Weitere Trivialnamen sind Breitblättrige Turgenie[2], Breitblättrige Haftdolde, Klettendolde, Turgenie, Gemeiner Heckenkerbel und Breitblättrige Klettendolde[3]. Darüber hinaus sind regional auch die Trivialnamen Bettelläuse (Schmalkalden) und Filzläuse (Fulda) belegt.[4]
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Klettendolde ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 40, selten bis zu 60 Zentimetern.[3] Die Wurzel ist dünn und spindelförmig. Der Stängel ist gefurcht, mit sehr kurzen Borsten behaart[3] und im oberen Teil von längeren Haaren besetzt.[5]
Die unteren Laubblätter sind gestielt, die oberen auf ihren Blattscheiden sitzend. Die Laubblätter sind einfach gefiedert beziehungsweise fiederschnittig.[3] Die Blattscheiden sind länglich und besitzen einen weißen kurzhaarigen Hautrand. Jedes Blatt besitzt jederseits der Blattrhachis meist vier einander gegenüberstehende Blattabschnitte. Die Blattabschnitte sind bei einer Länge von 15 bis 50 Millimetern lanzettlich bis eiförmig, gesägt bis fiederteilig. Die Blattabschnitte sind eingeschnitten gezähnt und diese Zähne besitzen eine aufgesetzte, gelbe Spitze.[3] Die Blattunterseite ist anliegend bis abstehend behaart und an den Rändern oft bewimpert.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht in der Schweiz von Juni bis August.[3] Die langgestielte doppeldoldigeBlütenstand besitzt zwei bis fünf borstige Strahlen. Die zwei bis fünf Hüllblätter und die fünf bis sieben Hüllchenblätter sind eiförmig-lanzettlich bis oval und sehr breit hautrandig. Der Hautrand ist so breit oder breiter als der grüne Mittelteil. Die Döldchen enthalten nur wenige Blüten.[3][5]
Die inneren Blüten sind männlich und langgestielt. Die drei bis fünf äußeren Blüten sind zwittrig, kurzgestielt und strahlend. Dieses Strahlen, das bei einer Reihe von Doldenblütlern beobachtet werden kann, bedeutet, dass die Kronblätter der am äußeren Rand stehenden Blüten stärker entwickelt sind als die nicht am äußeren Rand stehenden, sodass ein Gesamtbild der Dolde wie eine Art Strahlenkranz erscheint. Am deutlichsten ist das beim Strahlen-Breitsamen (Orlaya grandiflora) zu sehen. Die Blüten besitzen eine doppelte Blütenhülle. Die Kelchblätter sind lanzettlich. Die weißen, rosafarbenen oder braun-roten[3]Blütenkronblätter sind etwa 5 Millimeter lang und tief zweilappig.[5]
Die wenigen kurz gestielten Früchte sind bei einer Länge von 6 bis 10 Millimetern sowie einer Breite von bis zu 7 Millimetern eiförmig.[5] Sie tragen mehr oder weniger gerade Stacheln in zwei bis drei Reihen.
Die Turgenie gedeiht in Mitteleuropa am besten auf skelettreichen, extensiv bewirtschafteten Kalkäckern. Sie ist pflanzensoziologisch eine Charakterart des Caucalido-Scandicetum aus dem Verband Caucalidion lappulae.[6]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+w (frisch aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[3]
Systematik
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Tordylium latifolium durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 240. Das Artepithetonlatifolia bedeutet „breitblättrig“.[11] Die Neukombination zu Turgenia latifolia(L.) Hoffm. wurde 1814 durch Georg Franz Hoffmann in Genera Plantarum Umbelliferarum ... S. 49 veröffentlicht. Ein weiteres Synonym für Turgenia latifolia(L.) Hoffm. ist Caucalis latifolia(L.) L.[8][9]
Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 14. Auflage. Band2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1988, ISBN 3-06-012539-2, S.341.
Vernon Hilton Heywood: Turgenia Hoffm. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S.372 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). (Abschnitt Beschreibung)
Albert Thellung in Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band V.2. Nachdruck der 1. Auflage. München 1965, Seite 1064–1066.
Einzelnachweise
↑
A. Kästner, Eckehart J. Jäger, R. Schubert: Handbuch der Segetalpflanzen Mitteleuropas. Springer, 2001, ISBN 978-3-7091-6246-0 (Turgenia auf S. 544 in der Google-Buchsuche).
↑Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 85. (eingescannt).
↑ abcdVernon Hilton Heywood: Turgenia Hoffm. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S.372 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abErich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S.704.
↑ abcdTurgenia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 19. Mai 2018.
↑
Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. online.