Die Ortschaft liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa 16 Kilometer nordnordöstlich der Stadt Bagrationowsk(Preußisch Eylau).
Ortsname
Der bis 1947 geltende Name Abschwangen war prußischer Herkunft und setzte sich aus „abse“ (= Espe) und „wangus“ (= Busch, Gesträuch) zusammen, bedeutete also so viel wie „Espenbusch“. Andere Namensformen waren „Abswangin“ (1407), „Abiswange“ (1437), „Apschwangen“ (1508) „Abswangen“ (1541). Diese Ortsbezeichnung gab es damals nur hier. Der heutige Name Tischino wurde von den Neusiedlern aus dem Dorf (Derewnja) Tischino in der russischen Oblast Rjasan mitgebracht.
Geschichte
Das alte Kirchdorf Abschwangen wurde im Jahr 1365 als deutsches Zinsbauerndorf gegründet, wahrscheinlich von dem BrandenburgerKomturKuno von Hattenstein. Im Jahr 1782 war Abschwangen ein königliches Bauerndorf mit einer Kirche, die eine Filiale von Almenhausen war, und 39 Feuerstellen (Haushaltungen).[2]
Im Jahr 1910 zählte die Landgemeinde Abschwangen 533 Einwohner.[5] Während des Ersten Weltkrieges kam es am 29. August 1914 in Abschwangen zu einem Massaker, bei dem russische Soldaten 74 Zivilisten töteten. Das Dorf wurde vollständig niedergebrannt.[6] Im Jahr 1933 betrug die Einwohnerzahl 574 und stieg bis zum Jahr 1939 auf 608.[7]
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Abschwangen im Frühjahr 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen von der Sowjetunionbesatzungsrechtlich in eigene Verwaltung genommen. Der Amtsbezirk, der am 1. Januar 1945 noch aus den Gemeinden Abschwangen, Almenhausen, Bönkeim und Mostitten bestand, wurde aufgelöst. Abschwangen erhielt 1947 die Ortsbezeichnung Tischino.[8] Bis 1954 war Tischino Sitz eines Dorfsowjets im Rajon Bagrationowsk. Später war der Ort in den Dorfsowjet Tschechowski selski Sowet eingegliedert. Von 2008 bis 2016 gehörte der Ort zur Landgemeinde Gwardeiskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Bagrationowsk.
Bis 1945 bestand Bahnanschluss über die Bahnstation in Neu Waldeck (heute russisch: Kaschtanowo) an der Bahnstrecke von Königsberg (Kaliningrad) nach Angerburg (Węgorzewo), die nicht mehr in Betrieb genommen wurde.
Kirche
Bis 1945
Die ehemalige Evangelische Pfarrkirche stammt wahrscheinlich noch aus dem 14. Jahrhundert und gehörte zum Kloster Patollen, das in der Reformationszeit aufgelöst und übereignet wurde. Der von 1858 stammende Holzturm im Westen stürzte nach 1945 ein und wurde abgerissen. Die Innenausstattung aus dem 18. Jahrhundert wurde ebenfalls vernichtet.[9]
Abschwangen, Dorf, Kreis Preußisch Eylau, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Abschwangen (meyersgaz.org).
Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Natangen. 1898, S. 11–12 (Google Books).
Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 47–49 (Google Books).
Horst Schulz: Die Städte und Gemeinden des Kreises Preußisch Eylau. Hrsg. von der Kreisgemeinschaft Preußisch Eylau in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Verden 1990.
Einzelnachweise
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, Anhang: Volständige Topographie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, S. 3 (Google Books).
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
↑Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler West- und Ostpreußen, München 1993, ISBN 3-422-03025-5