Tischfußball ist eine mit einem Spielgerät (Tischfußballtisch) ausgeübte Ballsportart und ein dem Fußball nachempfundenes Geschicklichkeitsspiel. Die Ausübung wird auch als Tischkicker-Spielen oder einfach Kickern bezeichnet und das Spielgerät als Kickertisch oder einfach Tisch. Es gibt noch weitere regionale Bezeichnungen.
Ziel ist es, mit an dreh- und bewegbaren Griffstangen oder Spielreihen über einer rechteckigen Spielfläche angebrachten Spielfiguren den Spielball ins gegnerische Tor zu befördern. Ein Spiel geht meist bis zu einer vorgegebenen Toranzahl, im organisierten Spielbetrieb wird auch über mehrere Gewinnsätze („Best-of-Three“ oder „Best-of-Five“) gespielt.
Das Spielgerät ist üblicherweise mit je vier Spielreihen an den beiden Längsseiten der Spielfläche ausgestattet, an denen für beide Spielseiten jeweils insgesamt elf Spielfiguren angebracht sind: Torwartstange mit einer Figur, Verteidigerreihe mit 2 Figuren, Mittelfeldreihe mit 5 Figuren und Stürmerreihe mit 3 Figuren. Eine der wichtigsten Disziplinen ist das Doppel, bei dem je 2 Personen gemeinsam in einem Team spielen. Ein Team besteht dabei aus einem Verteidiger, der die Torwartstange und die Verteidigerreihe bedient, und einem Stürmer, der die Mittelfeldreihe und die Stürmerreihe bedient.
Durch das Bedienen der Stangen kann der Ball kontrolliert gespielt werden. Dabei gibt es verschiedene defensive Techniken, wie Blocken und Halten, und offensive Techniken, wie Passen und Schießen. Das Erlernen erfordert Feinmotorik, Hand-Augen-Koordination und Reaktion. Im Sportbetrieb kommen vermehrt taktische Elemente und Strategien hinzu.[1]
Tischfußball wird in der Pädagogik seit Jahrzehnten als Kommunikations- und Rehabilitationsmittel genutzt. So stehen viele Kickertische in Jugendeinrichtungen, Schulen, Pfadfinderheimen, in Spielzimmern von Kinderkrankenhäusern[2][3] sowie in vielen Kinderzimmern. Aufgrund der niedrigen Einstiegsschwelle werden Kickertische zudem auch häufig in Gaststätten und Firmen für einen gemeinschaftlichen Freizeitausgleich aufgestellt.
Man geht davon aus, dass der erste Tischfußballtisch (in Europa) von dem Franzosen Lucien Rosengart (1881–1976) entwickelt wurde. Rosengart war damals ein Mitarbeiter des Automobilherstellers Citroën. In Anlehnung an diesen „Urtisch“ (bei dem die Stangen noch an den Kopfenden waren) baute die schweizerische Firma „Kicker“, sesshaft in Genf, ihre Tische. Die Tische waren in der Schweiz, in Deutschland und Belgien so beliebt, dass das Wort „Kicker“ in Deutschland zum Synonym für Tischfußball wurde. In der deutschsprachigen Schweiz werden die Tische umgangssprachlich „Töggelikasten“ genannt, in Österreich oft „Wuzzler“, gelegentlich auch „Wuzzlkasten“. Das erste Patent auf einen Kickertisch sicherte sich der Spanier Alejandro Finisterre im Jahre 1937.
Belegbare Patente weisen einen Engländer als Erfinder des Tischfußballs aus: Harold S. Thornton meldete am 14. Oktober 1922 ein Gerät mit Drehstangen beim Patentamt an. Sogar der grobe Aufbau des Urtisches entspricht den heutigen Tischen. Allerdings dauerte es weitere 30 Jahre, bis sich das Spiel auch in Deutschland etablierte. Erst im Jahre 1967 wurde die erste deutsche Meisterschaft durch eine Initiative der Bildzeitung ausgetragen. Zwei Jahre später wurde der DTFB gegründet.
Maßgeblich für die Entwicklung des ambitionierten Tischfußballsports in Deutschland war vor allem der Automatenvertrieb Löwen, dessen langjähriger Lieferant Leonhart ist. Löwen veranstaltete in den 1980er und 90er Jahren eine überregionale Turnierserie in Deutschland, die auch viele Topspieler aus den Nachbarländern anzog und deren jährlicher Höhepunkt die so titulierten „Deutschen Meisterschaften“ in Bingen, dem Hauptsitz von Löwen, war. 2000/01 zog sich Löwen aus wirtschaftlichen Gründen aus der Veranstaltung zurück. So wurde kurz darauf von aktiven Spielern der p4p e. V. (Players 4 Players Tischfussballvereinigung e. V.) gegründet, um die Turnierserie weiterzuführen.
Nach einem rechtskräftigen Urteil des Hessischen Finanzgerichts vom 23. Juni 2010 (Aktenzeichen 4 K 501/09) kann ein Verein, der Tischfußball betreibt, als gemeinnützig anerkannt werden.[4]
Die Tischfußballspieler sind in Deutschland im Deutschen Tischfußballbund (DTFB) und im P4P e. V. (Players 4 Players Tischfussballvereinigung e. V.) organisiert. Regelmäßig werden von beiden Organisationen Turniere und Meisterschaften oder Ligabetrieb ausgetragen. Seit 2010 ist Tischfußball offiziell vom Bundesfinanzministerium als Sport anerkannt. Zur Unterscheidung von Tipp-Kick wird er offiziell als Drehstangen-Tischfußball bezeichnet.[5]
Der DTFB ist der Dachverband der deutschen Landesverbände, die ähnlich wie im Fußball organisiert sind. Die Landesverbände organisieren Landesmeisterschaften und Landesligen und entsenden nach ihren Ranglisten zum einen Spieler zur deutschen Meisterschaft, die dem DTFB-Pokal ähnlich ist, und zum anderen Ligamannschaften für die 2. und 1. Bundesliga. Über überregionale, von den Landesverbänden durchgeführte, Challenger-Turniere können sich Spieler ebenfalls für die Meisterschaften qualifizieren und bekommen Ranglistenpunkte für die DTFB-Rangliste. Challenger-Turniere können relativ unkompliziert von den einzelnen Vereinen veranstaltet werden. Räumlich finden diese eher im Nordwesten Deutschlands statt. Davon abgesehen gibt es einige größere regionale Ligen (z. B. in Berlin, Freiburg, Hamburg etc.) in denen sich die Spieler messen können. Im DTFB sind ca. 7000 Spieler organisiert (Stand 2015).
Die erste deutsche Meisterschaft im Tischfußball wurde 1967 in Braunlage ausgerichtet.
Der P4P e. V. veranstaltet eine jährliche, überregionale Turnierserie, die dank hoher und garantierter Preisgelder auch internationale Topspieler anzieht. Anders als im Fußball kann hier auch ein Neuling gegen die Weltelite spielen. Die Turniere finden meist in Konferenzhotels an ca. 40 bis 80 Tischen mit ca. 200 bis 800 Teilnehmern statt. Es werden je mehr als 10 Disziplinen (normalerweise) im Doppel-K.-o.-Modus ausgetragen. Gespielt werden Doppel (zwei gegen zwei) und Einzel (einer gegen einen), jeweils in den drei Leistungsklassen, wobei Hochstarten möglich ist. Das heißt, ein Neuling darf überall teilnehmen. Zusätzlich gibt es noch Damendoppel und -einzel sowie ein DYP.
Getragen von P4P e. V. und DTFB findet 2012/13 zum zweiten Mal die DYP-Tour statt. Dabei finden deutschlandweit sehr viele kleinere (mit zum Teil nur 10 bis 20 Teilnehmern) Ranglistenturniere in dem MonsterDYP-Modus statt, bei denen die Teilnehmer Punkte für eine Rangliste sammeln können. Die besten Spieler nehmen dann am Ende an einem Abschlussturnier teil, bei dem um Sach- und Geldpreise gespielt wird. Bei der erstmaligen Austragung 2011/12 fanden so in 10 Monaten 1007 Turniere an 47 Standorten statt, an denen 2784 Spieler teilgenommen hatten.
In Österreich ist der Tischfußballbund Österreich (TFBÖ) für die Organisation des TFB Sports zuständig. Gespielt wird üblicherweise auf dem Garlando-Tisch, dessen Design seit 2002 immer weiter an internationale Tische angenähert wird.
2002 wurde auf Initiative von acht nationalen Verbänden (Belgien, China, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien, USA) die ITSF (International Table Soccer Federation) als weltweiter Dachverband nationaler Verbände gegründet. Ende 2009 gehörten der in Frankreich ansässigen ITSF 60 nationale Verbände an. Der Verband hat Beobachterstatus bei der Global Association of International Sports Federations. Die ITSF organisiert internationale Turnierserien und Weltmeisterschaften und hat sich zum Ziel gesetzt, das „Kickern“ olympisch zu machen. Auf diesem Wege wird ebenfalls die Kommerzialisierung des Sports vorangetrieben. Um das zu verwirklichen, versucht der Verband beispielsweise, alle gängigen Tische bezgl. grundsätzlichen Eigenschaften auf einen Nenner zu bringen. Dadurch soll es möglich sein, die Leistungen der Spieler direkt und unabhängig vom gespielten Tisch zu vergleichen. Derzeit gibt es fünf offiziell zugelassene Tische (siehe Tischtypen).
Seit 2005 gibt es ein internationales Regelwerk des Weltverbands[6], welches den lokalen bis internationalen Spielrahmen definiert. Es gibt gelegentlich Abweichungen wie etwa im privaten Freizeitbetrieb, im Hobbysport[7][8] und bei speziellen Turnier-Serien[9] und Spezial-Disziplinen[10]. Die wichtigsten Grundregeln sind:
Viele Spieler klemmen den Ball zwischen Tischplatte und dem Fuß der Spielfigur ein. Entweder „vorne“ – Figur ist nach vorne geneigt – oder „hinten“ – Figur ist nach hinten geneigt. Diese Technik der Ballkontrolle wird auch als „Soccern“ bezeichnet, daher rühren auch diverse Tischnamen. Das Einklemmen des Balles erfordert eine Griffigkeit des Balles zwischen Spielfigur und Tischoberfläche. Der „vorne“ eingeklemmte Ball ist u. a. der Ausgangspunkt für die Schusstechniken „Pin-Shot“ und „Jet“. Eine Alternative zum Einklemmen des Balles ist, den Ball neben dem Fuß der Figur zu positionieren und dann seitlich zu schieben oder zu ziehen und dann per Rotation nach vorne zu schießen (Push- oder Pull-Shot).
Tischfußballtische unterscheiden sich unter anderem durch die Art der Stangen, das Material und die Form der Puppen (Spielfiguren), die Eigenschaften der Spieloberfläche und durch die Beschaffenheit der Bälle. Abhängig von der Art des Tisches kommen unterschiedliche Techniken zum Einsatz. Weit verbreitete Modelle gibt es meist zusätzlich in einer Version mit Münzgerät, welche dann in Kneipen und anderen öffentlich zugänglichen Orten aufgestellt wird und so zu einer hohen Verbreitung führt. Einige Tische haben Glasplatten, um ein Hineingreifen sowie das unabsichtliche Herausschießen von Bällen zu verhindern.
Der Internationale Tischfussballverband ITSF (International Table Soccer Federation) unterscheidet derzeit zwischen „Offiziellen Tischen“, auf denen vom ITSF organisierte Weltmeisterschaften ausgetragen werden, und „anerkannten Tischen“, auf denen Länderverbände vom ITSF anerkannte Turniere austragen können.
von 2006–2009
von 2010–2018
Die Spielfläche beträgt ca. 120 Zentimeter Länge und 70 cm Breite, die Tischhöhe bewegt sich zwischen 80 und 92 cm. Die Tore sind ca. 20 cm breit und 8 cm hoch, die Figuren ca. 7 cm hoch, die Bälle weisen einen Durchmesser von ca. 3,5 cm sowie ein Gewicht von 15 bis 30 g auf.[15]
Mit einer Fläche von mindestens ca. 2,70 auf ca. 1,90 Meter steht genügend Platz für die Körperbewegungen der Mitspielenden zur Verfügung.[15]
Tischfußball ist in bestimmten Regionen unter anderen Namen als den oben aufgeführten bekannt:
Lokasi Pengunjung: 3.16.130.93