Die Stadt Werra-Suhl-Tal liegt im äußersten Westen Thüringens, unmittelbar an der Landesgrenze zu Hessen. Die Lage an der Innerdeutschen Grenze prägte die Region über Jahrzehnte. Angrenzende Gemeinden sind Gerstungen im Norden und Osten, der Ortsteil Frauensee der Stadt Bad Salzungen sowie der Ortsteil Oberzella der Stadt Vacha im Süden, die hessische Stadt Heringen (Werra) im Südwesten sowie die Gemeinde Wildeck im Nordwesten. Das Stadtgebiet wird von der namensgebenden Werra von Süden nach Norden durchflossen, Zuflüsse sind unter anderem die namensgebenden Gewässer Suhl (Werra) und Suhl (Weihe).
Die Stadt liegt im Zentrum des Berka-Gerstunger Beckens. Unter Tage des Stadtgebietes befinden sich beträchtliche Kalisalzlagerstätten des Werra-Kalireviers, die früher in Abteroda, Dippach und Dankmarshausen abgebaut wurden.[2]
Durch die Versenkung von Kalilaugen bei Springen und nach 1945 in der Horschlitter Mulde bei Horschlitt ist der Grundwasserleiter unter dem Stadtgebiet seit den 1960er Jahren stark salzhaltig.[3]
Die Gemeinden Berka/Werra, Dankmarshausen, Dippach und Großensee wurden seit 1994 in der Verwaltungsgemeinschaft Berka/Werra verwaltet. Im Rahmen der Gebietsreform Thüringen 2018 bis 2024 verständigten sich die vier Kommunen, beim Freistaat Thüringen einen Antrag auf eine Fusion zur Stadt Werra-Suhl-Tal zum 1. Januar 2019 zu stellen und die Verwaltungsgemeinschaft Berka/Werra aufzulösen.[5]
Die Thüringer Landesregierung nahm das Vorhaben in das Zweite Gesetz zur freiwilligen Neugliederung kreisangehöriger Gemeinden auf[6], das am 13. Dezember 2018 vom Thüringer Landtag verabschiedet wurde und zum Jahreswechsel 2018/19 in Kraft trat.
Einwohnerentwicklung
2019: 6.398
2020: 6.347
2021: 6.325
2022: 6.288
2023: 6.255
Politik
Stadtrat
Die erste Wahl des Stadtrates der neu gebildeten Gebietskörperschaft fand im Rahmen der Kommunalwahlen in Thüringen 2019 statt.[7] Bis zur Wahl eines Stadtrates bestand ein Übergangsgemeinderat, bestehend aus allen Gemeinderäten der aufgelösten Gemeinden.[8]
Der Stadtrat setzt sich aus 20 Mitgliedern zusammen und erhielt bei der Stadtratswahl 2024 folgende Zusammensetzung[9]:
Bei der Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister am 12. Juni 2022 gewann der parteilose Maik Klotzbach mit 69,7 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen gegen zwei Mitbewerber.[10] Zuvor war seit 2019 René Weisheit (Freie Wähler) im Amt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Kulturdenkmale
Die Ortsteile der Stadt Werra-Suhl-Tal weisen eine hohe Anzahl regionaltypischer Fachwerkhäuser auf, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen. Bedeutende Bauwerke im Stadtgebiet sind:
Das Untertor in Berka, das letzte erhaltene von ehemals drei Berkaer Stadttoren.
Die frühere Brauerei Berka dient heute als Sitz der Stadtverwaltung.
Das ehemalige Zechengebäude in Dankmarshausen zeugt vom Versuch, im Ort Kalisalze abzubauen.
Das Schloss Dippach wird heute als Kindertagesstätte genutzt.
Die Kirche von Großensee wurde im Baustil der Gotik wahrscheinlich im 14. Jahrhundert errichtet.
Auch die Kirche St. Margarethen in Herda war einst eine Kirchenburg.
Die Vitzerodaer Kirche wurde 1912 im Jugendstil errichtet.
Sakralgebäude anderer Religionsgemeinschaften sind im Stadtgebiet nicht vorhanden.
Naturdenkmale
Die dreistufig gezogene Tanzlinde auf dem Dorfplatz von Großensee wurde 1966 als Naturdenkmal ausgewiesen.[12]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war das heutige Stadtgebiet mit Schachtanlagen in Abteroda, Dankmarshausen und Dippach kurzzeitig ein Schwerpunkt der Kaliindustrie des Werra-Kalireviers.
Heute ist vor allem das in den 1990er Jahren erschlossene Gewerbegebiet Auf der Dornenhecke in Berka von Bedeutung. Weitere Gewerbegebiete gibt es in Herda und Dippach. Firmen wie Hasselmann und Leergut Leiter und eine Niederlassung der Model Holding haben hier ihren Sitz.
Die Agrargenossenschaft Dankmarshausen hat Betriebsstätten in Horschlitt und Dankmarshausen und bewirtschaftet weite Teile der landwirtschaftlichen Flächen des Stadtgebietes.
Tourismus
Durch das Stadtgebiet verläuft der Werratal-Radweg, der Werra-Burgen-Steig X5, die Via Regia, der Lutherweg 1521 sowie das Grüne Band, ein Fernwanderweg und Biotopverbund entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze sowie der heutigen Landesgrenze Hessen-Thüringen. Erholungssuchenden steht das Naturschutzgebiet Rhäden mit einem dichten Netz an Wanderwegen offen. Von Bedeutung ist auch das Wasserwandern auf der Werra – Anlegestellen befinden sich in Dankmarshausen und Berka.
Das Landschaftsbild ist stark durch die Salzhalde Monte Kali geprägt.
Verkehr
Die nächstgelegene Anschlussstelle 36 (Gerstungen) der A 4 befindet sich zwei Kilometer nördlich von Berka bei Gerstungen. In den Nachbargemeinden Gerstungen und Wildeck-Obersuhl besteht Anschluss an den Schienenpersonennahverkehr nach Eisenach und Bebra auf den Gleisen der Bahnstrecke Halle–Bebra. Die aufgelassenen Bahnhöfe von Berka/Werra und Dankmarshausen befanden sich an der nicht elektrifizierten und heute nur noch durch Güterverkehr frequentierten Bahnstrecke Gerstungen–Vacha. Über die Gemeindegrenzen hinweg verkehren Busse der Verkehrsgesellschaft Wartburgregion[13] sowie des Nordhessischen Verkehrsverbundes[14].
Wasserver- und Abwasserentsorgung
Die Gemeinden, welche die Stadt gebildet haben, hatten ihre Aufgaben der Wasserver- und Abwasserentsorgung an den Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Horschlitter Mulde – Berka/Werra übertragen. Der Zweckverband nahm diese Aufgaben auch für die Stadt Werra-Suhl-Tal wahr. Durch den Austritt der Stadt Bad Salzungen zum Ende des Jahres 2022 galt der Zweckverband seit 2023 gemäß § 40 Absatz 3 Satz 2 des Thüringer Gesetzes über die kommunale Gemeinschaftsarbeit als aufgelöst, da er nur noch aus einem Mitglied bestand. Die Aufgaben des Zweckverbandes gingen daher direkt an die Stadt Werra-Suhl-Tal über, welche hierfür die Stadtwerke Werra-Suhl-Tal gründete.[15]
↑Geyer, Jahne, Storch: Geologische Sehenswürdigkeiten des Wartburgkreises und der kreisfreien Stadt Eisenach. In: Landratsamt Wartburgkreis, Untere Naturschutzbehörde (Hrsg.): Naturschutz im Wartburgkreis. Heft 8. Druck- und Verlagshaus Frisch, Eisenach / Bad Salzungen 1999, ISBN 3-9806811-1-4, S.105–108.