Die Gemeinde Werther liegt im Tal der Helme, im Nordhäuser Buntsandsteinland, einer Region des Nordthüringer Hügellandes. Sie grenzt im Südosten an die Goldene Aue.
Die Kreisstadt Nordhausen ist etwa 2 km in östlicher Richtung entfernt.
Der Ort wurde erstmals in einer Schenkungsurkunde des Erzbischofs Ruthard von Mainz im Jahr 1093 erwähnt. Der Name ist eine Variante des norddeutschen Werder (= Insel), was durch die Trockenlegung des umliegenden Gebietes durch Zisterziensermönche des Klosters Walkenried im 12. Jahrhundert zu erklären ist.
Im Ortsteil Kleinwerther stand an der Stelle des heute noch existierenden Schlosses des Rittergutes eine Wasserburg, die im 11. Jahrhundert erbaut und im Bauernkrieg 1525 zerstört wurde. Drei Tonnenkeller unter dem noch vorhandenen Gutshaus und Reste der Wassergräben zeugen von der Anlage. Die Herren von Werthern wurden 1209 urkundlich erwähnt.[2]
Einen Ortsteil von Werther stellt auch die 1945 angelegte Neubauernsiedlung „Schate“ dar. Sie befindet sich kaum tausend Meter südlich der Ortslage am Fuß des Siechenberges und ging auf das ehemals dort befindliche, selbstständige Kirchdorf „Schate“ zurück, welches 1266 erstmals urkundlich Erwähnung fand, aber schon 1506 als Wüstung bezeichnet wurde.[3]
Während des Zweiten Weltkrieges mussten 500 und zeitweise bis zu 950 Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora beim Bau der Helmetalbahn auszehrende Zwangsarbeit leisten. Seit 1995 erinnert eine Gedenktafel am ehemaligen Schafstall, ihrem Unterbringungsort, an die NS-Verbrechen. Im März 1945 richtete die SS in Großwerther noch ein KZ-Außenkommando von Mittelbau-Dora ein, in dem 300 vorwiegend jüdische Frauen auf Zwischenstation ihres Todesmarsches aus dem KZ Groß Rosen bis zum KZ Mauthausen untergebracht waren. Außerdem mussten mindestens 145 ausländische Frauen und Männer seit Kriegsbeginn Zwangsarbeit leisten: in der Landwirtschaft von Immenrode, auf dem Gut in Großwechsungen, in Kleinwerther, in Großwerther und auf der Domäne der Gebrüder Rühmkorf in Günzerode.[4]
Im Jahr 1951 wurden Großwerther und Kleinwerther zur Gemeinde Werther zusammengefasst.
Am 1. Januar 1997 wurden die Orte Großwechsungen, Günzerode, Haferungen, Immenrode, Kleinwechsungen, Mauderode und Pützlingen nach Werther eingemeindet.[5] Zugleich wurde die Verwaltungsgemeinschaft Helmetal, der alle Gemeinden und die Gemeinde Hesserode angehörten, aufgelöst.
Am 13. Februar 2015 wechselte Fronderode von der Gemeinde Friedrichsthal zur Gemeinde Werther.[6]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl:
1997 – 3823
1998 – 3825
1999 – 3813
2000 – 3821
2001 – 3803
2002 – 3751
2003 – 3681
2004 – 3655
2005 – 3622
2006 – 3600
2007 – 3581
2008 – 3516
2009 – 3450
2010 – 3377
2011 – 3329
2012 – 3333
2013 – 3280
2014 – 3290
2015 – 3293
2016 – 3235
2017 – 3249
2018 – 3216
2019 – 3166
2020 – 3133
2021 – 3086
2022 – 3050
2023 – 3058
Datenquelle: ab 1994 Thüringer Landesamt für Statistik – Werte vom 31. Dezember
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Werther besteht aus 16 Ratsmitgliedern:
St. Philippus in Kleinwerther: Das Bauwerk entstand im Jahr 1572 durch den damaligen Ortsherren Philip von Werthern. Es handelt sich um eine rechteckige Saalkirche mit polygonalem Chor und einem dreigeschossigenKirchturm. Das Bauwerk wird derzeit saniert und erhält dabei seinen ursprünglichen, für die Region charakteristischen Putz aus Gips (Stand 2020).[7]
In der Gemeinde Werther gibt es zwei Gewerbegebiete. Eines davon befindet sich im Ortsteil Werther „Am Mühlweg“ – direkt an der ehemaligen B 80
und 100 m vom Anschluss der A 38 entfernt. Das Gewerbegebiet ist zu 90 % ausgelastet.
Das zweite Gewerbegebiet befindet sich im Ortsteil Großwechsungen „Hinter der Aue“ – dies ist über die B 243 zu erreichen. In diesem Gewerbegebiet gibt es noch freie Flächen, welche sich im Privateigentum befinden. Seit 2021 befindet sich an der Anschlussstelle 10 der A38 ein Autohof mit Tankstelle, Fast Food Restaurant, Lebensmittel-Discounter und einer Landmaschinen Werkstatt. Zusätzlich entstanden auf dem Gelände 50 Lkw-Stellplätze.
Verkehrsanbindung
Werther ist über die Bundesstraße 243 sowie über die A 38 (sogenannte Südharztangente) erreichbar. Die Gemeinde verfügt im Ort Großwerther über einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Halle–Hann. Münden.
Hermann Linsel: 900 Jahre Kleinwerther. In: Meyenburg Museum (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen. Heft 18. Nordhausen 1993, S.93–105.
↑M. KöhlerThüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze Jenzig-Verlag 2001 S 273, ISBN 3-910141-43-9
↑Hans-Jürgen Gröncke: Neue Siedlungsfunde von Schate. In: Meyenburg-Museum (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen. Heft 11. Nordhausen 1986, S.59–60, S. 62 – Anmerkung 9.
↑Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 201f., ISBN 3-88864-343-0
↑Winfried Dolderer: Neuer Gipsputz nach alter Art – Sankt Philippus in Kleinwerther bekommt einen Außenputz nach einem historischen Verfahren, In: Monumente, Ausgabe 5/2020, S. 62 und 63.