Die Velloziaceae sind eine Pflanzenfamilie in der Ordnung der Schraubenbaumartigen (Pandanales). Die etwa zehn Gattungen mit etwa 250 Arten sind in den Tropen und Subtropen verbreitet, mit einem Zentrum der Artenvielfalt in Südamerika.
Die Arten der Familie sind ausdauernde baumartige oder krautige Pflanzen. Wie alle Monokotyledonen haben sie kein sekundäres Dickenwachstum. Die wechselständig und spiralig angeordneten Laubblätter sind einfach. Sie sind mehr oder weniger xerophytisch. Der Blattrand ist glatt oder (stachlig) gezähnt.
Die Blüten stehen einzeln oder zu wenigen in Blütenständen zusammen. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und dreizählig. Die sechs gleichgestalteten Blütenhüllblätter (Perigon) sind frei oder verwachsen. Pro Blüte gibt es 6 bis 66 Staubblätter vorhanden. Die drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, synkarpen Fruchtknoten verwachsen. Es sind ein oder zwei Griffel vorhanden; wenn es einer ist dann kann der bis oben hin oder unterschiedlich weit verwachsen sein.
Sie bilden Kapselfrüchte. Die Samen enthalten Stärke.
Systematik und Verbreitung
Diese Familie mit einer Gondwana-Verbreitung kommt im paleotropischen und neotropischen Florenreich von den Subtropen bis zu den Tropen vor. Ihr disjunktes Areal umfasst das tropische Südamerika, Afrika, Arabien und Madagaskar. Nur jeweils eine Art kommt in China (Acanthochlamys bracteata), im Jemen sowie Saudi-Arabien (Xerophyta arabica) und etwa 30 Arten kommen in Afrika sowie Madagaskar vor. Alle anderen Arten kommen in Südamerika vor, wobei nur eine davon (Vellozia tubiflora) bis Mittelamerika (Panama) reicht.
Die Familie der Velloziaceae wird in zwei Unterfamilien und zehn Gattungen[1] mit etwa 240 Arten gegliedert:[2]
Unterfamilie Vellozioideae N.L.Menezes: Sie enthält etwa neun Gattungen[1] mit etwa 239 Arten:
AylthoniaN.L.Menezes: Sie werden von manchen Autoren zu Barbacenia gestellt.[2]
BarbaceniaVand.: Die etwa 110 Arten sind hauptsächlich in Brasilien (überwiegend im Zentrum und Osten) und nur Barbacenia celiae ist auch in Venezuela verbreitet.[2]
BarbaceniopsisL.B.Sm.: Die etwa vier Arten kommen im nordwestlichen Argentinien, Bolivien und Peru vor.[2]
BurlemarxiaN.L.Menezes & Semir: Sie werden von manchen Autoren zu Barbacenia gestellt.[2] Sie enthält nur drei Arten, die in Brasilien vorkommen.[2]
NanuzaL.B.Sm. & Ayensu: Die etwa drei Arten kommen im östlichen Brasilien vor.[2]
PleurostimaRaf.: Die etwa 12 Arten sind im tropischen Südamerika verbreitet. Sie werden auch von manchen Autoren zu Barbacenia gestellt.[2]
TalbotiaBalf. (Syn.: TalbotiopsisL.B.Sm.): Die Gattung wird von manchen Autoren zu Xerophyta gestellt.[2] Sie enthält nur eine Art:
VelloziaVand.: Die etwa 132 Arten in sind in Bolivien, Brasilien (hauptsächlich im Zentrum und Osten), Kolumbien, Guyana, Venezuela und Panama weitverbreitet.[2]
XerophytaJuss.: Die etwa 57 Arten sind im tropischen und südlichen Afrika, in Madagaskar (drei Arten kommen nur dort vor) und auf der Arabischen Halbinsel verbreitet.[2]
Unterfamilie Acanthochlamydoideae (Syn.: Acanthochlamydaceae): Sie enthält nur eine monotypische Gattung:
Acanthochlamys P.C.Kao: Sie enthält nur eine Art:
Acanthochlamys bracteataP.C.Kao: Sie gedeiht in Höhenlagen zwischen 2700 und 3500 Metern nur in der chinesischen Provinz westliches Sichuan sowie im östlichen Teil des autonomen Gebietes Tibet.[2]
Renato de Mello-Silva: Velloziaceae, In: N. Smith, S. A. Mori, A. Henderson, D. W. Stevenson & S. V. Heald: Flowering plants of the neotropics, S. 490–491, Princeton University Press, 2004.
Renato de Mello-Silva: Morphological analysis, phylogenies and classification in Velloziaceae, In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 148, Issue 2, 2005, S. 157–173. Volltext-PDF. (Abschnitte Systematik und Beschreibung)
Renato de Mello-Silva: Three new Combinations in Barbacenia (Velloziaceae), Neodiversity, Volume 3, 1–2, 2008: Volltext-PDF.
Renato Mello-Silva, Déborah Yara A. C. Santos, Maria Luiza F. Salatino, Lucimar B. Motta, Marina B. Cattai, Denise Sasaki, Juliana Lovo, Patrícia B. Pita, Cintia Rocini, Cristiane D. N. Rodrigues, Mehdi Zarrei & Mark W. Chase: Five vicarious genera from Gondwana: the Velloziaceae as shown by molecules and morphology, In: Annals of Botany, Volume 108, Issue 1, S. 87–102. doi:10.1093/aob/mcr107 (Abschnitte Systematik und Verbreitung)
Einzelnachweise
↑ abVelloziaceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 19. August 2013.
↑ abcdefghijklmVelloziaceae. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 5. Juni 2020.