Am 1. Mai 2006 wurde er Stellvertreter von GeneralvikarDominikus Schwaderlapp sowie im selben Jahr auch Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal des Erzbistums. Am 11. September 2011 wurde Heße als residierender Domkapitular ins Kölner Metropolitankapitel berufen. Am 16. März 2012 folgte er Dominikus Schwaderlapp als Generalvikar nach, nachdem dieser zum neuen Weihbischof in Köln ernannt worden war. Bis dahin war Heße auch Diözesanbeauftragter für Rundfunk und Fernsehen.
Mit Eintritt der Sedisvakanz am 28. Februar 2014, bedingt durch die Annahme des Rücktrittgesuches von Joachim Kardinal Meisner durch Papst Franziskus, erlosch automatisch das Amt von Heße als Generalvikar.[3] Noch am selben Tag wählte ihn das Kölner Domkapitel zum Diözesanadministrator des Erzbistums Köln.[4][5]
Bei der Amtseinführung des neuen Erzbischofs von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, am 20. September 2014 bestätigte dieser ihn als Generalvikar.
Erzbischof von Hamburg
Am 26. Januar 2015 ernannte Papst Franziskus Heße zum Erzbischof von Hamburg; er ist der dritte Erzbischof seit der Neuerrichtung der Diözese im Jahr 1994. Die Bischofsweihe und Amtseinführung als Erzbischof von Hamburg erfolgte am 14. März 2015 durch den Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Mitkonsekratoren waren der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, und Norbert Werbs, Weihbischof in Hamburg.
Heße setzte die von seinem Vorgänger Werner Thissen im Jahr 2009 eingeleitete Neuorganisation der Bistumsstrukturen mit der Zusammenfassung von ehemals 80 selbständigen Kirchengemeinden zu 28 Pastoralen Räumen bzw. neuen Pfarreien sowie der Abschaffung der früheren Dekanate fort. Dies begründete er im Wesentlichen mit der sinkenden Anzahl von Gemeindepfarrern sowie Kirchenbesuchern.[6] Entsprechend dem dazu im Jahr 2017 erlassenen Statut über pfarreiliche und gemeindliche Pastoralgremien[7] arbeiten innerhalb eines Pastoralen Raumes die jeweilige Pfarrei mit ihren Gemeinden sowie die verschiedenen Orte kirchlichen Lebens auf Basis eines gemeinsamen Pastoralkonzepts zusammen. Dieses ist wesentliche Grundlage, um die kirchlichen Grunddienste Martyria (den Glauben erfahren und verkünden), Diakonia (Hinwendung zum Menschen) und Liturgia (den Glauben feiern) gemeinsam zu planen, zu erbringen und weiterzuentwickeln. Organisatorisch wurden in den neuen Großgemeinden mit Geistlichen besetzte Pastoralteams sowie als Pastoralgremien Gemeindeteam und Gemeindekonferenz geschaffen.[7] Im Jahr 2022 endete die Neustrukturierung erfolgreich.
Im Jahr 2016 entschied Heße, den überschuldeten Katholischen Schulverband Hamburg als selbständige Körperschaft zum Jahresende aufzuheben und in das Erzbistum zu integrieren. Hauptsächlich durch die damit verbundene Übertragung sämtlicher Vermögensgegenstände, Pensionsrückstellungen und Verbindlichkeiten zu Buchwerten ergab sich für das Erzbistum im Jahr 2017 erstmals eine Überschuldung in Höhe von knapp 83 Millionen Euro.[8] Zudem wurde im Immobilienbestand des Erzbistums ein Investitionsstau von 157 Millionen Euro festgestellt. Damalige Planungungsrechnungen ließen bis zum Jahr 2021 einen Anstieg der Überschuldung auf 325 Millionen Euro befürchten, sollten keine deutlichen Einsparungen erfolgen.[9]
Vor diesem Hintergrund leitete Heße bereits am 12. November 2016 einen inhaltlichen und wirtschaftlichen Erneuerungsprozess ein, der unter dem Leitspruch „Herr, erneuere deine Kirche und fange bei mir an“ steht.[10] Ziel des Prozesses sei es, „mit weniger Geld eine lebendige Kirche zu sein.“ Unabhängig von der damals bereits beschlossenen Zusammenlegung der bestehenden drei Caritasverbände, der Erhöhung des Schulgeldes an den katholischen Schulen sowie einem sozial verträglichen Stellenabbau im Generalvikariat waren jährliche Einsparungen in Höhe von 20 Millionen Euro geplant, indem u. a. weitere Gebäude aufgegeben sowie Schulen und soziale Einrichtungen geschlossen würden. In den Kitas, die größtenteils dezentral von den Pfarreien betrieben werden, müsse über eine Neuausrichtung der Betreiberstruktur nachgedacht werden.[9] Begleitet wird dieser Erneuerungsprozess von dem am 1. Juli 2018 gegründeten Wirtschaftsrat.[11] Er löste Diözesanvermögensverwaltungsrat, Kirchensteuerrat sowie Anlageausschuss und Erlassausschuss ab. Diözesane Budgetentscheidungen trifft er mithilfe von pastoralen Kriterien.[8]
Ab dem Jahr 2019 ließ Heße nicht unbedingt benötigte Kirchen, Pfarr- und Gemeindehäuser sowie Verwaltungsgebäude zum Verkauf stellen.[12] Für die Umsetzungsphase der damit verbundenen Vermögens- und Immobilienreform im Erzbistum wurde Anfang 2021 eine Rahmenordnung erlassen.[13] Ergebnis sind eine fortschreitende Profanierung und Umwidmung von Kirchen im Erzbistum.
Von den ehemals 21 katholischen Schulen in Hamburg wurde im Jahr 2021 die Grundschule St. Marien Eulenstraße (Ottensen) geschlossen. Im Jahr 2023 folgten die beiden StadtteilschulenDomschule St. Marien (St. Georg) und Franz-von-Assisi-Schule (Barmbek-Nord) sowie die GrundschulenKatholische Schule Altona (Altona-Altstadt) und Neugraben. Das Niels-Stensen-Gymnasium (Harburg) soll im Jahr 2025 folgen und gleichzeitig der Stadtteilschulzweig der Katholischen Schule Harburg auslaufen. Die verbleibenden 15 Einrichtungen werden unter anderem durch Spendengelder mit 135 Millionen Euro ertüchtigt.[14][15]
bischöflicher Flüchtlingsbeauftragter (seit September 2015)[19]
Weitere Tätigkeiten
Stefan Heße gehörte vom 8. Januar 2007 bis zu seiner Ernennung zum Hamburger Erzbischof als stellvertretendes Mitglied dem Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks an.[20]
Stefan Heße sieht in der Medienarbeit und im Web 2.0 besondere Aufgaben für die Kirche der Zukunft. Die Kirche müsse ihre Sprachfähigkeit verbessern, damit andere den Glauben auch verstehen können. „Wie verhindere ich zum Beispiel, dass Ostern auf ein Hasenfest reduziert wird?“, so Heße. Er hält es für erforderlich, dass die Kirche mit ihren Finanzen transparent und verantwortlich umgeht und die Zahlen über ihr Vermögen offenlegt.[23]
Auch ist Heße stark am Dialog mit den Gläubigen interessiert und plädiert in Fragen der kirchlichen Ethik für schnellere Entscheidungen.[24] Im August 2015 forderte Heße eine Liberalisierung der katholischen Sexualmorallehre. So müsse die Kirche es wertschätzen, wenn in homosexuellen Beziehungen Werte wie Treue und Verlässlichkeit gelebt würden.[25] Im August 2019 sprach sich Heße gemeinsam mit Bischof Franz-Josef Bode für einen offeneren Umgang ihrer Kirche mit Homosexuellen aus.[26]
Den Bundestagsentscheid zur „Ehe für alle“ vom 30. Juni 2017 sah Heße dagegen kritisch. Er „bedauerte es“, dass das kirchliche und das staatliche Eheverständnis sich „weiter voneinander entfernten“.[27]
Im Oktober 2020 wurden aus Presseberichten Vorwürfe bekannt, Heße habe in seiner Zeit als Personalleiter des Erzbistums Köln Fälle von sexuellem Missbrauch nicht vorschriftsgemäß verfolgt.[29] Ein vom Erzbistum Köln daraufhin bei der Kanzlei Gercke/Wollschläger in Auftrag gegebenes und am 18. März 2021 veröffentlichtes Gutachten benennt insgesamt neun Fälle, in denen Heße kirchliche Verfahren nicht eingeleitet bzw. an Staatsanwaltschaft oder Vatikan gemeldet habe. Dabei habe jedoch Unklarheit in Bezug auf die damalige Rechtslage bestanden. Zudem sei Heße zum Teil unzureichend von Offizial und Justitiarin des Erzbistums beraten worden.[30][31][32][33]
Noch am Tag der Veröffentlichung des Gutachtens bat Heße Papst Franziskus um die sofortige Entbindung von seinen Ämtern und Aufgaben im Erzbistum Hamburg.[34] Gleichzeitig übernahm er die volle Verantwortung für die ihm als Personalverantwortlicher und Generalvikar in Köln zur Last gelegten Pflichtverletzungen. Er bedauerte, sollte er durch sein Handeln oder Unterlassen Betroffenen und ihren Angehörigen neuerliches Leid zugefügt haben.[35]
Der Papst gewährte Heße daraufhin zunächst eine Auszeit.[36] Am 15. September 2021 teilte die Apostolische Nuntiatur dann mit, dass der Rücktritt Heßes nicht angenommen worden sei. Bei einer im Juni 2021 erfolgten Visitation in Köln seien zwar „persönliche Verfahrensfehler“ festgestellt worden, doch seien diese nicht in der Absicht begangen worden, Fälle sexuellen Missbrauchs zu vertuschen. Erzbischof Heße nahm daraufhin seine Amtsgeschäfte in Hamburg wieder auf.[37]
Schriften
Berufung aus Liebe zur Liebe: auf der Spurensuche nach einer Theologie der Berufung, unter besonderer Berücksichtigung des Beitrags von Hans Urs von Balthasar. Dissertation, St. Ottilien: EOS-Verlag 2001, ISBN 3-8306-7092-3, zugleich: Vallendar, Philos.-Theol. Hochschule, Diss., 2001 unter dem Titel Vom Ruf zur Rufung
↑Daniel Deckers: Missbrauch in der Kirche: Vertuschungsvorwurf gegen Erzbischof Heße. In: FAZ.NET. ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 14. Oktober 2020]).
↑Gercke/Wollschläger: Gutachten: Pflichtverletzungen von Diözesanverantwortlichendes Erzbistums Köln im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Schutzbefohlenen durch Kleriker oder sonstige pastorale Mitarbeitende des Erzbistums Köln im Zeitraum von 1975 bis 2018. Verantwortlichkeiten, Ursachen und Handlungsempfehlungen, 18. März 2021, S. 717f. [2]