Winter

Winterlandschaft in Ramenskoje in der Oblast Moskau
Schneebedeckung im Jahresverlauf der Erde
Blick auf St. Michael im Lungau im Winter

Der Winter (von althochdeutsch wintar, zurückführbar wie gotisch wintrus auf eine germanische Wurzel; etymologisch unklar (s. u.), vermutet wurden früher unter anderem eine Herkunft von indogermanisch ṷi- „glänzen“, ṷed- „befeuchten, fließen“ und Verwandtschaft mit „Wasser“ als „das Fließende“[1] sowie ein Zusammenhang mit einer Wurzel mit der Bedeutung „weiß“[2]) ist die kälteste der vier Jahreszeiten in den subtropischen, gemäßigten und polaren Klimazonen der Erde. Je nachdem, ob er gerade auf der Nord- oder der Südhalbkugel herrscht, spricht man vom Nordwinter oder Südwinter. Der Nordwinter findet gleichzeitig mit dem Südsommer statt.

Entstehung

Die Jahreszeiten entstehen, weil die Erdrotation nicht in der Ebene der Umlaufbahn um die Sonne erfolgt, sondern um 23,4° geneigt (siehe Ekliptikschiefe). Dadurch liegen Süd- und Nordpol abwechselnd ein halbes Jahr im streifenden Sonnenlicht, und der Zenitstand der Sonne wechselt im Jahreszyklus zwischen südlichem und nördlichem Wendekreis.

Winteranfang und Dauer

Astronomie

Jahresverlauf der Jahreszeiten
Jahresverlauf der Jahreszeiten

Astronomisch bzw. kalendarisch beginnt der Winter mit der Wintersonnenwende – dem Zeitpunkt, zu dem die Sonne senkrecht über dem Wendekreis der anderen Erdhälfte steht und die Tage am kürzesten sind:

Danach werden die Tage wieder länger und die Nächte kürzer. Der Winter endet mit der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche am

Der Winter dauert somit 89 Tage auf der Nordhalbkugel und 93 Tage auf der Südhalbkugel.

Im ostasiatischen Kulturkreis, der vom chinesischen Kalender geprägt ist, beginnt der Winter bereits, wenn die Sonne 45° vor dem Sonnenwendpunkt steht (7. oder 8. November), und endet, wenn die Sonne 45° dahinter steht (3., 4. oder 5. Februar). Die Sonnenwende liegt in der Mitte des Winters.

Da die Umlaufbahn der Erde um die Sonne leicht elliptisch ist, d. h. von einer exakten Kreisbahn um 1,7 % abweicht, sind die vier Jahreszeiten nicht genau gleich lang. Die Nordwinter sind wegen der Sonnennähe (Perihel am 3. Januar) etwas kürzer und milder als die Südwinter.

Meteorologie

Erster Schnee in Mecklenburg am 3. Dezember 2021

In der Meteorologie wird der Beginn des Nordwinters am 1. Dezember angesetzt. Er umfasst somit die Monate Dezember, Januar und Februar.

Phänologisch kann der Winterbeginn vom astronomischen erheblich abweichen und wird neben der Land-Meer-Verteilung (maritimes vs. kontinentales Klima) oft durch den Beginn einer dauerhaften Schneedecke markiert. Die Zu- oder Abnahme von Gletschern hängt aber weniger von der winterlichen Schneelage als vom ersten Neuschnee im Herbst ab, der die Ablation hemmt.

In den Alpen ist das Fest „Darstellung des Herrn“ (volkstümlich „Mariä Lichtmess“) am 2. Februar ein statistischer „Lostag“ für das Wetter des Spätwinters. Bekannt ist der Spruch „Wenn’s zu Lichtmess stürmt und schneit, ist das Frühjahr nimmer weit“. Mit gleicher Bedeutung, nur andersherum formuliert, existiert auch die Bauernregel: „Sonnt der Dachs sich in der Lichtmesswoch’, bleibt er noch 4 Wochen in sei’m Loch!“

Genähert teilt man dem Winter auf der Nordhalbkugel die Monate Dezember, Januar und Februar zu und in der Südhemisphäre den Juni, Juli und August. An den geografischen Polen herrscht ein halbes Jahr die „Polarnacht“; nahe den Polarkreisen dauert sie einige Tage bis Wochen.

Energiewirtschaft

In der Energiewirtschaft wird der Winter wegen des dann höheren Energiebedarfes abweichend von den jahreszeitlichen Definitionen als Winterhalbjahr vom 1. Oktober bis zum 31. März festgelegt.[3]

Wetterlagen und ihr Einfluss auf das Winterwetter

Typische Wetterlagen im Winter

Das Winterwetter in Mitteleuropa wird von verschiedenen Wetterlagen bestimmt, die sich aus der Wechselwirkung von Hoch- und Tiefdruckgebieten ergeben. Die Wetterlagen können einen Tag bis mehrere Wochen andauern. Ihr Fortbestehen oder Wechsel lässt sich nur wenige Tage im Voraus bestimmen. Eine Westwetterlage mit Tiefdruck über Nordeuropa und Hochdruck über Südeuropa bringt feuchte und eher milde Luft vom Atlantik nach Mitteleuropa. Je nach Höhenlage kann es schneien oder regnen. Von Westen herkommende Stürme sind möglich. Bei der Südwestwetterlage mit Hochdruck über Südosteuropa und Tiefdruck bei den Britischen Inseln strömt milde Luft herbei. Mögliche Niederschläge fallen auch in den Hochlagen als Regen. Diese Wetterlage ist mitverantwortlich für das Weihnachtstauwetter. Im Wirkungsbereich einer Nordwetterlage mit Hochdruck über West- und Tiefdruck über Osteuropa bringen Nordwestwinde feucht-milde und Nordostwinde trockenere und kältere Luft. Die Ost- oder Nordostwetterlage mit Hochdruck über Nord- und Tiefdruck über Südeuropa bewirkt den Zustrom trockener kalter Kontinentalluft.[4]

Winter im Klimawandel

Die Winter werden insbesondere in Deutschland seit über zwei Jahrzehnten feuchter und milder.[5] Nach früheren Klimaprognosen wird dieser Trend fortgesetzt.[6] Neueren Studien zufolge begünstigt jedoch paradoxerweise die durch die Erderwärmung bedingte Eisschmelze am Nordpol die Bildung von Hochdruckgebieten über Eurasien, sodass hier in Zukunft vermehrt strenge Winter erwartet werden,[7][8] wie etwa bei den Schneefällen in Mitteleuropa im Januar 2019. Im Winter 2019/20 konnte in Deutschland erstmals kein Eiswein hergestellt werden.[9]

Im Winter 2020/21 betrug die Durchschnittstemperatur 1,8 Grad Celsius. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge betrug 180 Liter pro Quadratmeter.[10][11]

Rekorde

Weltweit

Die weltweit niedrigste Temperatur wurden mit −93 °C, an einem Gebirgskamm in der östlichen Antarktis, vom Erdbeobachtungssatellit Landsat 8 gemessen.[12]

Europa

In Europa gab es den wärmsten Winter 2019/20 mit 3,4 °C über der durchschnittlich gemessenen Temperatur aus den Jahren 1981 bis 2010.[13][14][15]

Deutschland

In Deutschland gab es den kältesten Winter 1962/1963 mit einer mittleren Temperatur von −5,5 °C und den wärmsten Winter 2006/07 mit einer Temperatur von 4,4 °C.[16][17] Die tiefste Temperatur lag bei −37,8 °C am 12. Februar 1929 in Hüll (Oberbayern). Die höchste Schneemenge betrug am 2. April 1944 auf dem Zugspitzplatt 8,30 Meter. Hier ereignete sich am 24. März 2004 auch der stärkste Schneefall binnen 24 Stunden, der 1,50 Meter hohen Neuschnee brachte.[18]

Schweiz

Das landesweite Mittel des Winters 2023/24 (Dezember 2023 bis Februar 2024) lag bei 0,9 °C und somit 2,8 °C über der Norm 1991–2020. Es war der bisher wärmste Winter seit Messbeginn 1864.[19] Zuvor war der Winter 2019/20 der bisher mildeste Winter, damals mit einem landesweiten Mittel von 0,7 °C.[20] Der kälteste Ort, gemessen an der mittleren Jahrestemperatur 1981-2010, war mit −7,2 °C das Jungfraujoch. Der Kältepol befindet sich in La Brévine, wo am 12. Januar 1987 −41,8 °C gemessen wurden, was unter den heutigen Messbedingungen −42,5 °C entspricht. Die größte Schneehöhe wurde im April 1999 mit 816 cm auf dem Säntis gemessen. Am meisten innerhalb eines Tages schneite es mit je 130 cm am 15. April 1999 auf dem Berninapass und am 30. März 2018 auf dem Grimselpass.[21]

Australien

Während des Südwinters 2024 wurden in Australien neue Temperaturhöchstrekorde verzeichnet. So wurde gegen Ende August 2024 in der Region Kimberley 41,5 °C gemessen, womit der bisherige australische Winterhöchstrekord aus dem Jahr 2020 um rund 0,3 °C übertroffen wurde.[22]

Kultur

Wie im Sommer gibt es auch im Winter alte Bräuche, die teilweise überlebt haben oder wiederbelebt wurden: zum Beispiel die Sonnenwende als Weihnachten, Alban Arthuan (keltisch), Julfest (nordisch/germanisch), Yalda-Nacht (iranisch), Karneval/Fastnacht/Fasching, Maskenball, Winterverbrennung und Perchtenlauf. Zahlreiche Schriftsteller und Poeten thematisierten Eigenheiten des Winters und durch ihn ausgelöste Gefühle und Empfindungen.[23][24]

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Galerie

Etymologie

Germanische Sprachen

Das Wort Winter ist ein germanisches „Sonderwort“: es findet sich ähnlich in allen germanischen Sprachen, aber nirgendwo sonst:[25]

  • Westgermanisch:
    • althochdeutsch wintar > mittelhochdeutsch winter, gelegentlich winder > neuhochdeutsch Winter, jiddisch ווינטער ‚vinter‘, luxemburgisch Wanter
    • altsächsisch wintar > mittel- und neuniederdeutsch winter
    • altenglisch uinter, winter, wintær > mittelenglisch winter, daneben winnterr, wyntra, vinter, vyntyr, wenter, wintir, wintur, wyntre, wintre, wunter > neuenglisch winter
    • alt-, mittel- und neufriesisch winter
    • altniederländisch wintar > neuniederländisch und afrikaans winter
  • Nordgermanisch: auf dem Runenstein von Rök (um 800) uintur oder uintura (Akk. Pl.)
    • altostnordisch vintr > dänisch, norwegisch und schwedisch vinter
    • altwestnordisch vintr, daneben vetr, älter auch vettr (mit regelmäßiger Assimilation von -nt- zu -tt-), später vetur (mit Sprossvokal) > isländisch und färingisch vetur, neunorwegisch vetter
  • Ostgermanisch:
    • gotisch wintrus

Ferner wählte L. L. Zamenhof für das Esperanto vintro als Bezeichnung für den Winter aus; neben somero ist dies eine von zwei Jahreszeitenbezeichnungen in dieser Plansprache, die nicht romanischen, sondern germanischen Ursprungs ist.

Die ursprüngliche Bedeutung des Worts, für das sich die urgermanische Form *wintru- rekonstruieren lässt, ist unklar; zwar mangelt es nicht an Vorschlägen, wie es etymologisch herzuleiten sei, doch werden diese in den einschlägigen Überblickswerken zumeist samt und sonders als wenig überzeugend eingeschätzt.[26] Die schon von Adelung (1786)[27] angestellte Vermutung, der Winter leite sich vom Wind her – bzw. von germ. *windaz < idg.*u̯ē-nto-s; vgl. lat. ventus – findet kaum noch Fürsprecher, seit Friedrich Kluge (1882)[28] beschied, dass sich germ. *wintru- und *windo lautlich nicht vertrügen. Das Deutsche Wörterbuch (Band XIV, II, 1960)[29] und das Indogermanische etymologische Wörterbuch von Julius Pokorny (1959)[30] favorisieren die schon von August Fick (1870) vertretene Auffassung, dass der Winter letztlich auf die idg. Wurzel *u̯ed- „quellen, fließen; benetzen, befeuchten“ zurückgehe,[31] genauer gesagt auf eine Wurzelerweiterung mit Nasalinfix, wie sie auch in litauisch vanduõ „Wasser“ und lateinisch unda „Welle, Woge“ vorliege, wie Evald Lidén (1889)[32] und Herbert Petersson (1912) ausarbeiteten. Gegen diese auch morphologisch nicht unproblematische Rekonstruktion[33] ist vielfach eingewandt worden, dass „die nasse Zeit“ oder „Regenzeit“ als Benennungsmotiv nicht sonderlich plausibel dünke, da Regen und Feuchtigkeit wohl kaum als hervorstechendstes Merkmal des Winters gelten können, auch und gerade nicht in der Urheimat der Germanen. Christianus Cornelis Uhlenbeck (1905)[34] wollte daher wie zuvor schon Kluge die ältere Annahme nicht ganz ausschließen, dass der germanische *wintru vielmehr mit keltisch *windo „weiß“ zusammenhängt, das walisisch gwynn und irisch finn ergab und in Mitteleuropa in keltischen Ortsnamen wie Vindobona (Wien) begegnet; allerdings hat sich noch in keiner germanischen Sprache eine Entsprechung zu diesem keltischen Etymon gefunden. Anatoly Liberman (2012)[35] hält diese Hypothese daher für ähnlich weit hergeholt wie die Bemühungen von Terje Mathiassen (1968),[36] germ. *wintru mit slawisch *wed- „welken, vergehen“ zu verknüpfen. Vielversprechend erscheint ihm hingegen der Versuch von Fritz Mezger (1960),[37] gotisch wintrus mit altnordisch vinstri „links“ (vgl. ahd. winistar, aengl. winstre usw. < germanisch *wenistraz „links“) etymologisch unter einen Hut zu bringen. Wie der Kelte orientierte sich auch der Germane im Kosmos mit Blickrichtung zur aufgehenden Sonne,[38] und linker Hand liegt dabei der Norden, die Heimat des Winters[39] (vgl. altirisch túath, das sowohl „links“ als auch „Norden“ bedeutet; deutsch Norden ist seinerseits wohl urverwandt mit umbrisch nertru „links“).

Andere indogermanische Sprachen

In allen anderen Zweigen der indogermanischen Sprachfamilie leitet sich die Bezeichnung der kalten Jahreszeit hingegen von einem idg. Wurzelwort *ǵʰey- ab; dies gilt also für:[40]

  • Albanisch
    • toskisch dimër, ghegisch dimën
  • Armenisch:
    • altarmenisch ձմեռն ‚jmeṙn‘ > neuarmenisch ձմեռ ‚dsmer‘
  • Baltisch:
    • lettisch ziema, litauisch žiemà
  • Griechisch:
    • altgriechisch χειμών ‚cheimōn‘ > neugriechisch χειμώνας ‚cheimónas‘
  • Indoiranisch:
    • Iranisch:
      • avestisch zya > neupersisch زمستان ‚zemestan‘ (Kompositum mit ـستان ‚-stan‘, „Ort, Stätte“)
    • Indoarisch:
      • Sanskrit हिम ‚himá‘ – in vielen modernen indoarischen Sprachen wie Hindi und Bengali sind indes verschiedene Wörter anderen Ursprungs an die Stelle von Prakrit ‚himá‘ getreten
  • Keltisch:
    • altirisch gaim, gam, gem, auch gaimred, gemred (Komposita mit ráithe, „Vierteljahr, Jahreszeit“) > neuirisch geimhreadh; altwalisisch gaem, mittelwalisisch gayaf, neuwalisisch geaf; manx geurey; bretonisch goañv
  • Slawisch:
    • hier in allen Einzelsprachen recht einheitlich zima bzw. зима, wobei der Wortakzent in den ostslawischen Sprachen auf die zweite, in den die west- und südslawischen auf die erste Silbe fällt

sowie für die ausgestorbenen tocharischen, anatolischen (hethitisch gi-ma-an) und italischen (lateinisch hiems) Sprachen. In den aus dem Lateinischen hervorgegangenen romanischen Sprachen leitet sich das Wort für „Winter“ nicht direkt von lat. hiems ab, sondern vom dazugehörigen Adjektiv hībernus „winterlich“: italienisch und portugiesisch inverno, spanisch invierno, katalanisch invern, französisch hiver, rumänisch iarnă.[41][42] Für idg. *ǵʰey- wird eine selbständige Bedeutung „Winter“ angenommen; zwar nennt Pokorny zusätzlich die Bedeutung „Schnee“,[43] da sich auch griechisch χιών ‚khiṓn‘ und armenisch ձիւն ‚dzjun‘ „Schnee“ von dieser Wurzel ableiten und Sanskrit ‚himá‘ ebenfalls in diesem Sinne gebraucht wurde (vgl. Himalaya, eigentlich die „Heimstatt des Schnees“), doch dürfte dies eher eine sekundäre, also abgeleitete Bedeutung darstellen, zumal mit *sneygʷʰ bereits ein allseits akzeptiertes idg. Wurzelwort für „Schnee“ erschlossen ist.[44]

Das indogermanische Jahr

Dabei ist zu bedenken, dass die Indogermanen nur zwei Jahreszeiten unterschieden. Dies dürfte auch noch für die Germanen des Altertums gelten, wenn auch Tacitus um das Jahr 100 in der Germania berichtet, dass sie nicht zwei, sondern drei Jahreszeiten kennten, nämlich Winter, Frühling und Sommer, aber keinen Begriff für den Herbst hätten: ‚unde annum quoque ipsum non in totidem digerunt species: hiems et ver et aestas intellectum ac vocabula habent, autumni perinde nomen ac bona ignorantur‘.[45] Die Tacitus vertraute und bis heute übliche Vierteilung des Jahres ist erst in der hippokratischen Schrift De diaeta nachzulesen und blieb noch Jahrhunderte auf den griechisch-römischen Kulturkreis beschränkt. Dass der Herbst und wohl auch der Frühling spätere, durch römischen Einfluss bewirkte Innovationen im germanischen Jahreszyklus waren, bestätigt Beda, der in De temporum ratione (um 725) ausführt, dass es wie der Elemente und der Temperamente auch der Jahreszeiten vier gebe, aber auch schreibt, dass die Angelsachsen von alters her nur Sommer und Winter unterschieden: ‚Antiqui autem Anglorum populi […] principaliter annum totum in duo tempora, hyemis, videlicet, et aestatis dispartiebant, sex illos menses quibus longiores noctibus dies sunt aestati tribuendo, sex reliquos hyemi‘. Beda schreibt ferner, dass der Oktober bei ihnen Wintirfylleth heiße, da mit dem ersten Vollmond dieses Monats der Winter beginne – eine mögliche Parallele hierzu findet sich im auf das späte 2. Jahrhundert datierten keltischen, genauer gesagt gallischen Kalender von Coligny, in dem je sechs der zwölf Monate zu zwei Halbjahren gebündelt werden, wobei der Samon[*ios] (zu irisch sam „Sommer“ und samhain?[46]) den Beginn – oder auch die Mitte – des einen, der Giamon[*ios] (zu irisch gam < idg. *ǵʰey- „Winter“?) den des anderen Halbjahres markiert.[47][48] Auch der altisländische Kalender, der Misseristal, unterscheidet nur zwei Jahreszeiten oder Halbjahre (misseri). In der Angelsächsischen Chronik ist vom „Herbst“ erst im Eintrag für das Jahr 1051 die Rede, vom Frühling kein einziges Mal.[49] Dass Winter und Sommer als Hyperonyme gelten müssen, zeigt sich auch daran, dass sich die Namen von Frühling und Herbst im Gegensatz zu denen der zwei „Hauptjahreszeiten“ in den germanischen Sprachen nicht einheitlich darstellen (vgl. dt. Frühling gegenüber engl. spring und schwed. vår), teils konkurrieren sogar mehrere Begriffe in einer Sprache (dt. Frühling, Frühjahr und Lenz; engl. autumn und fall);[50] für das Gotische sind überhaupt keine Begriffe für die „Nebenjahreszeiten“ überliefert. Dass Sommer und Winter ein komplementäres Begriffspaar sind, zeigt sich nicht zuletzt an ihrer Wortgestalt: sie stellen sich nicht nur im Deutschen lautlich als Homoioteleuton dar (vgl. irisch sam und gam oder auch walisisch haf und geaf)[51] und erscheinen als solches in einigen altgermanischen Dichtungen, so im Heliand (‚he habda at them wîha sô filu wintrô endi sumarô‘) und im Hildebrandslied (‚in wallota sumaro enti wintro sehstic ur lante‘).[52]

Literatur

  • Bernd Brunner: Als die Winter noch Winter waren. Geschichte einer Jahreszeit. Verlag Galiani Berlin bei Kiepenheuer & Witsch, Berlin 2022, ISBN 978-3-86971-129-4.
  • Anne Marie Fröhlich: Winter – Texte aus der Weltliteratur. Manesse Verlag, Zürich 1989, ISBN 3-7175-1780-5.
  • Joachim Herrmann: dtv-Taschenbuch Astronomie, S. 41–44 (Jahreszeiten), 15. Auflage, München 2005
  • Julius Bartels: Fischer-Lexikon Geophysik (Jahreszeiten, Wetter), Frankfurt 1960.
Commons: Winter – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Winter – Zitate
Wiktionary: Deutsch/Winter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Englisch/winter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Winter – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Alois Walde: Lateinisches etymologisches Wörterbuch. 3. Auflage, besorgt von Johann Baptist Hofmann, 3 Bände. Heidelberg 1938–1965, Band 2, S. 806 (s. v. vitrum) und 817 (s. v. unda).
  2. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 862.
  3. Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) § 3 Nr. 40
  4. Wetterlagen im Winter und warum ihn niemand vorhersagen kann. In: wetterkanal.kachelmannwetter.com, abgerufen am 28. Dezember 2015
  5. bildungsserver.hamburg.de. Abgerufen am 28. Dezember 2015
  6. Im Sommer Starkregen, im Winter nass und mild. In: focus.de, abgerufen am 28. Dezember 2015
  7. Das Paradox der Klimaerwärmung: Deutsche müssen sich dauerhaft auf extreme Winter einstellen. In: focus.de, abgerufen am 28. Dezember 2015
  8. Erderwärmung könnte Winter kälter werden lassen. In: pik-potsdam.de, abgerufen am 28. Dezember 2015
  9. Benita Wintermantel: Folgen des Klimawandels: Erstmals kein Eiswein in Deutschland. In: oekotest.de. 3. März 2020, abgerufen am 4. März 2020.
  10. statista.com
  11. siehe auch monatliche Temperaturwerte
  12. Helmholtz extrem. Minus 93° – Die niedrigste Temperatur auf Erden Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, abgerufen am 17. September 2024
  13. The boreal winter season 19/20 was by far the warmest winter season ever recorded in Europe. In: climate.copernicus.eu. 4. März 2020, abgerufen am 14. März 2020 (englisch).
  14. Daten für Europa: Wärmster Winter seit Aufzeichnungsbeginn. In: tagesschau.de. 4. März 2020, abgerufen am 14. März 2020.
  15. 3.4 Grad wärmer als im Schnitt – Wärmster Winter in Europa seit Messbeginn. In: srf.ch. 5. März 2020, abgerufen am 14. März 2020.
  16. dwd.de. Abgerufen am 28. Dezember 2015
  17. siehe auch spiegel.de vom 27. Februar 2007: Ein Winter wie am Mittelmeer
  18. Wetterrekorde in Deutschland und weltweit. In: wetterprognose-wettervorhersage.de, abgerufen am 28. Dezember 2015
  19. MeteoSchweiz: Klimabulletin Winter 2023/24. Zürich 2024 (admin.ch [PDF; 940 kB; abgerufen am 27. August 2024]).
  20. Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie: Klimabulletin Winter 2019/2020. (PDF; 961 KB) Abgerufen am 25. August 2020.
  21. Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie: Rekorde und Extreme. Abgerufen am 12. Januar 2019.
  22. 40-Grad-Hitze im Winter: Australien verzeichnet Rekordtemperaturen. In: tagesspiegel.de. 26. August 2024, abgerufen am 27. August 2024.
  23. Wintergedichte/ausgew. von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell, Hrsg. Evelyne Polt-Heinzl, Christine Schmidjell, Reclam Stuttgart 2012, ISBN 978-3-15-018938-2
  24. Anne Marie Fröhlich (Hrsg.): Winter − Texte aus der Weltliteratur, Manesse Verlag, Zürich 1989, ISBN 3-7175-1780-5
  25. Zu den ältesten germanischen Belegen siehe Maria Tallen: Wortgeographie der Jahreszeitennamen in den germanischen Sprachen. Schmitz, Gießen 1963, S. 169 f.
  26. So zumindest das übereinstimmende Urteil der aktuellen Ausgabe des Kluge – Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 25., durchgesehene und erweiterte Auflage, bearbeitet von Elmar Seebold. De Gruyter, Berlin [u. a.] 2011, S. 990, s. v. Winter („Beides ist weder morphologisch noch semantisch ausreichend zu stützen“), des Oxford English Dictionary. 2. Auflage, 1989. s. v. winter, n.1 („although semantically plausible, neither of these explanations can be accepted with confidence“) und des Etymologisch Woordenboek van het Nederlands, hrsg. von Marlies Philippa et al., Amsterdam University Press, Amsterdam 2003–2009, s. v. winter („Geen ervan is morfologisch en semantisch overtuigend“).
  27. Johann Christoph Adelung: Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen, Band 5 (W-Z), im Verlag von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, Leipzig 1786, Sp. 244-245, s. v. Winter.
  28. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 1. Auflage. Trübner, Straßburg 1882, S. 375, s. v. Winter
  29. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. 16 Bde. [in 32 Teilbänden]. S. Hirzel, Leipzig 1854–1960, Band 30, Sp. 418, s. v. winter, m.
  30. Julius Pokorny: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch. Francke, München 1959, Eintrag zur Wurzel 136. au̯(e)-9, au̯ed-, au̯er- auf S. 78–81.
  31. August Fick: Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen: ein sprachgeschichtlicher Versuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1870, S. 875., s. v. vintru.
  32. Evald Lidén: Etymologien. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Band 15, 1889, S. 522.
  33. Guus Kronen (Hrsg.): Etymological Dictionary of Proto-Germanic. Brill, Leiden/Boston 2013, s. v. „Wintru-“ („unconvincing: it is based on the wrong analysis of Lat. unda […]“
  34. C. C. Uhlenbeck: Bemerkungen zum gotischen Wortschatz. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Band 30, S. 326.
  35. Anatoly Liberman: The Seasons, Part 3: Rainy Winter? Beitrag in seinem Blog The Oxford Etymologist, 4. April 2012.
  36. Terje Mathiassen: Könnten slav. *wed- „welken“ und germ. *wint- in „Winter“ etymologisch zusammengehören? In: Norsk tidsskrift for sprogvidenskap. Band 22, 1968, S. 91–98.
  37. Fritz Mezger: Got. wintrus „Winter, Jahr“ und aisl. vinstri „links“. In: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der Indogermanischen Sprachen. Band 76, Nr. 3/4, 1960, S. 306-307.
  38. Frank Heidermanns: Links und Rechts. Artikel im Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Band 18. De Gruyter, Berlin [u. a.], 2001, S. 480–483.
  39. Willy Sanders: Zu ahd. lenka "die Linke" im Abrogans. In: Eva Schmitsdorf et al. (Hrsg.): Lingua Germanica: Studien zur deutschen Philologie. Jochen Splett zum 60. Geburtstag. Waxmann, Münster 1998, S. 245.
  40. Lenka Doçkalová und Václav Blazek: The Indo-European Year. In: Journal of Indo-European Studies 39:3-4, 2011, S. 414–495.
  41. Zur Etymologie von hibernus s. Oswald Szemerényi: Latin hībernus and Greek χειμερινός, in: Glotta 38:1/2, S. 107–125.
  42. Zu den Reflexen von hībernus in den romanischen Sprachen s. Walther von Wartburg: Französisches Etymologisches Wörterbuch, Band 4 (G, H, I), Helbing und Lichtenhahn, Basel 1952, S. 418–422, s. v. hībĕrnus.
  43. Julius Pokorny: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch. Francke, München 1959, Eintrag zur Wurzel 632. ĝhei-2 : ĝhi- auf S. 425–426.
  44. Thomas V. Gamkrelidze und Vjačeslav V. Ivanov: Indo-European and the Indo-Europeans: A Reconstruction and Historical Analysis of a Proto-Language and Proto-Culture. Part I: The Text. De Gruyter, Berlin [u. a.] 1995, S. 587–588.
  45. Robert Nedoma: Artikel Jahreszeiten im Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Band 16. De Gruyter, Berlin [u. a.] 2001, S. 17–21.
  46. Bernard Ó Muireagáin: The Semantic Shift of “Samain” from Summer to Winter.
  47. Xavier Delamarre: Dictionnaire de la langue gauloise: une approche linguistique du vieux-celtique continental. Errance, Paris, 2003, S. 178.
  48. Jean-Paul Savignac: Dictionnaire français-gaulois. La Différence, Paris, S. 82.
  49. Richard Jones: The Medieval Natural World. Routledge, London / New York 2013, S. 47.
  50. P. S. Langeslag: Seasons in the Literatures of the Medieval North. D. S. Brewer, Cambridge 2015, S. 9.
  51. Earl R. Anderson: The Seasons of the Year in Old English. In: Anglo-Saxon England. Band 26, 1997, S. 231–263, hier S. 234 f.
  52. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. 16 Bde. [in 32 Teilbänden]. S. Hirzel, Leipzig 1854–1960, Band 30, Sp. 418, s. v. winter, m.

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American judge (1802–1877) For his son, the American jurist, see Edward Kent Jr. For the estate owner and agriculturalist in the Caribbean, see Edward Roy Kent. For the architect in Buffalo, New York, see Edward Austin Kent. Edward KentAssociate Justice of the Maine Supreme Judicial CourtIn office1859–187312th and 15th Governor of MaineIn officeJanuary 13, 1841 – January 5, 1842Preceded byRichard H. VoseSucceeded byJohn FairfieldIn officeJanuary 19, 1838 – January 2,...

 

Alejandro GiammatteiGiammattei, 2022 Presiden Guatemala ke-51PetahanaMulai menjabat 14 Januari 2020Wakil PresidenGuillermo Castillo PendahuluJimmy MoralesPenggantiPetahana Informasi pribadiLahirAlejandro Eduardo Giammattei Falla9 Maret 1956 (umur 68)Guatemala City, GuatemalaKebangsaanGuatemalaItaliaPartai politikVamosSuami/istriRosana Cáceres (cerai)[1][2]Anak3 (termasuk Marcela)Tanda tanganSunting kotak info • L • B Alejandro Eduardo Giammattei Falla (...

Eve ArdenArden tahun 1972, oleh Allan WarrenLahirEunice Mary Quedens(1908-04-30)30 April 1908[1][2][3]Mill Valley, California, A.S.Meninggal12 November 1990(1990-11-12) (umur 82)Los Angeles, California, A.S.MakamWestwood Village Memorial Park CemeteryPekerjaanAktrisTahun aktif1929–1987Suami/istriNed Bergen ​ ​(m. 1939; c. 1947)​ Brooks West ​ ​(m. 1952; meninggal 1984)...

 

1960 American drama film Not to be confused with The River Wild (1994 film). This article is about the 1960 film. For other uses, see River Wild (disambiguation). Wild RiverTheatrical release posterDirected byElia KazanScreenplay byPaul OsbornBased onDunbar's Cove1957 novelby Borden DealMud on the Stars1942 novelWilliam Bradford HuieProduced byElia KazanStarringMontgomery CliftLee RemickJo Van FleetCinematographyEllsworth FredricksEdited byWilliam H. ReynoldsMusic byKenyon HopkinsColor proces...

 

For the Super Nintendo Entertainment System game, see Super Tennis. 1985 video gameSuper TennisDeveloper(s)SegaPublisher(s)SegaPlatform(s)Master SystemReleaseJP: 22 December 1985[1]NA: December 1986[3]EU: August 1987[2]Genre(s)SportsMode(s)Up to 2 players, cooperative Super Tennis is a tennis video game developed and published by Sega for the Master System. It was known in Japan as Great Tennis (グレートテニス). It was released as a Sega Card, and additionally a...

Due to personal issues, Zackmann08 will be away from Wikipedia for an undefined period of time. User Talk Awards Sources Contacts Notes Templates/Tools Bookmarks My Sandbox vte This is Zackmann08's talk page, where you can send him messages and comments. Put new text under old text. Click here to start a new topic. New to Wikipedia? Welcome! Learn to edit; get help. Assume good faith Be polite and avoid personal attacks Be welcoming to newcomers Seek dispute resolution if needed Archives: 1,...

 

Chemical compound α-PyrrolidinoheptaphenoneClinical dataOther namesα-PHPP; alpha-PHPP; alpha-Pyrrolidinoheptiophenone; alpha-Pyrrolidinoheptanophenone; PV-8; PV8; Aphpp; A-PHPPLegal statusLegal status CA: Schedule I DE: NpSG (Industrial and scientific use only) UK: Class B US: Schedule I Identifiers IUPAC name 1-Phenyl-2-pyrrolidin-1-ylheptan-1-one CAS Number13415-83-3 13415-55-9 (HCl)2304915-38-4 (R)2304915-72-6 (S)PubChem CID69245534ChemSpider57379805UNIIE6220IS097Chem...

 

Waterfall in Victoria, Australia Hopetoun FallsHopetoun FallsLocation of the Hopetoun Falls in VictoriaLocationOtway Ranges, Victoria, AustraliaCoordinates38°40′04″S 143°34′13″E / 38.66778°S 143.57028°E / -38.66778; 143.57028[1]TypePlungeElevation314 m (1,030 ft)Total height45–49 m (148–161 ft)Number of drops1WatercourseAire River The Hopetoun Falls is a waterfall across the Aire River that is located in the Otways region of ...

Mai 1958 Nombre de jours 31 Premier jour Jeudi 1er mai 19584e jour de la semaine 18 Dernier jour Samedi 31 mai 19586e jour de la semaine 22 Calendrier mai 1958 Sem Lu Ma Me Je Ve Sa Di 18 1er 2 3 4 19 5 6 7 8 9 10 11 20 12 13 14 15 16 17 18 21 19 20 21 22 23 24 25  22 26 27 28 29 30 31 1958 • Années 1950 • XXe siècle Mois précédent et suivant Avril 1958 Juin 1958 Mai précédent et suivant Mai 1957 Mai 1959 Chronologies par zone géographique Chronologies th�...

 

2020年夏季奥林匹克运动会波兰代表團波兰国旗IOC編碼POLNOC波蘭奧林匹克委員會網站olimpijski.pl(英文)(波兰文)2020年夏季奥林匹克运动会(東京)2021年7月23日至8月8日(受2019冠状病毒病疫情影响推迟,但仍保留原定名称)運動員206參賽項目24个大项旗手开幕式:帕维尔·科热尼奥夫斯基(游泳)和马娅·沃什乔夫斯卡(自行车)[1]闭幕式:卡罗利娜·纳亚(皮划艇)&#...

 

Town in Indiana, United StatesOrestes, IndianaTown FlagLocation in Madison County, IndianaCoordinates: 40°16′18″N 85°43′30″W / 40.27167°N 85.72500°W / 40.27167; -85.72500CountryUnited StatesStateIndianaCountyMadisonTownshipMonroeGovernment • TypeCouncil–manager governmentArea[1] • Total0.40 sq mi (1.04 km2) • Land0.40 sq mi (1.04 km2) • Water0.00 sq mi (0.00&#...

Copa Mundial de Fútbol de 2022 Argentina se consagró campeón del mundo por tercera vez luego de 36 años.Datos generalesSede Catar CatarNombre completo Copa Mundial de la FIFA Catar 2022كأس العالم لكرة القدم 2022Kaʾs al-ʿālam li-kurat al-qadamRecinto 8 (en 5 ciudades)ver tablaCategoría AbsolutaFecha 2022Fecha de inicio 20 de noviembreFecha de cierre 18 de diciembreEdición XXIIOrganizador FIFAPalmarésCampeón ARG Argentina (3.er título)Subcampeón FRA ...

 

البرلمان الأمريكي اللاتيني الموقع الإلكتروني الموقع الرسمي  تعديل مصدري - تعديل   البرلمان الأمريكي اللاتيني (بارلاتينو) هو منظمة إقليمية دائمة تتألف من بلدان أمريكا اللاتينية ومنطقة البحر الكاريبي. وهي جمعية استشارية مماثلة للبرلمان الأوروبي المبكر.[1] تعتبر ال...

 

  رابطة صناعة التسجيلات الأمريكية رابطة صناعة التسجيلات الأمريكية‌ الاختصار RIAA البلد الولايات المتحدة  المقر الرئيسي واشنطن العاصمة تاريخ التأسيس 1952؛ منذ 72 سنوات (1952) النوع الترخيص والملكيات, المعايير التقنية الوضع القانوني جمعية تطوعية  العضوية رابطة ال...

Imo

Letak Imo di Nigeria. Imo merupakan sebuah negara bagian di Nigeria. Letaknya di bagian selatan. Ibu kota negara bagian ini ialah Owerri. Didirikan pada tahun 1976. Negara bagian ini memiliki luas wilayah 5.530 km². Dengan memiliki jumlah penduduk sebanyak 4.485.063 jiwa (2005). Pembagian administrasi Negara bagian ini terbagi menjadi 27 munisipalitas tersebut ialah Aboh Mbaise, Ahiazu Mbaise, Ehime Mbano, Ezi na Ifite, Ideato North, Ideato South, Ihite Uboma, Ikeduru, Isiala Mbano, Isu...

 

2001 studio album by T.I.I'm SeriousStudio album by T.I.ReleasedOctober 9, 2001Recorded1999–2001Genre Southern hip hop gangsta rap Length71:06LabelAristaProducer Clifford T.I. Harris (also exec.) DJ Toomp Craig Love Maseo Brian Kidd The Neptunes Jazze Pha Yung D Lil Jon T.I. chronology I'm Serious(2001) Trap Muzik(2003) Singles from I’m Serious I’m SeriousReleased: June 26, 2001 I'm Serious is the debut studio album by American rapper T.I., released on October 9, 2001 through Ar...

 

Presa y embalse de Nurek Vista de la presaUbicación geográficaContinente Asia CentralCuenca Río Amu DaryaCoordenadas 38°22′16″N 69°20′54″E / 38.37121, 69.34823Ubicación administrativaPaís  TayikistánDivisión Khatlon y Región bajo subordinación republicanaDatos generalesPropietario Barqi TojikObras 1961-80Inauguración 1972PresaNombre Presa de NurekTipo artificialAltura 304 mLong. de coronación 700 mCuerpo de aguaLongitud 70 kmSuperficie 98-106 km²Volu...

2017 Indian-Tamil Language Thriller soap opera Yaaradi Nee MohiniGenreSupernatural ThrillerCreated byTamil DassanWritten by E. Ashokan M.R Ponn Ilango (Dialogues) Directed byN. PriyanStarringShreekumarNachathiraChaitra ReddyTheme music composer Vishal Chandrasekhar (title song) J. V. (background score) Opening themeYaaradi Nee MohiniCountry of originIndiaOriginal languageTamilNo. of episodes1253ProductionProducersSankara Raman (1-100) S. Sabreesh Kumar (101-1253)CinematographyMa. Po AnandhEdi...

 

Italian mathematician and scientist Vincenzo VivianiVincenzo VivianiBornApril 5, 1622Florence, Grand Duchy of TuscanyDiedSeptember 22, 1703 (aged 81)Florence, Grand Duchy of TuscanyNationalityTuscanKnown forViviani's theoremViviani's curveScientific careerFieldsMathematician and physicistAcademic advisorsGalileo GalileiEvangelista TorricelliNotable studentsIsaac Barrow Vincenzo Viviani (April 5, 1622 – September 22, 1703) was an Italian mathematician and scientist. He was a pupil of To...