Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, links der Persante (poln. Parsęta), etwa 45 Kilometer südsüdöstlich von Köslin (Koszalin), 24 Kilometer westnordwestlich von Neustettin (Szczecinek) und fünf Kilometer nordöstlich von Bärwalde (Barwice).
Geschichte
Das Dorf Alt Valm ist aus dem adligen Dorf Valm hervorgegangen, das aus mehreren Anteilen bestand und ein altes Lehen der alteingeborenen pommerschen Familie Glasenapp war, die schon im 17. Jahrhundert hier Rittersitze besaß.[1] Im 18. Jahrhundert bestanden in Valm drei Rittergüter.[2] Laut Vasallen-Tabelle war die Familie Zastrow 1787 Besitzerin des Guts Valm A, B, C, D gewesen.[3] Einen Teil des Gutes Valm hatte der Kammerherr Zastrow, auf Kölpin, im Jahr 1777 von dem Oberlieutenant Bernhard Friedrich von Münchow käuflich erworben.[4] Über die Veränderungen der Besitzverhältnisse bis zum Ende es 18. Jahrhunderts hat Brüggemann, zu dessen Zeit das Dorf als das größte des Herzogtums Pommern galt, einige detailliertere Angaben gemacht.[5] Um 1830 waren hier fünf Landgüter, und das für diese zuständige Patrimonialgericht befand sich im Gut B.[6]
Vor Mitte des 19. Jahrhunderts war sechs Kilometer südöstlich des Dorfkerns von (Alt) Valm im Gutsbezirk Valm A die Siedlung oder „Kolonie“[7] Neu Valm angelegt worden, die aber noch keine eigenständige Landgemeinde war. Für die restliche Ortschaft, die ebenfalls noch keine eigenständige Landgemeinde war, kam danach die Ortsbezeichnung Alt Valm in Gebrauch. In den beiden Dorfbezirken Alt und Neu Valm wurde 1854 der Rezess zur Separation der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse vollzogen; nach dem Rezess waren im Bauerndorf Alt Valm an Grundbesitzern vorhanden: ein Freischulze, zwei Vollbauern, 66 Halbbauern, ein Kossäte und vier Büdner.[8]
Das Allodial-Rittergut Alt Valm befand sich seit 1854 im Besitz von August Müller.[9] Die Familie Müller war auch noch um 1880[10] sowie bis 1945 Besitzerin des Ritterguts.
Die im Jahr 1865 vom preußischen Fiskus im Dorf Valm erhobenen Grundsteuern betrugen[11]
im Steuererhebungsbezirk Neu Valm: 63 Reichstaler, 24 Silbergroschen und 5 Pfennige
im Gutsbezirk Valm A: 141 Reichstaler, 16 Silbergroschen und 5 Pfennige
im Gutsbezirk Valm B, C, D, E: 91 Reichstaler, 8 Silbergroschen und 9 Pfennige
Durch einen Erlass der königlichen Regierung vom 30. November 1874 wurde das Gut Valm A mit einem Flächeninhalt von 840,0570 Hektar vom Gutsbezirk Valm abgetrennt und zu einem selbständigen Gutsbezirk mit dem Namen Gut Neu Valm erklärt; gleichzeitig schied das Bauerndorf Neu Valm aus dem Dorfbezirk Valm aus und erhielt den Status einer eigenständigen Landgemeinde.[12] Fortan existierten die beiden eigenständigen Landgemeinden (Alt) Valm und Neu Valm nebeneinander. Diese gehörten zu dem 1874 neu gebildeten Amtsbezirk Valm.[13]
Um das Jahr 1896 waren in Alt Valm die Gutsbesitzer Friedrich Bülow, Hermann Gehrke, Karl Meinke, Karl Müller, August Plietz, Ferdinand Pommerening, Karl Schwandt und Karl Traum vertreten.[14] Im Jahr 1921 werden die Gutsbesitzer Wilhelm Bülow, Georg Dewuske, Max Klapstein, Emil Pommerening, Carl Traum i. Bärwalde und Hermann Maczulaitis.[15]
Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Ritterguts Alt Valm 552 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 197 Einwohner.[16]
Die Gemarkung der Landgemeinde Alt Valm hatte Anfang der 1930er Jahre eine Flächengröße von 38,8 km², und auf ihr standen insgesamt 214 bewohnte Wohnhäuser an drei verschiedenen Wohnorten:[17]
Um 1933 gab es in Alt Valm drei Gasthöfe, fünf Baugeschäfte, fünf Gemischtwaren-Handlungen, eine Mühle, eine Stärkefabrik sowie eine Reihe von Handwerksbetrieben.[18]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Alt Valm zusammen mit Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Von der polnischen Behörde wurde das Dorf nun unter der Ortsbezeichnung „Stary Chwalim“ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben. Im Ort siedelten sich zugewanderte Polen an.
Demographie
Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr
Einwohner
Anmerkungen
1783
–
adliges Dorf Valm mit Kirche, zwei Vorwerken und 97 Feuerstellen (Haushaltungen), größtes Dorf im königlich preußischen Herzogtum Pommern[5]
am 3. Dezember, im Dorf Valm, davon 1682 im Gemeindebezirk Alt Valm und 732 im Gemeindebezirk Neu Valm und den beiden Gutsbezirken Valm A und Valm B zusammen[22]
1867
1927
am 3. Dezember, im Dorf Valm, davon 1311 im Gemeindebezirk Alt Valm, 235 im Gemeindebezirk Neu Valm sowie 179 im Gutsbezirk Valm A und 202 im Gutsbezirk Valm B[23]
1871
1931
am 1. Dezember, im Dorf Valm, davon 1290 im Gemeindebezirk Alt Valm (1289 Evangelische und eine katholische Person), 249 im Gemeindebezirk Neu Valm (sämtlich Evangelische) sowie 226 im Gutsbezirk A (sämtlich Evangelische) und 166 im Gutsbezirk Valm B (160 Evangelische und sechs Juden)[23]
1885
1453
am 1. Dezember, im restlichen Dorf Valm oder in Alt Valm (nach 1874 erfolgter Ausgliederung des Dorfteils Neu Valm und Erhebung desselben zu einer eigenständigen Ortschaft), davon 1272 im Bauerndorf Alt Valm (1266 Evangelische, drei Katholiken, drei Juden) und 181 im Gutsbezirk Alt Valm (173 Evangelische, acht Juden)[24]
1910
1396
Dorf und Rittergut, am 1. Dezember, davon 1223 im Gemeindebezirk und 173 im Gutsbezirk[25]
1925
1599
davon 1594 Evangelische und vier Katholiken;[17] nach anderen Angaben 1363 Einwohner[26]
Alt Valm, Dorf und Rittergut, links der Persante, Kreis Neustettin, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Alt Valm (meyersgaz.org).
Neu Valm, Dorf und Rittergut, Kreis Neustettin, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Neu Valm (meyersgaz.org).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 772–773, Ziffer 64 (Google Books).
Arthur Zechlin: Der Neustettiner Kreis. Historisch-topographisch dargestellt. In: Baltische Studien, Band 36, Heft 1, Stettin 1886, S. 1–54, insbesondere S. 46–47 (Google Books).
↑Genealogisches Taschenbuch der Ritter- und Adelsgeschlechter (Alexander von Dachenhausen, Hrsg.), Sechster Jahrgang, Buschak & Irggang, Brünn 1881, S. 189–210, insbesondere S. 194 (Google Books).
↑E. von Glasenapp: Beiträge zu der Geschichte des alt-hinterpommerschen Geschlechts der Erb-, Burg- und Schlossgesessenen von Glasenapp, Nachrichten aus der engeren Heimath Hinterpommern resp. Livland, sowie über den specifisch pommersch-germanischen Uradel. Berlin 1884, S. 54 (Google Books).
↑ abLudwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 772–773, Ziffer 64 (Google Books).
↑Johann Friedrich Kratzsch: Darstellung der Gerichtsverfassung in dem Preußischen Staate. Erster Theil, enthaltend das Addreßbuch der sämmtlichen Gerichts-Behörden in dem Preußischen Staate, Zeitz 1833, S. 271 (Google Books).
↑Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, No. 13, Cöslin 1849; Extra-Blatt zu No. 13, S. 10 (Google Books).
↑von Bonin: Uebersicht über die stattgehabten Zerstückelungen des bäuerlichen Grundbesitzes im Neustettiner Kreise von der Durchführung der Separation bis zum 1. März 1880. In: Landwirtschaftliche Jahrbücher, Band XII, Supplement I, Paul Parey, Berlin 1883, S. 135–142, insbesondere Spalte 2–3 der Tabelle auf S. 136–139 (Google Books).
↑K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichem Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 153, Ziffer 102 (Google Books).
↑P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 60–61 (Google Books).
↑Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, No. 41, vom 11. October 1865, S. 364, Ziffer 208–211 (Google Books).
↑Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, No. 4, vom 28. Januar 1875, S. 20, linke Spalte, Ziffer 32 (Google Books)
↑Extra-Beilage zum Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Cöslin vom 10. Februar 1874, S. 6 (Google Books).
↑C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. Band 12: Pommern, Nürnberg 1896, S. 328 (Google Books).
↑Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 399 (Google Books).
↑Klockhaus' Kaufmännisches Handels- u. Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 982 (Google Books).
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 64, Ziffer 34 (Google Books).
↑Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 306, Ziffer 64 (Google Books).
↑Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 644 (Google Books).
↑Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (6. Kreis Neustettin). Berlin 1866, S. 34–41, Ziffer 216–219 (Google Books).
↑ abKönigliches statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 98–99, Ziffer 105 (Google Books), und S. 104–105, Ziffer 234–235 (Google Books).
↑Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 106–107, Ziffer 45–46 (Google Books), und S. 110–111, Ziffer 129 (Google Books).