Zielsetzung der Terrassenhäuser des 20. Jahrhunderts war eine Bebauung von hoher Dichte bei gleichzeitiger Sicherung von Wohnqualität und Privatsphäre; der Antagonismus von Mietshaus und Einfamilienhaus sollte überbrückt werden.
Man unterscheidet zwischen hangfolgenden und hangbildenden Terrassenhäusern; erstere eignen sich vor allem in Südhanglagen, letztere, insbesondere deren Großformen, werden auch als Hügelhaus bezeichnet.
Man findet lineare, versetzte und unterbrochene Reihungen der Wohneinheiten, letztere haben oft Außentreppen und individuelle Eingänge. Terrassenhäuser auf der Ebene werden in verjüngte bzw. verschobene Tribünen mit rückwärtiger Erschließung, sowie echte mehrseitige Hügelbauten mit mittiger Erschließung differenziert. Die Gebäudegrößen variieren von kleineren, zwei- bis dreigeschossigen Eigentumsobjekten bis hin zu Großwohnanlagen.
Die stets vorhandene Wohnterrasse wird als ein „intensiv nutzbarer Wohnbereich unter freiem Himmel mit den Qualitäten eines privaten Raumes“ aufgefasst. Sie ist vielfach mit typischen großen Pflanzcontainern ausgestattet.
Seit 1908 beschäftigte sich Henri Sauvage mit maisons à gradins; es gelang ihm, zwei typusbildende Entwürfe in Paris zu realisieren. Bei einem von diesen wurde die Kernzone als Schwimmbad genutzt. Im Gegensatz zu späteren Konzepten respektierte Sauvage den Blockrand.[2] Ein frühes Terrassenhaus im deutschsprachigen Raum ist das Haus Scheu in Wien, errichtet 1912–1913 nach Plänen von Adolf Loos.[3]
Von ihm stammt auch 1923 ein Entwurf für terrassierte Arbeiterhäuser in Wien, bei dem die Terrassen als erhöhte Quartierstraßen für die Gemeinschaft inszeniert wurden.[4] 1933 projektierte Le Corbusier ein einhüftiges Terrassenhaus für Algier, das ebenfalls nicht realisiert wurde.
Paris 18°, Rue des Amiraux: Mietshaus mit Schwimmbad (1916–1927)
Experimentelle Bauweisen
Terrassenhäuser sind auch eine experimentelle Sonderbauform des Mehrfamilienhauses. Mitte der 1950er Jahre konzipierte der schweizerische Modulbaupionier Fritz Stucky ein innovatives Bebauungssystem für Steilhänge in Zug, bei dem aufwendige Gründungsarbeiten entfielen, da die autonomen Wohnetagen nach Art einer überdimensionalen Treppe auf seitlichen Betonwangen auflagen. Trickreiche Interpretation der Bauordnung ermöglichte es hierbei, auf sehr geringer Grundfläche Einzeleigentum mit vielfacher Wohnfläche zu realisieren, was einen Boom ähnlicher Projekte auslöste.
Der Künstler Walter Jonas entwickelte ab dem Jahr 1960 die städtebauliche Utopie Intrapolis – die nach innen gewendete Stadt. Hier sollten Trichterhäuser bzw. Kelchhäuser in Gruppen zu wenigstens drei Gebäuden errichtet werden und jeweils etwa 2000 Bewohner aufnehmen. Die Terrassen auf der Innenseite der Kelche waren zur Optimierung der Privatsphäre versetzt angeordnet[5][6]. Es gibt nach diesem Konzept einen Entwurf für Hamburg-Lohbrügge-Nord von Ulrich Schmidt von Altenstadt, der jedoch nicht umgesetzt wurde[7].
Ausgehend von den in der Schweiz etablierten Hanghäusern erlebte das Terrassenhaus während der deutschen Wohnungsbauoffensive der 1960er Jahre eine kurze Blütezeit, als es 1963 zur entscheidenden Weiterentwicklung des künstlichen Hügels auf ebener Fläche kam, was die bundesweite Ausbreitung erst ermöglichte. Ideenskizzen von Walter Gropius, die Wohnberge aus dem Jahr 1928, deuteten bereits in diese Richtung.
Ein früher Akteur war das Stuttgarter Architekturbüro Faller + Schröder. In wechselnden Projektkooperationen entstanden seit 1959 zahlreiche Wettbewerbsentwürfe mit dem Ergebnis, dass 1963 in Marl begonnen wurde, das erste Wohnhügelhaus in Europa zu realisieren.
Als experimentellen sozialen Wohnbau mit über 200 Wohneinheiten entwarf Albin Hennig 1967 die Girondelle in Bochum-Wiemelhausen. Der etwa 200 m lange, skulptural wirkende Baukörper hat im Zentrum eine gestaffelte Höhe von bis zu acht Geschossen. Im dunklen Kern des Komplexes liegen nicht nur die Flure, sondern zum Teil auch Küchen und Bäder.
In Wien wurden mehrere Wohnanlagen in Terrassenbauweise von dem Architekten Harry Glück errichtet. Auch sein bekanntester Bau, der Wohnpark Alt-Erlaa folgt bis zum 12. Stock der Terrassenbauweise.
Gegen Ende der 1970er Jahre kam der Bau von Terrassenhäusern fast vollständig zum Erliegen. Gründe hierfür liegen im hohen Planungsaufwand, da prinzipbedingt die Grundrissflächen nicht beliebig kopierbar sind. Durch die Ölpreiskrise stiegen die bauphysikalischen Anforderungen, was sich bei einer komplexen Gebäudehülle verstärkt auswirkte. Aufgrund wenig dauerhafter Terrassenabdichtungen traten häufig Feuchtigkeitsprobleme auf. Der Einbruch des öffentlich geförderten Wohnungsbaus tat ein Übriges, da die Projekte häufig von städtischen Wohnungsbaugesellschaften oder Baugenossenschaften finanziert wurden.
Rezeption und Gegenwart
Im Jahr 2004 wurde im Rahmen des Stadtumbaus Ost das Rückbauprojekt Ahrensfelder Terrassen in Marzahn-Nord realisiert. Aus elfgeschossigen Plattenbauten wurden Terrassenhäuser unterschiedlicher Höhe mit maximal sechs Geschossen. Der Wohnungsbestand wurde auf ein Drittel reduziert, die Maßnahme gilt als ein Musterprojekt für verträglichen Stadtumbau.
Gestiegenes Interesse an Bauten der Spätmoderne bewirkt, dass seit etwa 2010 Terrassenhäuser gelegentlich unter Denkmalschutz gestellt werden, da die Bauform zwar zeittypisch, aber relativ selten anzutreffen ist.[8][9]
Im Zuge der Diskussionen über Nachhaltigkeit und Zersiedelung findet das Terrassenhaus in neuester Zeit wieder Befürworter. Seit etwa 2020 gibt es auch einige größere Neubauprojekte, insbesondere in den Niederlanden.
1972–1979: Whittington Estate in Camden, London (Peter Tábori, Ken Adie) ⊙51.565488-0.141912
1973: Terrassenhaus Semiramis in Dreieich (Henry und Christa Rackow) ⊙50.000835453148.7208857281943
1973–1979: Wohnanlage Semiramis in Stuttgart-Degerloch (Paul Stohrer) ⊙48.75860519.16723
1973: Terrassenhäuser in Freiburg-Tiengen⊙47.9861295444467.7159720591619
1973–1974: Terrassenhaus Schnitz in Stuttgart-Neugereut (Peter Faller, Hermann Schröder und Claus Schmidt, mit Reinhold Layer) ⊙48.8342399457489.2328118267558[38]
2020: Fenix I Lofts, Überbauung eines Lagergebäudes der Holland-America Line in Rotterdam (Mei Architects) ⊙51.9017732603154.4874444894953[53]
2021: The George in Zuidas, Amsterdam (Dok architects) ⊙52.3359411490924.87695132708[54]
2021: Terrassenhaus in Bratislava, Na Hrebienku (Ján Pavúk) ⊙48.15287634810417.087521300164[55]
Literatur
Ot Hoffmann, Christoph Repenthin: Neue urbane Wohnformen – Gartenhofhäuser, Teppichsiedlungen, Terrassenhäuser. Ullstein, Berlin 1956.
Hans-Ulrich Scherer: Terrassenhäuser. In: Das Werk. Architektur und Kunst, Jg. 51 (1964), Heft 10, S. 349–354. (Digitalisat auf e-periodica.ch, abgerufen am 25. Februar 2024)
Walter Meyer-Bohe: Neue Wohnformen. Hang-, Atrium- und Terrassenhäuser. Wasmuth, Tübingen 1970.
Karlheinz Benkert: Terrassenhäuser am Hang. Grundlagen für Entwurf und Konstruktion. DVA, Stuttgart 1974.
Lorenzo De Chiffre: Das Wiener Terrassenhaus – Entwicklungsphasen und Aktualität eines historischen Wohntypus mit Fokus auf den lokalspezifischen architektonischen Diskurs. Dissertation an der Fakultät Architektur und Raumplanung der Technische Universität Wien 2016. (Digitalisat)
Gerhard Steixner, Maria Welzig: Luxus für alle – Meilensteine im europäischen Terrassenwohnbau. Birkhäuser, Basel 2020.
Uta Gelbke: Wohnen im Hügel – Terrassenhäuser als Chance für den verdichteten Wohnungsbau?. In: Baunetzwoche 572/2021. (Digitalisat)
Eugen Gross/Andrea Jany (Hrsg.): Gelebte Utopie. Die Terrassenhaussiedlung der Werkgruppe Graz. Jovis, Berlin 2022.
↑ abHans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 25. Februar 2024), S. 466: Terrassenhaus.
↑LIA: Materialien zu Henri Sauvage's maisons à gradins (Digitalisat)
↑Marlene Lieback: Die Schöneberger Terrassen – ein Beitrag zum Denkmalwert der Nachkriegsmoderne der 70er Jahre und des sozialen Wohnungsbaus in Berlin. TU Berlin Universitätsverlag 2018 (Digitalisat)
Balapulang adalah sebuah kecamatan di Kabupaten Tegal, Jawa Tengah, Indonesia. Kecamatan ini berjarak sekitar 13 km di sebelah selatan Slawi, ibu kota Kabupaten Tegal. Pusat pemerintahannya berada di Desa Balapulang Kulon. Luas wilayahnya 74,91 km² dan jumlah penduduknya 82.040 jiwa (40.547 Laki-laki dan 41.493 Perempuan). Kecamatan ini memiliki makanan khas yaitu Nasi Ponggol. BalapulangKecamatanPeta lokasi Kecamatan BalapulangNegara IndonesiaProvinsiJawa TengahKabupatenTegal...
Ne doit pas être confondu avec RTF Télévision. Radiodiffusion-télévision française Logo de la RTF de 1959 à 1964. Création 9 février 1949 Dates clés 29 mars 1954 : création du Programme en modulation de fréquence4 février 1959 : transformation en EPIC et changement d'identité visuelle5 juillet 1962 : disparition de France V21 décembre 1963 : diffusion expérimentale de RTF Télévision 227 juin 1964 : dissolution juridique de la RTF Disparition 24 juil...
Часть серии статей о Холокосте Идеология и политика Расовая гигиена · Расовый антисемитизм · Нацистская расовая политика · Нюрнбергские расовые законы Шоа Лагеря смерти Белжец · Дахау · Майданек · Малый Тростенец · Маутхаузен ·&...
Halaman ini berisi artikel tentang juru masak profesional. Untuk juru masak umum, lihat koki. Jurutama masakJurutama masak susyi sedang bekerjaPekerjaanJenis pekerjaanKejuruanSektor kegiatanPerhotelanMakananPenggambaranKualifikasi pendidikanMagangPekerjaan terkaitTukang roti Jurutama masak Italia menyediakan truffle untuk pelanggan rumah makan Jurutama masak[1] (Inggris: chefcode: en is deprecated ) adalah pekerja atau tukang masak profesional yang terlatih dan mahir dalam semua aspek...
Right or mandate of personal privacy concerning the internet Internet privacy involves the right or mandate of personal privacy concerning the storage, re-purposing, provision to third parties, and display of information pertaining to oneself via the Internet.[1][2] Internet privacy is a subset of data privacy. Privacy concerns have been articulated from the beginnings of large-scale computer sharing[3] and especially relate to mass surveillance.[4] Privacy can...
Roman Catholic church in Antipolo, Philippines Church in Rizal, PhilippinesAntipolo CathedralInternational Shrine of Our Lady of Peace and Good VoyageImmaculate Conception ParishPandaigdigang Dambana ng Birhen ng Kapayapaan at Mabuting Paglalakbay (Filipino)Santuario Internacional de Nuestra Señora de la Paz y Buen Viaje (Spanish)The cathedral in February 202414°35′15″N 121°10′36″E / 14.5875°N 121.176757°E / 14.5875; 121.176757LocationAntipolo, R...
Lack of visible changes in ovulating females Concealed ovulation or hidden estrus in a species is the lack of any perceptible change in an adult female (for instance, a change in appearance or scent) when she is fertile and near ovulation. Some examples of perceptible changes are swelling and redness of the vulva in baboons and bonobos, and pheromone release in the feline family. In contrast, the females of humans and a few other species[1] that undergo hidden estrus have few external...
Si ce bandeau n'est plus pertinent, retirez-le. Cliquez ici pour en savoir plus. Cet article ne cite pas suffisamment ses sources (décembre 2014). Si vous disposez d'ouvrages ou d'articles de référence ou si vous connaissez des sites web de qualité traitant du thème abordé ici, merci de compléter l'article en donnant les références utiles à sa vérifiabilité et en les liant à la section « Notes et références ». En pratique : Quelles sources sont attendues ?...
Un appelé de l’infanterie équipé d'un mousqueton Lebel R35 et coiffé d'un casque Modèle 1951. De 1954 à 1962, un nombre grandissant d'appelés du contingent, nés entre 1932 et 1943, est envoyé en Algérie pour participer à la guerre d'Algérie, commencée le 1er novembre 1954. Durant toute la période de la guerre, la France mobilise au total 1,5 million d’appelés du contingent (au sein d'une armée de 2 millions de soldats)[1]. La mobilisation générale durant la guerre d'Alg�...
American lawyer Joseph George RosengartenBorn(1835-07-14)July 14, 1835Philadelphia, PennsylvaniaDiedJanuary 14, 1921(1921-01-14) (aged 85)Philadelphia, PennsylvaniaResting placeLaurel Hill CemeteryOccupation(s)Lawyer, historian, Civil War veteran Joseph George Rosengarten (July 14, 1835 – January 14, 1921) was a Philadelphia lawyer, historian, and Civil War veteran. He served on the staff of General John F. Reynolds.[1] Early life and education Joseph George Rosengarten was...
WWE Hall of Fame induction ceremony WWE Hall of Fame (2018)PromotionWWEDateApril 6, 2018CityNew Orleans, LouisianaVenueSmoothie King CenterWWE Hall of Fame chronology ← Previous2017 Next →2019[1][2] WWE Hall of Fame (2018) was the event that featured the introduction of the 19th class to the WWE Hall of Fame. The event was produced by WWE on April 6, 2018, from the Smoothie King Center in New Orleans, Louisiana. The event took place the same weekend as WrestleMan...
Extinct Semitic language of Mesopotamia Not to be confused with Acadian French. AkkadianBabylonian or Assyrian𒀝𒅗𒁺𒌑AkkadûAkkadian language inscription on the obelisk of ManishtushuRegionMesopotamiaErac. 2500–500 BC; academic or liturgical use until AD 100[1]Language familyAfro-Asiatic SemiticEastAkkadianDialects Old Akkadian[2][3] Assyrian Babylonian[4] Canaano-Akkadian[5][6] Writing systemSumero-Akkadian cuneiformOfficial st...
Questa voce sugli argomenti castelli della Lombardia e architetture della provincia di Brescia è solo un abbozzo. Contribuisci a migliorarla secondo le convenzioni di Wikipedia. Castello di CarzagoMastio del castelloUbicazioneStato attuale Italia RegioneLombardia CittàCalvagese della Riviera IndirizzoLocalità Carzago, via del Castello Coordinate45°31′40.39″N 10°27′17.83″E45°31′40.39″N, 10°27′17.83″E Informazioni generaliTipoCastello medievale CostruzioneX sec...
Place in Upper Carniola, SloveniaBrodeBrodeLocation in SloveniaCoordinates: 46°8′28″N 14°46′42″E / 46.14111°N 14.77833°E / 46.14111; 14.77833Country SloveniaTraditional regionUpper CarniolaStatistical regionCentral SloveniaMunicipalityMoravčeElevation398 m (1,306 ft) Brode (Slovene pronunciation: [ˈbɾoːdɛ]) is a former settlement in the Municipality of Moravče in central Slovenia. It is now part of the village of Mošenik.[1]...