Als infolge des Überfalls auf Polen durch das Deutsche Reich und den damit beginnenden Zweiten WeltkriegFrankreich am 3. September 1939 Deutschland den Krieg erklärte und zwei Tage später eine Offensive gegen das Saargebiet begann, wurden Saarländer aus dem Bistum Trier in das Innere des Reichsgebietes evakuiert. Infolgedessen fanden seitens der Propsteigemeinde St. Nicolai (Braunschweig) bereits bis 1940 im seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägten Wendhausen katholische Gottesdienste statt, die in der evangelischen Kirche abgehalten wurden.[1]
Zunächst wurde in Wendhausen im Neubaugebiet am Dettmersberg 1950/51 ein Pfarrhaus erbaut, in dessen Keller eine Kapelle eingerichtet wurde. Für die Katholiken in den anderen zur Pfarrvikarie Wendhausen gehörenden Ortschaften fanden die Gottesdienste in mehreren Gasthäusern dieser Dörfer statt.
Am 16. April 1962, dem Palmsonntag, erfolgte die Grundsteinlegung der Kirche durch Generalvikar Adalbert Sendker (1912–1993). Am 1. April 1962 wurde die bisherige Pfarrvikarie Wendhausen zur Kuratie erhoben. Zu diesem Zeitpunkt schied die Ortschaft Bevenrode aus der Pfarrvikarie Wendhausen aus und wurde der Pfarrei Querum angeschlossen. Am 16. Dezember 1962, dem 3. Adventssonntag, folgte die Konsekration der Kirche durch WeihbischofHeinrich Pachowiak. Neben dem heiligen Martin wurde die heilige Maria Nebenpatronin. Damals gehörten rund 1100 Katholiken zur Kuratie Wendhausen.
Am 1. Dezember 1985 wurde die Kirchengemeinde zur Pfarrei erhoben. Durch die günstige Lage der Kuratie Wendhausen zwischen den GroßstädtenBraunschweig und Wolfsburg war die Zahl der Katholiken bis zu diesem Zeitpunkt auf weit über 2000 angewachsen. Am 13. April 1986 bekam die Pfarrei Wendhausen mit Hl. Don Bosco eine Filialkapelle im etwa zwei Kilometer entfernten Nachbarort Hondelage, wo die meisten Katholiken der Pfarrei Wendhausen wohnten.
Seit dem 1. November 2006 gehört St. Martin als Filialkirche zur Pfarrgemeinde St. Marien, die Pfarrei Wendhausen wurde zu diesem Zeitpunkt aufgehoben.[2] Zur Pfarrei Wendhausen gehörten zuletzt knapp 2200 Katholiken.[3]
Architektur und Ausstattung
Die turmlose Kirche wurde nach Plänen des Architekten Philipp aus Braunschweig erbaut, sie steht in knapp 81 Meter Höhe über dem Meeresspiegel auf dem Grundstück Am Dettmersberg 20. Das Gotteshaus wird durch ein Portal an der Südseite erschlossen und verfügt über 168 Sitzplätze. Ein Mosaik an der Rückwand des Altarraums zeigt das Abendmahl Jesu. Zur Innenausstattung der Kirche gehören auch eine Darstellung des heiligen Martin und ein 1963 erworbener Wandteppich mit einem Pietà-Bild. Der Kreuzweg von 1965 umfasst 15 Stationen, die letzte Station stellt die Auferstehung Jesu Christi dar. In einer Wandnische befindet sich der Marienaltar.
↑Thomas Flammer: Nationalsozialismus und katholische Kirche im Freistaat Braunschweig 1931–1945. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2013, S. 158.
↑Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Kirchlicher Anzeiger. Nr. 10/2006, Hildesheim 2006, S. 309–311. (Urkunde über die Aufhebung der katholischen Pfarrgemeinden St. Marien, Braunschweig-Querum, St. Martin, Lehre-Wendhausen und über die Errichtung der katholischen Pfarrgemeinde St. Marien, Braunschweig.)