Teile des heutigen Naturschutzgebietes, darunter Bereiche des Junkernfeldes, wurde Ende der 1960er-Jahre als flächiges Naturdenkmal gesichert. Aufgrund der Bedeutung als Vogellebensraum und des Vorkommens der Schachbrettblume wurde das Gebiet Ende der 1970er-Jahre zur Ausweisung eines Naturschutzgebietes einstweilig sichergestellt.
Das Naturschutzgebiet mit dem Kennzeichen NSG LÜ 208 wurde zum 2. November 1993 als Naturschutzgebiet „Untere Seeveniederung“ ausgewiesen. Es war rund 494 Hektar groß.[1] Zum 1. März 2021 wurde es um Flächen im Over Plack und randliche Bereiche in der Seeveniederung auf seine heutige Größe von circa 567 Hektar erweitert. Ein Großteil des Naturschutzgebietes ist Bestandteil des FFH-Gebietes „Seeve“ und des Vogelschutzgebietes „Untere Seeve- und Untere Luhe-Ilmenau-Niederung“. Das Gebiet grenzt im Westen an das Naturschutzgebiet „Seeve“. Zuständige untere Naturschutzbehörde ist der Landkreis Harburg.
Beschreibung
Das Naturschutzgebiet liegt östlich von Maschen in der Elbmarsch. Es ist durch den Elbdeich von Hochwassern der Elbe abgeschnitten. Das Gebiet wurde vor der Ausweisung als Naturschutzgebiet durch den Bau des Seevesperrwerks im Jahr 1965 stark beeinflusst. Der Einfluss des Tidegeschehens der Elbe mit seinen regelmäßigen Wasserstandsschwankungen wurde hierdurch stark beeinträchtigt. In den 1970er-Jahren wurde der Südteil des Gebietes durch den Bau des Verschiebebahnhofs Maschen stark beeinflusst. Durch Sandabbau gingen große Flächen Feuchtgrünland verloren, während zwei Baggerseen, der Junkernfeldsee und der Steller See, entstanden.
Das Gebiet wird großflächig von Grünländern geprägt, die vielfach als Feuchtwiesen ausgebildet sind. Diese bedeichten Flächen werden von zahlreichen Gräben durchzogen. Stellenweise sind Hecken und weitere Gehölzstrukturen zu finden. An die Grünlandflächen schließen sich nach Nordwesten weitere Grünländer im Over Plack an. Die Grünlandflächen im Naturschutzgebiet werden überwiegend extensiv landwirtschaftlich genutzt.
Das Naturschutzgebiet wird von der Seeve, dem Ashauser Mühlengraben (auch als Ashauser Mühlenbach bezeichnet), der innerhalb des Naturschutzgebietes in die Seeve mündet, und dem Kohlenbach, einem Nebengewässer des Ashauser Mühlengrabens, durchflossen. Die beiden Baggerseen im Naturschutzgebiet sind überwiegend von Gehölzen umgeben. Ein weiteres Stillgewässer befindet sich mit dem Jägermeisterbrack im Norden des Naturschutzgebietes.
Seeve und Ashäuser Mühlengraben sind Lebensraum unter anderem für Meer-, Fluss- und Bachneunauge. Die Seeve ist Teillebensraum und Wanderkorridor des Fischotters.
Das Westufer des Steller Sees wurde zur Aufwertung der Lebensräume schon Anfang der 1980er-Jahre umgestaltet. Dabei entstanden unter anderem ein buchtenreiches Ufer und zwei kleine Inseln.[5] Westlich des Steller Sees entstanden durch Aufschüttungen des für den Bau des Verschiebebahnhofs Maschen nicht brauchbaren Bodenaushubs trockene und nährstoffarme Standorte. Hier haben sich Sandmagerrasen mit teilweise offenen Sandflächen und Dornengebüsche angesiedelt. Der etwa zehn Hektar große Bereich wird im Rahmen eine Beweidungsprojektes („Seevengeti“) zur Pflege mit Rindern beweidet.[4][6] Für die Naturbeobachtung befindet sich hier eine Beobachtungsplattform. Weitere Beobachtungspunkte befinden sich mit einer Beobachtungsplattform am Nordwestufer des Steller Sees und mit einem Beobachtungsturm am Südwestufer des Junkernfeldsees. Zur Blüte der Schachbrettblume wird im Nordosten des Junkernfeldes regelmäßig ein temporärer Steg errichtet, der ein paar Meter die Wiese hineinreicht.[2][3] Im Südwesten des Naturschutzgebietes befindet sich eine Pferdekopf-Tiefpumpe als Industriedenkmal aus der Zeit der Erdölförderung.
Das Naturschutzgebiet ist größtenteils von landwirtschaftlichen Nutzflächen umgeben. Kleinflächig grenzt es auch an Siedlungsgebiete. Im Norden wird es vom Elbdeich und der darauf verlaufenden Kreisstraße 1 begrenzt, im Süden grenzt es an eine Straße und die dahinter liegende Bahnstrecke Hannover–Hamburg. Durch das Gebiet, das auch der Naherholung dient, verlaufen zwei Straßen.
Bilder
Infotafel und Steg für die Schachbrettblumenblüte (Fritillaria meleagris)
Schachblume im NSG „Untere Seeveniederung“ während der Blüte
Beweidungsprojekt „Seevengeti“ zur Erhaltung der Magerrasengesellschaft am Steller See