Radio-télévision belge de la Communauté française (Abkürzung: RTBF; deutsch: Hörfunk und Fernsehen der französischen Gemeinschaft Belgiens, seit 2010 offiziell rtbf.be) ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk für die frankophone Bevölkerung Belgiens.
Daneben bestehen in Belgien separate Rundfunkanstalten für den flämischen Landesteil (Vlaamse Radio- en Televisieomroeporganisatie, VRT) und für die Deutschsprachige Gemeinschaft (Belgischer Rundfunk, BRF).
RTBF strahlt fünf Haupt-Hörfunkprogramme und einige Spartenkanäle als Internetstream aus.
Neben den Hauptkanälen bietet RTBF einige Spartensender an, die als Internetstream verbreitet werden, so etwa der Kanal „La vie en rose“ mit französischem Chanson, der aus der gleichnamigen Sendung auf „La Première“ hervorging. Es bestehen noch weitere thematische Musikkanäle des Jugendradios „TIP!K“, u. a. eines, welches unter dem Namen Tarmac Hip-Hop spielt.
Die nationalen Fernsehprogramme „La Une“ (Die Eins) (vormals „RTBF 1“), „Tipik“ (vormals „La Deux“) und „La Trois“ (Die Drei) werden national über Antenne und Kabel verbreitet. Bis Anfang 2010 gab es zudem das Satellitenprogramm „RTBF SAT“, das man auch außerhalb Belgiens empfangen konnte. Dieses wurde aus Kostengründen eingestellt.
Die RTBF ist mit anderen französischsprachigen Rundfunkanstalten aus Frankreich, der Schweiz und Kanada am internationalen Sender TV5 Monde sowie am französischen Arte beteiligt.
Bereits 1908 experimentierte der Ingenieur Robert Goldschmidt in Brüssel mit Funkwellen. 1913 kam es im königlichen Garten in Laeken/Laken zu ersten Übertragungen von Sprache und Musik über Langwelle; am 28. März 1914 wurde für die königliche Familie ein Konzert gesendet. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs ließ König Albert die Anlage jedoch zerstören, um sie nicht in deutsche Hände gelangen zu lassen.
Die Anfänge des französischsprachigen Rundfunks in Belgien gehen auf den 1922 vom Radiohersteller SBR (Société Belge Radio-électrique) in Ixelles/Elsene eingerichteten Sender Radio Bruxelles zurück, ab 1924 Radio Belgique genannt. Mit Wirkung vom 1. Februar 1931 wurde er mit dem seit 1928 bestehenden flämischen Sender N.V. Radio zum Institut national de radiodiffusion (INR)/Nationaal Instituut voor de Radio-omroep (NIR) zusammengelegt, dessen neue Mittelwellensender sich in Veltem befanden. Daneben bestanden in Belgien vor dem Zweiten Weltkrieg 16 Lokalsender, wovon zwölf auf Französisch sendeten (blau in der Karte rechts).[1]
Von 1940 bis 1944 wurde der belgische Rundfunk vom nationalsozialistischen Deutschland kontrolliert (Radio Bruxelles/Zender Brussel), während die belgische Exilregierung Sender der BBC nutzte (Radio Belgique/Radio België).
Nach dem Krieg wurde im Jahr 1952 die Sendestation Wavre-Overijse eröffnet, 1953 der Fernsehdienst. 1960 ging INR/NIR in Radiodiffusion-Télévision belge (RTB)/Belgische Radio- en Televisieomroep (BRT) über, und 1977 erfolgte die Aufteilung in RTBF, BRT(N) (ab 1998 VRT) und BRF.
Von den 1970er- bis 1990er-Jahren gab es terrestrisch auch in Deutschland belgisches Fernsehen für die belgischen Streitkräfte.
Am 13. Dezember 2006 schockierte der belgische Sender mit der fiktiven Sondersendung Bye Bye Belgium über die angebliche Unabhängigkeitserklärung des flämischen Teils. Belgien habe aufgehört zu existieren, der König sei außer Landes geflohen. Interviews mit realen Politikern, die zum Teil in den Schwindel eingeweiht waren, Archivmaterial und gestellte Aufnahmen verstärkten den realistischen Eindruck beim Zuschauer. Erst nach einiger Zeit wurde der Hinweis eingeblendet, es handele sich um reine Fiktion. Trotzdem rangen Fernsehzuschauer mit den Tränen oder riefen die Sender-Hotline an. Die Sendung wurde in den Tagen danach kontrovers in Belgien diskutiert.
Wegen angeblicher antiflämischer Agitation der RTBF nannte der belgische Premierminister Yves Leterme den Sender auch Radio Mille Collines, in Anspielung an den ruandischen Sender, der 1994 die Hutus zum Völkermord an den Tutsis aufgerufen hat.[2]
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