Stadt Hornburg[2] ist ein Ortsteil der Gemeinde Schladen-Werla im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Bis zum 1. November 2013 war der Ort eine eigenständige Stadt. Zusammen mit dem zugehörigen Wohnplatz Tempelhof hat Hornburg 2457 Einwohner (Stand 31. Mai 2018). Ihren Höchstwert hatte die Einwohnerzahl um 1950 mit fast 4400 Einwohnern erreicht.
Hornburg ist die Geburtsstadt des ersten deutschen PapstesClemens II. (1046–1047). Hornburg, das am Fluss Ilse liegt, ist eine Fachwerkstadt und staatlich anerkannter Erholungsort.
Seine Blütezeit erlebte Hornburg im 16. Jahrhundert, als es durch Hopfenanbau zu beträchtlichem Wohlstand kam. Diese für das Brauwesen wichtige Pflanze gedieh hier durch die günstigen klimatischen Bedingungen – wenig Regen und viel Sonnenschein – besonders gut.
Die Fachwerkstadt Hornburg hatte im Mittelalter 5 Stadttore: Halberstädter Tor, Braunschweiger Tor, Vorwerkstor, Pfarrhofstor und Dammtor. Letzteres ist als einziges erhalten geblieben. An diesem befindet sich rechts neben den mächtigen Torpfeilern das Wappen der Stadt Hornburg. Dieses ist aus einer Sandsteinplatte (65,0 cm × 70,0 cm) plastisch herausgearbeitet. Auf dem Stadtwappen befindet sich das Wappenschild gehalten von zwei Schildträgern, einer weiblichen und einer männlichen Figur. Im Zentrum befinden sich an einer Geweihspange hängend ein Jagdhorn und darüber die Buchstaben H und B für die Stadt Hornburg. Zwischen der Jahreszahl 1552 finden wir stilisiertes Blattwerk, darüber eine kleine Wappenkartusche mit dem Jagdhorn. Darunter symmetrisch angeordnet, zwei hervorgehobene gesiegelte Buchstaben K und W. Die Buchstaben stehen für die Nachnamen der beiden jeweils regierenden Bürgermeister in damaliger Zeit, welche sich in ihrer Amtszeit abwechselten. Diese waren im Jahre 1552 Henning Küchenthal d. J. und Hinrich Wagenführ. Sie nahmen den Bürgereid ab, erteilten das Bürgerrecht und waren auf Lebenszeit eingesetzt.
Hornburg lag bis zur WiedervereinigungDeutschlands unmittelbar an der Grenze zur DDR. Diese Randlage brachte der Stadt einige Nachteile, die erst seit 1990 teilweise wieder behoben werden konnten.
Neben der evangelischen Kirche Beatae Mariae Virginis (→Sehenswertes) befindet sich in Hornburg seit 1977 die katholische St.-Clemens-Kirche, für die als Patron der heilige Papst Clemens I. gewählt wurde im Gedenken an den in Hornburg geborenen, jedoch nicht heiliggesprochenen Papst Clemens II.
Der Ortsrat, der Hornburg vertritt, setzt sich aus sieben Mitgliedern zusammen. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.
Das Handwerksmuseum am Montelabbateplatz beherbergt Handwerksstuben und Bilder der Stadtgeschichte; ein Raum ist dem wohl bekanntesten Hornburger, Papst Clemens II., gewidmet. Das dem Museum angeschlossene Biedermeierhaus unterhalb der Burgmauer beherbergt eine vollständig eingerichtete Kleinbürgerwohnung aus der Zeit um 1900.
Fachwerke der Altstadt
Seiner großen Ära verdankt Hornburg seine reich verzierten Renaissance-Fachwerkhäuser mit den überkragenden Stockwerken und Schmuckbalken, die mit ausgemalten Fächerrosetten, Fächerfriesen und Spruchbändern reich verziert sind. Hier gibt es bauliche Beziehungen zu Halberstadt und Einbeck. Das wohl schönste Fachwerkhaus der Altstadt liegt am Marktplatz; es wurde 1609 als Ratsapotheke erbaut. Die Neue Straße mit ihren niedrigen Haustüren scheint zu bestätigen, wie klein die Menschen früher waren. Man sollte sich jedoch nicht täuschen: ein Grund hierfür war die Erhöhung des Straßenniveaus zur Verhinderung von Überflutungsschäden. Durch die Hagenstraße fließt der Fluss Ilse; die hier 1604 erbaute Hagenmühle ist neben der Wassermühle Erkerode die einzige erhaltene Wassermühle im Landkreis Wolfenbüttel.
Ein schlimmer Verlust für die Fachwerkstadt Hornburg entstand, als 1972 durch Brandstiftung eines der schönsten und größten Fachwerkhäuser, das Neidhammelhaus, vernichtet wurde. Die wertvolle Schmuckfassade war stehengeblieben, musste aber wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Dies bedeutete einen empfindlichen Einschnitt in das städtebauliche Gefüge des Stadt- und Straßenbildes an der Wasserstraße in der Nachbarschaft zur Kirche. 1996 wurde die bis dahin eingelagerte, denkmalgeschützte Fassade vor einen Neubau gesetzt und konnte so an Ort und Stelle erhalten bleiben. Erbaut wurde das Neidhammelhaus 1563 von dem damaligen Stadtkämmerer Valentin Mitgau. Sein Familienwappen, ein von einem Pfeil durchbohrtes Herz, ziert einen der zehn Ständerbalken im ersten Stock. Nach den Ratsakten aus dem Jahre 1594 war „der Neidhammel“ das höchst besteuerte Haus in Hornburg.
Der Spätrenaissance-Altar und die Kanzel wurden von Mitgliedern der Familie von Randow gestiftet. Hans von Randow und sein Sohn Friedrich residierten im 16. und 17. Jahrhundert als halberstädtischeAmtshauptmänner auf der Hornburg. Grabsteine des Hans von Randow und seiner Tochter Ilse stehen noch heute in der Hornburger Kirche, deren Altar von der Witwe des Hans gestiftet wurde.
Beatae Mariae Virginis
Spätrenaissance-Altar
Orgel der Hornburger Kirche Beatae Mariae Virginis
Die Burg Hornburg, gleichzeitig Wahrzeichen der Stadt, erhebt sich beherrschend über den Ort. Sie war Grenzburg des Bistums Halberstadt. Es wird angenommen, dass auf ihr 1005 Suitger geboren wurde, der 1046 als Bischof von Bamberg PapstClemens II. wurde. Erstmals wurde die Hornburg 1113 zerstört, ein weiteres Mal durch Heinrich den Löwen 1179.
1430 wurde die Burg ein drittes Mal zerstört. Im 15. Jahrhundert wurde die Burg festungsartig ausgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg Angriffsziel kaiserlicher und schwedischer Truppen. 1645 wurde sie vom schwedischen General Königsmarck zerstört und diente danach als Steinbruch.
Nach seiner Zerstörung lag das Burggelände bis in die 1920er Jahre brach. Danach wurde es teilweise auf den Grundmauern rekonstruiert. Heute steht die Burg im Privatbesitz und kann nicht öffentlich besichtigt werden.
Unweit der Marienkirche, am Damm, stand hinter dem 1569 erbauten Renaissance-Wohnhaus Nr. 20 die barocke Hornburger Synagoge, deren vollständige Inneneinrichtung heute im Jüdischen Museum des Braunschweigischen Landesmuseums „Hinter Aegidien“ besichtigt werden kann.
Das Wohnhaus selbst war von 1763 bis 1810 jüdische Schule. 1766 in der zweiten Reihe errichtet, galt die Synagoge als Beispiel eines speziell für diesen Zweck errichteten Bauwerks – eine Rarität im Norddeutschland des 18. Jahrhunderts. Der kubische Fachwerkbau mit Mansardwalmdach war auf quadratischem Grundriss mit 9 Metern Seitenlänge errichtet worden. Auf der Westseite trug ein Anbau zwei separate Türen, eine zum Vorraum der Männersynagoge, die andere Treppe der Frauen-Empore.
Als direktes Vorbild gilt die durch Bankier Lehmann 1712 errichtete Synagoge zu Halberstadt – eine der größten und reichsten ihrer Zeit, deren ausladendes Mansarddach die niedrigeren Häuser des jüdischen Viertels überragte (eine Forderung des Talmud). Die Hornburger Synagoge erschien bis ins Detail als etwas schlichter gehaltene Verkleinerung dieses Gebäudes. 1924 wurde das baufällige, seit 1882 nicht mehr von einem Minjan (Mindestzahl von zehn erwachsenen jüdischen Personen, die eine Betgemeinde bilden) genutzte Gebäude abgetragen. Die Inneneinrichtung konnte durch das tatkräftige Wirken des Graphikers Ephraim Moses Lilien und des Kustos des Braunschweiger LandesmuseumsKarl Steinacker 1924 geborgen werden und ist dort in der Abteilung Jüdisches Museum erhalten geblieben und ausgestellt.
Georg Wilhelm Wahnschaffe (1710–1791), preußischer Oberamtmann, Braunschweig-Lüneburgischer Drost, Wasserbauexperte, Landesverbesserer und vielfacher Domänen- und Rittergutsbesitzer, übernahm 1758 die Domäne Hornburg
Emma Goslar (1848–1923), Heimatdichterin und Vortragskünstlerin
Wilhelm Rieke (1880–1967), Politiker und Mitglied des Landtages
Eberhard Segner: Geschichte der Stadt Hornburg. Heckner, Wolfenbüttel 1994.
Hans-Jürgen Derda: Hornburg. In: Herbert Obenaus, David Bankier, Daniel Fraenkel (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 2, Wallstein-Verlag, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-753-5, S. 884–888.