ging auseinander, als er 1845 eine außereheliche Liebesbeziehung mit Rosalie von Rauch (1820–1879) einging, der Tochter des preußischen Kriegsministers Gustav von Rauch und Hofdame seiner Ehefrau.
Prinz Albrecht heiratete Rosalie von Rauch 1853 morganatisch. Der niederländische und der preußische Hof hatten zuvor der Scheidung Albrechts und Mariannes erst zugestimmt, als Marianne von ihrem Kutscher und späteren Kabinettssekretär Johannes van Rossum, mit dem sie 1848 eine Liebesbeziehung eingegangen war, ein Kind erwartete.[5] Albrecht war schon wegen seiner Scheidung von Marianne mit König Friedrich Wilhelm IV., seinem ältesten Bruder, in heftigen Widerspruch geraten. Ebenfalls vehement lehnte der preußische König die nicht standesgemäße Verbindung zwischen Albrecht und Rosalie von Rauch ab. Auch dessen Ehefrau, Königin Elisabeth von Preußen, Albrechts Schwägerin, und Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin, Schwester des Königs und des Prinzen, teilten diese Haltung,[6] ebenso sein älterer Bruder, Prinz Carl von Preußen.[7]
Die nicht standesgemäße Hochzeit von Albrecht und Rosalie musste deshalb außerhalb Preußens stattfinden. Gewählt wurde das Herzogtum Sachsen-Meiningen, denn Albrechts älteste Tochter Charlotte aus der Ehe mit Marianne von Oranien-Nassau war mit dem Erbprinzen Georg von Sachsen-Meiningen verheiratet. Die Trauung erfolgte nach strengen Vorgaben aus Berlin ohne jedes Aufsehen im kleinsten Kreis am 13. Juni 1853, einem werktäglichen Montag, in der Dorfkirche von Schweina, wo die sachsen-meiningischen Herzöge mit Burg Altenstein ihre Sommerresidenz unterhielten. Zeitungen war jegliche Berichterstattung untersagt.
Rosalie von Rauch war kurz vor der Eheschließung durch den Herzog von Sachsen-Meiningen zur Gräfin von Hohenau erhoben worden. Ihr neu geschaffener Familienname wirkte wie eine Anspielung auf den Namen Hohenzollern. Die beiden Söhne von Prinz Albrecht und der Gräfin Hohenau waren von der Zugehörigkeit zum preußischen Königshaus ausgeschlossen und hatten den Familiennamen ihrer Mutter zu tragen.[8]
Prinz-Albrecht-Palais in Berlin und Schloss Albrechtsberg in Dresden
Nach seiner Eheschließung mit Prinzessin Marianne von Oranien-Nassau 1830 hatte Prinz Albrecht in der Berliner Wilhelmstraße das dann nach ihm benannte Prinz-Albrecht-Palais erworben und von Karl Friedrich Schinkel umgestalten lassen, um es dann mit seiner ersten Ehefrau zu beziehen. Ab 1860 ließ es Albrecht von Schinkels Schüler Adolf Lohse nochmals umbauen.
Aufgrund seiner Scheidung von Marianne von Oranien-Nassau und seiner nicht standesgemäßen zweiten Ehe mit Rosalie Gräfin von Hohenau war Albrecht am preußischen Hof unerwünscht. Daher ließ er sich von 1850 bis 1854 am Loschwitzhang bei Dresden durch den Schinkelschüler Adolf Lohse das prachtvolle Schloss Albrechtsberg als für das Mitglied einer königlichen Familie standesgemäße Residenz erbauen. Er lebte dort mit Rosalie. Die beiden gemeinsame Söhne wurden in Schloss Albrechtsberg geboren und wuchsen dort auf.
Im Innern von Albrechtsberg ließ Albrecht durch Landschaftsmalereien auf den Emporen seine Lieblingsreiseziele festhalten: Kairo, Konstantinopel, Meran und Neapel. Das Türkische Bad erinnert an seine Orientreise von 1843.[9]
Grab im Charlottenburger Mausoleum
Prinz Albrecht starb am 14. Oktober 1872. Seine Beisetzung erfolgte im königlichen Mausoleum in einem Zinnsarg in der Gruft unter dem Vorraum im Park von Schloss Charlottenburg.
Seine erste Ehefrau, Prinzessin Marianne, wurde 1883 neben ihrem späteren Lebensgefährten Johannes van Rossum auf dem Friedhof von Erbach (Rheingau) bestattet, seine zweite Frau, Rosalie Gräfin von Hohenau, 1879 im Mausoleum des Parks von Schloss Albrechtsberg in Dresden. Mit Öffnung des Parks für die Öffentlichkeit wurden 1950 die sterblichen Überreste der Gräfin Hohenau und ihrer Nachkommen in eine Gruft auf dem Dresdner Waldfriedhof Weißer Hirsch umgebettet. Das Hohenausche Familiengrab wurde 1968 aufgelöst.
Ehrungen
Die 1842 errichtete Wandelhalle in Bad Landeck in Schlesien wurde im zu Ehren „Albrechtshalle“ genannt. Nach einer zwischenzeitlichen Umbenennung trägt das Gebäude heute wieder diesen Namen und wird als Café genutzt.
Der Berliner Augenarzt und Ophthalmologe Albrecht von Graefe (1828–1870) wurde nach Prinz Albrecht von Preußen benannt. Prinz Albrecht war Pate Graefes.[12]
Göttingen hatte um 1920 eine Prinz-Albrecht-Straße. Sie heißt heute Keplerstraße.[13]
Hans Zeidler, Heidi Zeidler: Der vergessene Prinz. Geschichte und Geschichten um Schloß Albrechtsberg. Verlag der Kunst, Dresden 1995, ISBN 3-7608-0341-5.
Maik Ohnezeit: Militärische Leistungsbilanz. Ein Andenken des Prinzen Albrecht von Preußen aus dem Krieg 1870/71. In: Meike Buck, Hans-Jürgen Derda, Heike Pöppelmann (Hrsg.): Tatort Geschichte. 120 Jahre Spurensuche im Braunschweigischen Landesmuseum. Petersberg 2011 (Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums 113), S. 194–195.
Daniel Schönpflug: Die Heiraten der Hohenzollern. Verwandtschaft, Politik und Ritual in Europa 1640–1918.Vandenhoeck&Ruprecht, Göttingen 2013. S. 104.
Samuel Wittwer: Glastulpen, persische Vasen und maurischer Brokat aus Berlin: Die Orientreise des Prinzen Albrecht von Preußen 1843 und ihre Folgen. Jahresvortrag 2019. Hrsg. Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V., Berlin 2019.
René Wiese/Kathleen Jandausch (Hrsg.): Schwestern im Geiste. Briefwechsel zwischen Grossherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin und Königin Elisabeth von Preussen. Teil 2: 1851-1873. In: Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns. Band 24. Böhlau Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-412-52867-6, S. 132, 181, 226 f., 448, 555, 546–566, 574, 670 f., 698–700, 711–713.
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (Berlin)- Brandenburg-Preußische Hausarchiv: Personalrepositur zu Prinz Albrecht von Preussen (BPH, Rep. 60 I) – vor allem auch Akten zum Scheidungsprozess und den beiden Ehen sowie sein Testament[16]
↑Gustav von Glasenapp: Militärische Biographien des Offizier-Corps der Preussischen Armee, G. Bernstein, Berlin 1868, S. 18 f.
↑Karl-Friedrich Hildebrand, Christian Zweng: Die Ritter des Ordens Pour le Mérite 1740–1918. Biblio Verlag, Bissendorf 1998, ISBN 3-7648-2473-5, S. 406.
↑Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1904, S. 9.
↑Hartmut Heinemann: Prinzessin Marianne der Niederlande (1810-1883) und der Rheingau. Eine Frau zwischen Tradition und Emanzipation. In: Rheingau-Forum. 2/2002, S. 4.
↑Schwestern im Geiste. Briefwechsel zwischen Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin und Königin Elisabeth von Preussen. Teil 1: 1824–1850. In: René Wiese/Kathleen Jandausch (Hrsg.): Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns. Band23. Böhlau Verlag, Wien Köln Weimar 2022, ISBN 978-3-412-52224-7, S.221f., 228, 254, 408–410.
↑Malve Gräfin Rothkirch: Prinz Carl von Preußen. Kenner und Beschützer des Schönen 1801-1883. Eine Chronik aus zeitgenössischen Dokumenten und Bildern. Biblio Verlag, Osnabrück 1981, ISBN 3-7648-1259-1, S.155.
↑Art. Hohenau. In: Stiftung Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): Gothaisches Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser. BandIII/15. Verlag des Deutschen Adelsarchivs, Marburg 2022, ISBN 978-3-9820762-4-9, S.251–258.
↑Samuel Wittwer: Glastulpen, persische Vasen und maurischer Brokat in Berlin: Die Orientreise des Prinzen Albrecht 1843 und ihre Folgen. Hrsg.: Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. Berlin 2019, S.68.