Die Strecke der Lütticher Straßenbahn, die dem Maastal folgend durch die Innenstadt führen und Anfang 2025 eröffnet werden soll. Die Verlängerungen im Norden und Süden (gestrichelt) wurden geplant, doch im August 2024 von der Regionalregierung verworfen.
Am 20. November 1871 wurde in Lüttich die Pferdebahn der Chémin de Fer Américain unter der Bezeichnung Tramways Liégeois eröffnet. Die erste Linie verband den Bahnhof mit dem zwei Kilometer entfernten Stadtzentrum.[3]
Als erste elektrische Straßenbahn Belgiens wurde am 9. August 1893 die Linie Coronmeuse–Herstal eröffnet. Von dieser Strecke verliefen allerdings nur 200 Meter auf dem Stadtgebiet. Am 22. Oktober 1896 wurden die bisherigen zwei Pferdebahnlinien auf elektrischen Betrieb umgestellt. Dazu kam noch eine neue Strecke durch die Innenstadt.
Es entstanden verschiedene Gesellschaften für den Betrieb der Trambahnen, die dem Staat, der Stadt und privaten Interessenten gehörten. So gab es im Jahr 1905 sechs verschiedene Gesellschaften, die ihre Linien sowohl elektrisch als auch mit Dampf betrieben.
Tramways Communaux (TC) der Stadt Lüttich; Linien 1–4
Tramways Liégeois (TL) des belgischen Staates; Linien 5–9
Die TC, TL und die EO fusionierten 1928 zur Tramways Unifiés de Liége & Extensions (TULE, „Vereinigte Straßenbahnen von Lüttich und Umgebung“). Wirtschaftliche Probleme und der Ablauf von Konzessionen führten schließlich 1964 zur Fusion von TULE (bzw. deren Nachfolgeorganisation) und der RELSE zur Sociéte des Transports Intercommunaux de la Région Liégoise (STIL).
Am 3. November 1967 wurde die letzte Straßenbahnlinie im Zentrum eingestellt, der letzte Straßenbahnbetrieb der STIL wurde am 30. April 1968 aufgegeben. In einem Depot der Straßenbahn wurde später das Verkehrsmuseum Lüttich eingerichtet. Einige Straßenbahnlinien wurden durch Oberleitungsbusse ersetzt, dieser elektrische Busbetrieb jedoch 1971 ebenfalls aufgegeben.
Nach Einstellung der Straßenbahn fusionierte die STIL im Jahr 1991 mit den Vervierser Verkehrsbetrieben Société des transports intercommunaux de Verviers (STIV) und den Überlandbussen der SNCV zur Abteilung Liège-Verviers von Transport en Commun (TEC). Der Betrieb betreibt heute einen umfangreichen Busbetrieb, der vielfach auf eigenen Spuren abgewickelt wird.
Ein Wagen der Pferdebahn
Straßenbahn der Linie 1 am Pont d’Avroy (1963)
„Stammbaum“ der Straßenbahngesellschaften in der Provinz Lüttich
Am 10. Februar 2017 genehmigte Eurostat, das europäische Aufsichtsorgan für Rechnungslegungsstandards, das Finanzierungspaket für den Straßenbahnbau in Lüttich. Die Arbeiten begannen Ende 2019 und sollten im Jahr 2022 beendet sein. Nach einem Probebetrieb ab Dezember 2023 soll der reguläre Betrieb am 31. Januar 2025 aufgenommen werden.[4][5] Die Strecke zwischen Sclessin und Coronmeuse/Bressoux umfasst rund 11,7 Kilometer mit 23 Haltestellen[6] und soll 360 Millionen Euro kosten.
Auf dem gemeinsamen Abschnitt zwischen Pont Atlas und Sclessin soll die Straßenbahn in den Hauptverkehrszeiten montags bis samstags alle viereinhalb bis fünf Minuten verkehren, sonst bis zu alle zehn Minuten. Nach Norden teilt sich die Strecke, beide Äste werden entsprechend seltener bedient.[7] Zwischen Marengo und Place Saint-Lambert verkehren die Straßenbahnen je Richtung eingleisig durch verschiedene Straßenzüge, lediglich sonntags fahren alle Bahnen über Féronstrée, dort mit einer dafür gebauten Ausweiche, da am Maasufer der Wochen- und Antikmarkt Marché de la Batte stattfindet.
Für den Betrieb wurden 20 siebenteilige Straßenbahnen des Typs Urbos des spanischen Herstellers Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles (CAF) bestellt. Die Zweirichtungswagen sind 45,4 Meter lang und 2,65 Meter breit. Sie besitzen acht Türen pro Seite und 58 Sitze bei insgesamt 310 Fahrgästen. Die Wagen sollten von 2022 bis 2023 über die Straße angeliefert werden.[8][9]
Erweiterungen der Strecke nach Herstal im Norden und Jemeppe/Seraing im Süden waren 2023 noch vorgesehen.[10][11] Aufgrund der erwarteten Kosten (etwa 347 Mio. Euro für 4,9 km) stellte die im Juli 2024 gewählte wallonische Regierung mit Verkehrsminister François Desquesnes (von der Partei Les Engagés) die Projekte im August 2024 ein.[12] Die Stadt Herstal erwägt eine Aussetzungsklage gegen die Annullierung, da die Arbeiten dort 2023 bereits in Angriff genommen wurden.[13]
Im November 2024 wurde die Eröffnung für April 2025 bekanntgegeben.[14]