Etwa im 12. Jahrhundert entsteht Thierbach – „Ort am Bach an dem sich viel Wild aufhält“ – als ein von deutschen Kolonisten angelegtes Straßenangerdorf. 1277 wird ein Heinricus dictus de Thyrbach erwähnt, was auf einen Herrensitz deutet.[2] Die mittelalterlicheWallburgSchneckenberg befand sich südwestlich des Orts. Von ihr ist heute lediglich der Turmhügel erhalten.[3]
Die erste belegte Ortsnamenform datiert von 1350 als Tierbach.[4] Neben Häuslern, Anspänner- und Hintersässergütern bestand der Ort noch aus einer Schmiede, einer Mühle und einem Gasthof. Der Herrensitz Kitzscher befand sich ab 1471 im Besitz der Familie von Kitzscher. Unter ihnen erfolgte im Jahr 1548 die Aufwertung zum Rittergut, welches die Grundherrschaft über Thierbach ausübte. Das Rittergut Thierbach war seit 1650 im Besitz der Familie von Claußbruch, ab 1730 besaß es die Familie von Zehmen. Nach mehreren Besitzerwechseln am 1773 kam es 1888 an die Familie Auenmüller, welche im gleichen Jahr in unmittelbarer Nähe des Ritterguts das Schloss Thierbach im neogotischen Stil mit dem dazugehörigen englischen Park errichten ließ. Der letzte Besitzer von Schloss und Rittergut Thierbach war 1938 Conrad von Auenmüller. 1941 wurde es an die ASW Espenhain verkauft und diente als Wohnunterkunft für Werkdirektoren und deren Familien. Im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone ab 1945 wurde das Rittergut Thierbach enteignet. Das Schloss hingegen verblieb im Besitz der Aktiengesellschaft Sächsische Werke Espenhain und diente der Unterkunft von Umsiedlern. Es wurde um die Jahrtausendwende von dem ehemaligen „DDR-Koordinator“ der Republikaner[5], dem internationalen Waffenhändler, Immobilienbesitzer, Bauunternehmer und Wehrsportgruppen-Veteran[6] Reinhard Rade gekauft[7] und verfiel seitdem weiter. Heute ist es nur noch eine Ruine.[2][8]
Thierbach. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 11. Band. Schumann, Zwickau 1824, S. 707.
Matthias Donath: Schlösser in Leipzig und Umgebung. edition Sächsische Zeitung Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland mbH, Meißen 2013, S. Thierbach S. 130, Braußwig S. 131
Axel Flügel: Bürgertum, Bürgerliche Rittergüter, Sozialer Wandel und politische Reform in Kursachsen (1680-1844), Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Band 16., Göttingen 2000, ISBN 3-525-35681-1, S. 49 Dorf und Vorwerk Thierbach sowie Erwähnung von Tobias Ludolph von Zehmen.
↑ abVgl. Thierbach im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
↑Richard Stöss: Die "Republikaner". Woher sie kommen. Was sie wollen. Wer sie wählt. Was zu tun ist. 2., überarb. u. erw. Aufl., Bund-Verlag, Köln 1990, ISBN 3-7663-2198-6, S. 136.