Sven Marquardt wuchs in Ost-Berlin auf. Sein Vater war Autobahnbauer, seine Mutter medizinisch-technische Assistentin. 1982 begann er seine Ausbildung als Fotograf und Kameramann bei der DEFA. Nach ersten Veröffentlichungen in den Zeitungen Sonntag und Das Magazin war er von 1985 bis 1986 Assistent von Rudolf Schäfer. Als Modefotograf arbeitete er bis Ende der 1980er-Jahre für die Zeitschrift Sibylle um Roger Melis und Arno Fischer.[2] In der Dokumentation „Ein Traum in Erdbeerfolie“[3][4] über die Modewelt der DDR tritt er als Zeitzeuge auf.
1987/1988 nahm er an der X. Kunstausstellung der DDR teil[5] und wurde 1988 Mitglied im Verband Bildender Künstler.[6] Marquardt, dessen Bilder „das Innen und Außen seiner Existenz in der Großstadt beschrieben“ und „exaltierte Träume von Lust und Angst“ inszenierten,[7] war fotografischer Dokumentarist der DDR-Subkultur.[8][9]
Nach der Wende zog sich Marquardt zunächst aus der Fotografie zurück: „Ich hatte das Gefühl, nichts mehr sagen zu können“, sagte er dazu später in einem Interview mit der Zeit.[8]
In den 1990er-Jahren begann Marquardt für seinen Bruder Oliver Marquardt (DJ Jauche) bei Partys in der Diskothek Ostgut als Türsteher zu arbeiten. Als das Ostgut 2003 schloss, begann er wieder als Fotograf zu arbeiten.[10] Mit dem Umzug ins Berghain und dessen Aufstieg zu einer bekannten Adresse wurde Sven Marquardt zu einer Symbolfigur des Berliner Nachtlebens, indem er nach wie vor fast jedes Wochenende an der Eingangstür des Clubs über den Einlass der Gäste wacht, meist jedoch unterstützt von anderen Türstehern.
Ullrich Wallenburg, Ulrike Stöhring (Hrsg.): Die Faszination des Gesichts: Aspekte der Porträtfotografie. Brandenburgische Kulturstiftung, Cottbus 1988, ISBN 3-928696-14-9, S.?.
Dorothea Melis (Hrsg.): Sibylle. Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1998, ISBN 3-89602-164-8, S.?.
In Grenzen Frei – Mode Fotografie Underground. Kerber, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-86678-316-4, S.?.
Tobias Rapp: Das Gesicht der Wahrheit. In: Der Spiegel. Nr. 31, 28. Juli 2014, S. 116 f.
↑Sven Marquardt: Meine Fotos waren immer inszeniert. In: Dorothea Melis (Hrsg.): Sibylle – Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf 1998, S. 284–297.
↑Jan Kedves: Dokumentation über DDR-Mode: Widerstand aus Duschvorhängen. In: Die Tageszeitung: taz. 23. April 2009, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. Mai 2023]).
↑Siehe auch Daniela Dahn: Kunst und Kohle. Die „Szene“ am Prenzlauer Berg. Frankfurt am Main 1987, S. 237.
↑Fotograf Sven Marquardt: „Wir waren überheblich und rotzig“. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 31. Juli 2023]).
↑Sven Marquardt las aus seiner Autobiografie: Friedhofsspaziergänge mit dem Türsteher. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 31. Juli 2023]).