Wolfgang Liebe wurde 1917 als Sohn des Apothekers Albin Liebe und seiner Ehefrau Martha Liebe, geb. Neimann im Hause der Liebenwerdaer Apotheke in der Breiten Straße geboren. Die traditionsreiche, erstmals im Dreißigjährigen Krieg erwähnte Löwen-Apotheke führte Liebes Vater bereits während der Weimarer Republik. Liebe besuchte die Schule in Liebenwerda bis zur sechsten Klasse, anschließend die Lessingschule in Kamenz, seit 1925 Oberrealschule. Zwei Jahre später kam er, durch einen Wohnortwechsel bedingt, an die Deutsche Oberschule in Nossen, wo er 1936 die Reifeprüfung ablegte. Danach verbrachte Wolfgang Liebe zwei praktische Jahre in der väterlichen Apotheke, bis er nach Ablegung des Vorexamens 1938 das Studium der Pharmazie in Leipzig begann. Vom Kriegsdienst während des Zweiten Weltkriegs wurde er aufgrund von leichten Herzbeschwerden freigestellt. 1941 erzielte er beim Staatsexamen die Note Sehr Gut. Nach Ableistung des sozialen Landhalbjahrs in der Elsterwerdaer Apotheke erhielt er die Approbation zum Apotheker.[3][4]
Kurz vor der Fertigstellung dieser Arbeit gab es personelle Probleme in seiner Apotheke, die ihn zwangen, seine Arbeit abzubrechen und das wirtschaftliche Überleben des Unternehmens sicherzustellen. Es handelte sich um die einzige Apotheke im Bezirk Cottbus, die sich noch in Privatbesitz befand. In den darauffolgenden Jahren war es Wolfgang Liebe nicht möglich, sein Studium und seine Dissertation zu beenden. Es gelang ihm jedoch, seine Apotheke gegen die staatlichen Interessen der DDR weiter als privates Unternehmen zu führen. Seit 1972 führte Liebe den Titel Pharmazierat. Nach der Wende verließ er 1995 mit seiner Apotheke sein Vaterhaus und zog zum Bad Liebenwerdaer Rossmarkt um – seine „Antwort auf die nun etablierte Marktwirtschaft“. Sein hohes medizinisches und pharmakologisches Wissen sowie seine Art im Umgang mit Menschen machten ihn und seine Apotheke überregional bekannt, wozu auch eine seit 2009 mehrmals ausgestrahlte Fernsehberichterstattung über sein Leben beitrug.[3][5][6][7][8]
Bis zu seinem Tod arbeitete Liebe täglich in seiner Löwen-Apotheke am Rossmarkt, er war damit der älteste noch aktive Apotheker in der Bundesrepublik Deutschland zu seiner Zeit.[9][10] Wolfgang Liebe war verheiratet, seine Frau verstarb im Jahre 2005.
Zitat
„Meine Erfüllung ist die Apotheke an sich, ist es, den Menschen ein wenig Last von der Seele zu nehmen. Friede und Erfüllung lassen mich zur Harmonie gelangen.“
1972 wurde Wolfgang Liebe der Titel Pharmazierat verliehen, womit in der damaligen DDR seine hervorragenden Leistungen in der unmittelbaren medizinischen und sozialen Betreuung der Bürger gewürdigt wurden.
Aufgrund eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung vom Mai 2007 wurde Liebe am 17. Juni 2007, seinem 90. Geburtstag, zum Ehrenbürger von Bad Liebenwerda ernannt. Im Rahmen eines öffentlichen Festaktes erfolgte durch den Bürgermeister Thomas Richter die Verleihung des Ehrenbürgertitels, mit dem die Verdienste Liebes um die Stadt Liebenwerda und um die Menschen, die dort leben, gewürdigt wurden.[11][12]
2009 wurde Liebe mit Beschluss des Wissenschaftlichen Beirates der International University of Kyrgyzstan (IUK)[13] in Bischkek (Kirgisistan) mit dem Titel „Doctor honoris causa“ geehrt. Mit der ehrenhalber verliehenen Auszeichnung wurden Liebes Lebenswerk und seine Verdienste im sozialen Bereich anerkannt und gewürdigt. Die Übergabe der Verleihungsurkunde erfolgte im Rahmen eines Festaktes am 26. Juli 2009 durch den Vorsitzenden des Vereins für Stadtmarketing und Wirtschaft Bad Liebenwerda, Wolfgang Eckelmann. Der Verein hatte sich seit 2007 für eine Verleihung der Ehrendoktorwürde an Liebe eingesetzt und dabei unter anderem Unterstützung bei Liebes Berufskollegen und der Ärzteschaft von Bad Liebenwerda gefunden. Auch das Institut für Pharmazie der Universität Leipzig würdigte das hohe soziale Engagement von Liebe, verwies aber wie die ebenfalls angesprochenen Landesregierungen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt auf die bestehenden Hochschulgesetze der deutschen Bundesländer, wonach eine Ehrenpromotion nur bei „besonderen Verdiensten um Wissenschaft, Technik, Kultur und Kunst“ ermöglicht werde und eine Verleihung für „Verdienste im sozialen Bereich“ nicht vorgesehen sei. Über Kontakte zu Hochschulkreisen in Aachen und Polen wurde dann die Verbindung zu der 1993 gegründeten IUK in Kirgisistan hergestellt, die international ausgerichtet ist und in die auch eine International School of Medicine (ISM)[14] integriert ist.[15][16]
Eine Bad Liebenwerdaer Seniorenwohnstätte, welche im Oktober 2016 eröffnet wurde, wurde nach Wolfgang Liebe benannt.[19]
Medien (Auswahl)
Literatur und Printmedien
Stephan Creuzburg: (Titel ungenannt) In: Pharmazeutische Zeitung vom 17. Juni 1997, S. 90, und vom 13. Juni 2002, S. 78.
Anette Kohler: Ruhestand ein Fremdwort. In: (Peridikum ungenannt) vom 17. Juni 1997.
Karsten Bär: Wolfgang Liebe seit gestern Ehrenbürger. In: Lausitzer Rundschau vom 18. Juni 2007 (online).
Lutz Bommel: Ein Leben für die Gesundheit der Menschen. In: Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde Bad Liebenwerda e. V. (Hrsg.): Heimatkalender für das Land zwischen Elbe und Elster 2010/2011. 59. Jahrgang. Bad Liebenwerda 2012, S.131–140.
Fernsehen
Wolfgang Liebe in der Rubrik „Vorgestellt: Bemerkenswerte Brandenburger“ des Regionalmagazins BRANDENBURG AKTUELL im RBB, ausgestrahlt am 23. Januar 2012
↑ abAkzente Redaktion: „Ich bin sehr froh, dass ich so alt bin“. (PDF-Datei) In: Akzente aktuell, Ausgabe Nr. 2/2007. Pharmatechnik GmbH & Co. KG, Starnberg, S. 8–9, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. August 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.pharmatechnik.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.