Schemazeichnung eines Partikelfragments der Gattung Capillovirus, Fam. Betaflexiviridae
Schemazeichnung eines Partikels der Fam. Tymoviridae
Während die Virusteilchen (Virionen) der Vertreter der Familie Tymoviridae aus isometrischen, ikosaedrischen Kapsiden bestehen, findet man bei den anderen drei Familien filamentöse, helikale Kapsidsymmetrien. Aufgrund von Sequenzähnlichkeiten und ähnlichen Replikationsstrategien ist jedoch ein gemeinsamer evolutionärer Vorläufer für alle vier Familien anzunehmen, weshalb 2011 vom ICTV die neue Ordnung Tymovirales geschaffen wurde.
Systematik
Innere Systematik
Nach der offiziellen Virus-Taxonomie des ICTV, Stand Mitte April 2024, umfasst die Ordnung Tymovirales folgende Familien:[3][4]
Koonin et al haben 2015 die Tymoviralestaxonomisch (aufgrund ihrer Verwandtschaft) der von ihnen postulierten Supergruppe ‚Alphavirus-like superfamily‘ zugeordnet.[19] Der Stammbaum dieser Supergruppe ist nach den Autoren wie folgt:[20]
Die Mitglieder dieser vorgeschlagenen Supergruppe gehören verschiedenen Gruppen der Baltimore-Klassifikation an, in der Regel handelt es sich um einzelsträngige RNA-Viren positiver Polarität ((+)ssRNA, Baltimore-Gruppe 4), es sind aber auch – wie die Birnaviridae – doppelsträngige Vertreter (mit dsRNA gekennzeichnet, Baltimore-Gruppe 3) zu finden.
ICTV Master Species List #35
Mit der neuen Master species List des ICTV, ratifiziert im März 2020, ergibt sich abweichend folgendes Bild:[1]
Von den Kitrinoviricota sind nur die Klassen mit den bereits genannten Familien gelistet, zwei weitere dieser Familien bleiben mit diesem Stand innerhalb der Orthornavirae noch ohne Zuordnung. Die „Alphavirus-like superfamily“ deckt sich im Wesentlichen mit dem Phylum Kitrinoviricota.
Als mögliches weiteres Mitglied dieses Phylums könnte eine vorgeschlagene Familie um das „Chronische Bienenlähmungsvirus“ (CBPV) infrage kommen, wenn die Nodaviridae und die Tombusviridae dessen nächste Verwandte sind, die Unterschiede aber eine eigene Familie rechtfertigen (siehe dort).
Quellen
A. M. Q. King, M. J. Adams, E. B. Carstens, E. J. Lefkowitz (eds.): Virus Taxonomy. Ninth Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses. Amsterdam 2012, ISBN 978-0-12-384684-6, S. 901ff
↑In älteren Arbeiten findet sich (mit abweichender Phylogenie) auch die Bezeichnung ‚Sindbis-like supergroup‘, Sindbis-Virus ist eine Spezies in der Gattung Alphavirus, Familie Togaviridae. Da diese Gruppe (von den Autoren als englischsuperfamily bezeichnet) mit den Tymovirales eine Ordnung enthält, muss ihr Rang höher sein als dieser und ist nicht etwa als Überfamilie zu verstehen. Ränge höher als Ordnung waren zum Zeitpunkt der Arbeit vom ICTV aber noch gar nicht vorgegeben.
↑Eugene V. Koonin, Valerian V. Dolja, Mart Krupovic: Origins and evolution of viruses of eukaryotes: The ultimate modularity, in: Virology Mai 2015; 479–480. 2–25. PMC 5898234 (freier Volltext), PMID 25771806.