Die Überlandstrassenbahn Rolle–Gimel (RG) (französisch: Chemin de fer électrique Rolle–Gimel) war eine elektrische Strassenbahn am Nordwestufer des Genfersees im Schweizer Kanton Waadt.
Die bis zu 84 Promille steile[E 1] Linie führte von der Schiffstation der Kleinstadt Rolle am Ufer des Genfersees über den damals etwas oberhalb des Dorfkerns gelegenen Bahnhof Rolle der SBB-Strecke Genf–Lausanne, die Rebberge des Mont-sur-Rolle hinauf und über den Aussichtspunkt Signal de Bougy mit der Freizeitanlage Park im Grünen von Migros zur Endstation am Rande der damals als Sommerfrische Gimel-les-Bains bekannten Ortschaft Gimel. Dort fand sie Anschluss an die Überlandstrassenbahn Allaman–Aubonne–Gimel (AAG), zu der allerdings keine Schienenverbindung bestand.
Im Aufstieg nach der Haltestelle Singal de Bougy existierte auf 5 Kilometer Länge eine ununterbrochene Steigung von 58 bis 69 Promille. Der minimale Radius betrug 20 Meter.
Geschichte
Die 10,5 Kilometer lange meterspurige Strecke wurde am 12. Oktober 1898 eröffnet, zwei Monate nachdem die Überlandstrassenbahn Allaman–Aubonne–Gimel vollendet war. Der Betrieb wurde am 30. September 1938 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
Stromversorgung
Die Überlandstrassenbahn produzierte ihren Strom zunächst in einem eigenen Kleinkraftwerk in einem Anbau des Depotgebäudes selber. Dieses erzeugte mithilfe zweier mit Kohlegas betriebener Gasmotoren Gleichstrom mit einer Spannung von 650 Volt. Die Leistung der beiden Thury-Generatoren wurde mit 26 Kilowatt angegeben. Zusätzlich dienten Akkumulatoren als Reserve und zur Abdeckung von Leistungsspitzen. Bereits 1904 wurde ein der beiden Generatorgruppen durch eine Umformeranlage ersetzt, die durch das damals neu aufgebaute Überlandleitungsnetz der Compagnie vaudoise des forces motrices du Lac de Joux et de l'Orbe gespeist wurde. 1930 wurden die bisherigen Stromerzeugungsanlagen durch einen Quecksilberdampfgleichrichter mit 100 Kilowatt Leistung ersetzt.
Rollmaterial
Die RG verfügte über vier elektrische Motorwagen, die drei Ce 2/2 1 bis 3 dienten dem Personenverkehr und der Ke 2/2 11, später in Fe 2/2 umbenannt, dem Güterverkehr. Anhängewagen waren keine im Einsatz, hingegen konnten den Motorwagen Rollwagen für Gepäck und leichtere Güter beigegeben werden.
Die Personenmotorwagen und der Gütermotorwagen waren bei der Ablieferung grün gestrichen. Erstere wurden später grau/weiss beziehungsweise hellblau/weiss umlackiert. Um welche Farbtöne es sich genau gehandelt hat, ist nicht mit Sicherheit überliefert. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass das verwendete Tannengrün den damaligen Fahrzeugen der SBB bzw. deren Vorgängergesellschaft Jura-Simplon-Bahn (JS), das Grauweiss etwa jenem der Montreux-Berner-Oberland-Bahn (MOB) und das Hellblau einem bei den Tramways Lausannois (TL) verwendeten Farbton entsprochen hat.
Nach der Betriebseinstellung wurde der 1921 nach einem Unfall neu aufgebaute Motorwagen Ce 2/2 1 an die benachbarte Überlandstrassenbahn Allaman–Aubonne–Gimel abgegeben, wo er als Ce 2/2 4 noch einige Jahre im Einsatz stand. Alle übrigen Fahrzeuge wurden abgebrochen.[E 1]
Gustav Röhr, Hans Schweers und Henning Wall: Schmalspurparadies Schweiz. Band 1, Aachen 1986, ISBN 3-921679-38-9
Michel Grandguillaume, Jean Paillard, Jean-Louis Rochaix und Gérald Hadorn: Les Tramways vaudois. BVA (Bureau vaudois d'adresses), Lausanne 1979, ISBN 2-88125-001-7