Im Ersten Weltkrieg wurde Vandervelde von der deutschen Presse als „romanischer“ und deutschfeindlicher Internationalist dargestellt, als sein Gegenpart galt der flämische Genossenschaftspolitiker Edward Anseele. Während Vandervelde als (ehemaliger) Präsident des Büros der zweiten Internationale die deutsche Besetzung Belgiens im Ersten Weltkrieg verurteilte, bemühte sich Anseele um schlichtende Kontakte zur deutschen SPD. Die Darstellung des Gegensatzpaars Vandervelde-Anseele in der deutschen Kriegspropaganda suggerierte jedoch eine Deutschfreundlichkeit der flämisch-belgischen Bevölkerung, die nicht den Fakten entsprach, sondern einer völkischen Phantasie von den vermeintlich „stammesverwandten“ Flamen entsprang.[1]
Von 1916 bis 1917 war Vandervelde Minister ohne Portefeuille, von 1917 bis 1918 Kriegsminister, von 1918 bis 1921 Justizminister, von 1925 bis 1927 Außenminister und von 1936 bis 1937 Gesundheitsminister. Als Justizminister bewirkte er, dass das Parlament am 29. August 1919 das so genannte „Vandervelde-Gesetz“ (loi Vandervelde) beschloss, das dem Alkoholismus vorbeugen sollte.[2] Es verbot den Verkauf von Spirituosen in Bars und schuf dadurch eine Nachfrage nach Bier mit einem höheren Alkoholgehalt.
Den Parteivorsitz des Parti Ouvrier Belge übernahm er 1928 und behielt ihn bis zu seinem Tod im Jahr 1938.
Schaffendes Palästina : der jüdische Aufbau heute und morgen; von einem Sozialisten. Herausgegeben und übersetzt aus dem Französischen Kurt Mendelsohn, Jenny Mendelsohn. Dresden : C. Reissner, 1930
Literatur
Janet Polasky: The democratic socialism of Emile Vandervelde. Between reform and revolution. Berg, Oxford 1995, ISBN 0-85496-394-4.
Sebastian Bischoff: Guter Genosse, welscher Feind. Die SPD, die Internationale und die Personifizierung der „belgischen Gefahr“ im Ersten Weltkrieg. In: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft I/2018, S. 9–27.
↑Sebastian Bischoff: Guter Genosse, welscher Feind. Die SPD, die Internationale und die Personifizierung der „belgischen Gefahr“ im Ersten Weltkrieg. In: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft I/2018, S. 9–27.
↑Janet Polasky: The democratic socialism of Emile Vandervelde. Between reform and revolution. Berg, Oxford 1995, S. 165.