Die Afrikanische Riesengottesanbeterin oder Grüne Gottesanbeterin (Sphodromantis viridis) ist eine Fangschrecke aus der Familie der Mantidae. Letztere Trivialbezeichnung teilt sie sich mit der etwas kleineren und gattungsverwandten Afrikanischen Gottesanbeterin (Sphodromantis gastrica).
Die Afrikanische Riesengottesanbeterin gehört zu den großen Mantiden und ist in Europa die größte Art aus der Familie Mantidae. Dennoch wird sie oft wegen ihrer grünen Färbung mit der Europäischen Gottesanbeterin verwechselt. Unterscheidungsmerkmale sind jedoch der weiße Fleck in der Mitte jedes Vorderflügels und das Fehlen eines schwarz geränderten, gelb oder weiß gekernten Flecks an der Basis der Innenseite der Vorderhüften.
Die Afrikanische Riesengottesanbeterin erreicht eine Länge von 10 Zentimetern. Dies trifft jedoch nur auf Weibchen zu. Die Männchen werden bis zu 8 Zentimeter lang und sind damit meistens kleiner und schmaler als die Weibchen. Weitere Geschlechtsunterschiede sind die 8 Segmente am Hinterleib der Männchen, die es diesen ermöglichen, sich bei der Paarung in Richtung der Weibchen zu krümmen. Die Weibchen haben nur 6 Segmente. Ihre Flügel sind kurz und ihre Flugfähigkeit ist auf wenige Meter begrenzt. Die Flügel der Männchen sind wesentlich länger und ragen über den Hinterleib hinaus. Sie verleihen den Männchen die besseren Flugfähigkeiten. So können sie die Weibchen aufsuchen und nach der Paarung wieder weiterfliegen. Wie diverse andere Fangschrecken besitzt die Afrikanische Riesengottesanbeterin sowohl auf der Innenseite der Fangarme als auch auf der Unterseite des zweiten Flügelpaares eine gelbliche Warnfärbung, die der Drohgebärde dienen.
Trotz ihres Artnamens viridis, der aus dem Lateinischen übersetzt „grün“ bedeutet, kann ihre Färbung von hellgrün bis graubraun reichen. Die Farben erinnern dann an frische oder verwelkende Blätter.
Die Afrikanische Riesengottesanbeterin stammt ursprünglich aus dem tropischen Afrika südlich der Sahara, bewohnt jedoch überwiegend Westafrika und ist im Norden ihres Verbreitungsgebietes in lokalen Populationen entlang des Mittelmeers vertreten. Von der Iberischen Halbinsel ist die Art schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt, ihr Verbreitungsgebiet war damals jedoch auf Andalusien beschränkt.[1] Der Klimawandel scheint jedoch ihre Ausbreitung zu begünstigen. Sie wurde zunehmend auch außerhalb des bekannten Verbreitungsgebietes, etwa in Israel[2] oder in Portugal gefunden.[3] In einigen Gebieten scheint die Afrikanische Riesengottesanbeterin auch als Neozoon durch den Menschen eingeschleppt worden zu sein, etwa auf den Balearen.[4]
Lebensweise und Fortpflanzung
Die Afrikanische Riesengottesanbeterin lebt gut getarnt in ihrem Habitat. Sie bewohnt Sträucher oder sitzt auf Gräsern, wo sie wegen ihrer Färbung und Gestalt schwer zu erkennen ist. Wie alle Mantiden ist auch sie ein Lauerjäger, d. h. sie verharrt still, um sowohl Beutetieren, als auch Fressfeinden nicht aufzufallen. Beutetiere werden blitzschnell mit den Fangarmen ergriffen, sobald sie in Reichweite sind. Bei der Einschätzung der Entfernung und Größe des Beutetiers helfen die großen Augen der Gottesanbeterin.[5] Es werden also nur lebende, sich bewegende Tiere gefangen und gleich anschließend verzehrt. Die Afrikanische Riesengottesanbeterin fängt dabei alle Tiere, die sie überwältigen kann, auch wenn diese größer oder schwerer sind als sie selbst. Ihre Hauptnahrung sind jedoch andere Wirbellose.[6] Während die Männchen meistens versuchen, durch Fliegen einem Fressfeind zu entkommen, reagieren die flugunfähigen Weibchen oftmals aggressiv auf einen Angreifer und nehmen eine Drohhaltung ein. In größter Not erfolgt eine Verteidigung durch die Fangarme oder die Mandibeln.
Die Afrikanische Riesengottesanbeterin neigt zum Kannibalismus. Dabei werden besonders die kleineren Männchen von den größeren Weibchen schon während der Paarung aufgefressen. Nach der Paarung legt das Weibchen mehrere Ootheken ab, aus welchen jeweils bis zu 300 Nachkommen schlüpfen können.[7]
Haltung
In der Terraristik ist die Afrikanische Riesengottesanbeterin aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit und Größe ein beliebtes Heimtier und wird weltweit im Handel angeboten. Zusammen mit anderen Arten der Gattung, etwa der Ghana-Gottesanbeterin oder der ebenfalls näher verwandten Indischen Riesengottesanbeterin, zählt sie zu den Fangschrecken, die am häufigsten gehalten werden.
Systematik
Erstbeschreiber Peter Forsskål beschrieb die Art 1775 zuerst als Gryllus viridis. Als Carl Stål 1871 die Gattung Sphodromantis beschrieb, ordnete er auch die Afrikanische Riesengottesanbeterin in selbige ein, sodass sie ihre noch heute gültige Bezeichnung erhielt. Heute ist die Afrikanische Gottesanbeterin die Typusart der Gattung und besitzt fünf Unterarten mit folgenden Bezeichnungen und Autoren sowie Beschreibungsjahren:[8]
Detailaufnahme des Vorderkörpers eines Männchens, hier noch mit an dunklere Lichtverhältnisse angepasste Augen.
Detailaufnahme von einem Oberflügel eines Männchens
Männchen bei Nacht
Mehrere frisch geschlüpfte Larven
Draufsicht eines Jungtiers
Frontalansicht eines Jungtiers
Lateralsicht eines Jungtiers
Rückansicht eines Jungtiers
Literatur
Matthias Schneider: Insekten im Terrarium. Gottesanbeterinnen, Stabheuschrecken & Co. Kosmos (Franckh-Kosmos), 1. Auflage, 2012, S. 39, ISBN 978-3440-12272-3.
Einzelnachweise
↑I. Bolivar: Catalogo sinóptico de los Ortópteros de la fauna ibérica. Annaes de Sciencias Naturaes, 4, S. 105‑232, 1897.
↑Sphodromantis viridis. Animal Info, Tiuli, Traveling in Israel, abgerufen am 19. Januar 2017.
↑Eduardo Marabuto, Ivo Rodrigues, Sérgio S. Henriques: Sphodromantis viridis (Forskal, 1775): New for Portugal and new records of the rare and small mantids Apteromantis aptera (Fuente, 1894) and Perlamantis allibertii Guérin-Méneville, 1843 in the country (Mantodea: Mantidae and Amorphoscelidae). Biodiversity Data Journal, 2, e1037, Januar 2014. doi:10.3897/BDJ.2.e1037
↑X. Canyelles, G. Alomar: Sobre la presència de Sphodromantis viridis (Forskal, 1775) (Dictyoptera, Mantoidea) a Mallorca. Bolletí de la Societat d'Historia Natural de les Balears, 49, S. 83‑88, 2006.
↑Ute Mathis, Sabine Eschbach und Samuel Rossel: Functional binocular vision is not dependent on visual experience in the praying mantis.Visual Neuroscience, 9, 2, S. 199–203, 1992
↑Margit Reitze und Wolfgang Nentwig: Comparative investigations into the feeding ecology of six Mantodea species. Oecologia, 86, 4, S. 568–574, 1991.