Von seiner Mutter, die bereits seine Geschwister Friedrich Wilhelm (1795–1861), Wilhelm (1797–1888 als Kaiser) und Charlotte (1798–1860 als Zarin Alexandra Fjodorowna) geboren hatte, wurde Carl als „das schönste [ihrer] Kinder“ bezeichnet. Nach Carl wurden noch die Geschwister Alexandrine (1803–1892), Luise (1808–1870) und Albrecht (1809–1872) geboren.
1811 trat Carl als 10-Jähriger in die Armee ein und erhielt den Rang eines Sekondeleutnants im Garderegiment. Seine ältere Schwester Charlotte umsorgte ihn auch noch nach ihrer Heirat 1817 mit dem späteren ZarNikolaus I. von Russland. Carl war 1825 bei der Krönung seiner Schwester zur Zarin Alexandra Fjodorowna in Moskau anwesend und er begleitete sie auch im Alter noch oft auf Reisen. Nachdem er konfirmiert worden war, wurde Carl 1819 stimmfähiges Mitglied des 1817 gegründeten Preußischen Staatsrats.
Daneben reiste Carl häufig nach Russland zu seiner Lieblingsschwester Charlotte, der Frau des Zaren Nikolaus I. Während der Revolution von 1848 blieb Carl in Berlin und stellte sein Palais für Bürgerversammlungen zur Verfügung. Außerdem nahm er regelmäßig an den Sitzungen des Staatsrates teil und reiste mehrfach in diplomatischer Mission für Friedrich Wilhelm IV. ins Ausland. Nach dem Tod seines Bruders Friedrich Wilhelm übernahm nunmehr sein zweiter Bruder als König Wilhelm I. die Regierung.
Von 1864 bis 1866 wirkte Carl als Gouverneur von Mainz. Carl war seit dem 16. Juni 1871 Chef des Schleswig-Holsteinischen Ulanen-Regiments Nr. 15 und seit 1. Januar 1873 auch Chef des 3. Garde-Grenadier-Landwehrregiments. Trotz aller Ehrungen konnte sich Carl nicht mit den neuen Verhältnissen durch die Machtübernahme seines Bruders Wilhelm anfreunden.
Der Karlplatz in Berlin-Lichterfelde war von 1895 bis 1934 nach ihm benannt.[1] Ein historisierendes Straßenschild erinnert bis heute an die einstige Benennung des Platzes nach dem Prinzen Carl.
Bauten und Kunstsammlungen
Durch Heinrich von Minutoli, einen Historiker und Archäologen, begann Carl, eine Sammlung antiker Kunstwerke anzulegen. Sein historisches Interesse ging so weit, dass er den Fußboden des Teepavillons „Kleine Neugierde“ im Park von Glienicke mit antiken Mosaiken aus Karthago auslegen ließ. Er reiste viele Male für seine Sammlungen nach Italien.
Auch besaß Carl eine umfangreiche Sammlung historischer Waffen, zu welcher Georg Hiltl 1876 einen Katalog veröffentlichte.[2]
1820 vor seiner Ägypten-Expedition vermachte Minutoli ihm den 1815 erworbenen Goslarer Kaiserstuhl.[3] 1824 kaufte der Prinz ein im heutigen Landschaftspark Klein-Glienicke gelegenes Landhaus, das Schinkel bis 1826 als Schloss Glienicke umbaute und ein Casino und die „Kleine Neugierde“ errichtete. 1828 erfolgte die Einweihung des Glienicker Jägerhofes.
Ab 1829 nahm Carl von seiner Winterresidenz, dem Palais Prinz Carl in Berlin am Wilhelmplatz Nr. 8–9 Besitz, das er ebenfalls von Schinkel umbauen ließ.
1835 wurde die Rotunde „Große Neugierde“ errichtet und der Park in Glienicke wird in den Folgejahren konsequent ausgebaut.
Zum Gedenken an seine im Jahr 1860 gestorbene Lieblingsschwester Charlotte (Alexandra Fjodorowna) ließ Carl 1869 auf dem Böttcherberg die Loggia Alexandra errichten.
1874 beging das Schloss Glienicke sein 50-jähriges Jubiläum. 1877 starb Prinzessin Marie im Alter von 69 Jahren. Prinz Carl ließ daraufhin eine Gruft unter der Kirche St. Peter und Paul in Wannsee nahe der Pfaueninsel anlegen, wo er selbst in der Nacht vom 24. zum 25. Januar 1883 neben Prinzessin Marie bestattet wurde.
Johanniterorden
Auf Wunsch von Friedrich Wilhelm IV. wurde 1852/53 der Johanniterorden wiederhergestellt und Prinz Carl zum Herrenmeister gewählt. Die Wiedergründung fand im Palais Prinz Carl am Wilhelmplatz statt.
Im Jahr 1863 war Carl mit dem Johanniterorden an den Aktivitäten beteiligt, die zur Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz führten. Als Beauftragten für die Einrichtung einer Organisation für die freiwillige Betreuung und Versorgung von Kriegsverwundeten bestimmte Carl den Prinzen Heinrich XIII. Reuß.[4] In Berlin wurde am 17. Februar 1864 der „Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger“ gegründet, an dessen Spitze Prinz Reuß trat. Dieser Verein war der unmittelbare Vorläufer des Deutschen Roten Kreuzes.
Mit seinem Tod vererbte Prinz Carl dem Johanniterorden eine Million Goldmark. Von den Zinsen dieses Vermögens konnte der Orden ein Siechenhaus für Arbeiter unterhalten, aus welchem sich das heutige Johanniter-Altenheim in Lichterfelde entwickelte. Nachfolger als Herrenmeister wurde sein Bruder Albrecht von Preußen.
Carl zu Ehren wurde vom Johanniterorden im Jahr 1981 eine gusseiserne Tafel für St. Peter und Paul gestiftet.
Harry Nehls: "Der Aristides ist am Kasino und drin, wimmelt es voll Antiken." Zur Provenienz der Rednerstatue des "Aristides" aus der Antikensammlung des Prinzen Carl von Preußen in Klein-Glienicke bei Potsdam. Anhang: Mehr als nur ein Gouverneur. Minutolis Verhältnis zum Prinzen Carl von Preußen und sein Einfluss auf dessen Sammelpassion. In: Mitteilungen des Vereins für Kultur und Geschichte Potsdams. Studiengemeinschaft Sanssouci e. V. 26. Jg. Potsdam 2021, S. 55–119.
Klaus-Werner Haupt: Prinz Carl von Preußen und der Traum von Italien. In: Okzident & Orient. Die Faszination des Orients im langen 19. Jahrhundert. Weimarer Verlagsgesellschaft / Imprint des Verlagshauses Römerweg Wiesbaden 2015, S. 103–115. ISBN 978-3-7374-0220-0.
Malve Gräfin Rothkirch: Prinz Carl von Preußen. Kenner und Beschützer des Schönen. 1801–1883. Eine Chronik aus zeitgenössischen Dokumenten und Bildern. Biblio-Verlag, Osnabrück 1981. 2. Auflage, Wagener-Edition, Melle 2006. ISBN 978-3-937283-12-8.
Wilhelm Moritz Freiherr von Bissing: Sein Ideal war der absolut regierte Staat. Prinz Carl von Preußen und der Berliner Hof. In: Der Bär von Berlin (Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins), Band 25, Berlin 1976.
↑Georg Hiltl: Waffen-Sammlung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl von Preussen. Mittelalterliche Abtheilung. Berlin 1876.
↑Harry Nehls: Italien in der Mark – Zur Geschichte der Glienicker Antikensammlung (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, Heft 63). Westkreuz, Berlin/Bonn 1987.