Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa zwölf Kilometer südwestlich von Stolp. Westlich des Dorfes liegt ein vermoortes Wiesental, durch das die Quacke fließt, ein Nebenfluss der Stolpe. Gegenüber auf der anderen Seite des Wiesentals liegt das Dorf Kończewo(Kunsow).
Das in seinem Ursprung als Sackgassendorf angelegte Zirchow wurde erstmals 1287 in einer Urkunde erwähnt, in der Herzog Mestwin II. von Pommerellen den Ort an das Kloster Buckow verlieh. Im Jahre 1495 wurde es als Lehen derer von Wobeser genannt. Danach ging das Gut an Heinrich Albrecht von Blumenthal und 1739 auf Alexander Schiebel von Schiebelstein über.
Im Jahre 1782 gab es in Zirchow ein Vorwerk, einen Prediger, einen Küster, vier Bauern, einen Kossäten (darunter einen Schmied) bei insgesamt 21 Haushaltungen.[1] Durch Heirat kam es 1790 zusammen mit dem Hauptgut Lupow und zwölf anderen Gütern im Landkreis Stolp an die Familie Bonin. 1804 war es im Eigentum der Witwe des Landschaftsrates von Zitzewitz und wurde 1842 an Alexander von Bonin verkauft.
Am 1. April 1927 hatte das Gut Zirchow eine Flächengröße von 407 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 116 Einwohner.[2] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Zirchow in die Landgemeinde Zirchow eingegliedert.[3]
Vor 1945 hatte Zirchow eine Gemeindefläche von 549 Hektar und eine Wohnbevölkerung von 259 Einwohnern (im Jahre 1939). In der Gemeinde Zirchow gab es 44 bäuerliche Betriebe.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gab Bürgermeister Willy Papenfuß beim Herannahen der Sowjetarmee den Räumungsbefehl. Noch in der Nacht brachen die Bewohner auf, kamen jedoch nur bis Schmaatz, Lübzow, Schmolsin und Garde. Sie wurden von den Rotarmisten überrollt und kehrten in ihr Heimatdorf zurück. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Im Mai 1945 erschienen die Polen in Zirchow; im Laufe des Sommers bis Herbst bemächtigten sie sich sämtlicher landwirtschaftlichen Betriebe. Zirchow wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Sierakowo Słupskie‘ verwaltet. In den Jahren 1945 und 1946 werden die im Dorf einquartierten ostpreußischen Flüchtlinge, danach die Einwohner, als letzter Pastor Siegfried Finkbein, aus dem Dorf vertrieben.
Die Zirchower Dorfkirche zählt zu den ältesten und kulturgeschichtlich wertvollsten Baudenkmälern im Stolper Kreis. Der backsteingotische Bau stammt wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert. Turm und Kirchenschiff haben die gleiche Breite und sind aus Feldsteinen errichtet. Der niedrige Turm hat ein Walmdach, das Westeingangsportal ist spitzbogig überwölbt.
Das Innere der Kirche ist mit einer flachen Holzdecke versehen. Hier stand ein schlichter Altar und eine barocke Kanzel. Die Orgel aus dem 18. Jahrhundert war auf Veranlassung des Patrons Alexander Schiebel von Schiebelstein erbaut worden. Im Chor und an der Nordwand befanden sich Glasmalereien.
1736 und 1893/94 erfuhr das Gotteshaus und vor allem das Kirchenschiff aufwändige Umbauten. Bis 1587 war die Zirchower Kirche auch Gottesdienststätte für die Gemeindeglieder aus Kulsow, bis diese eine eigene Kirche erhielten. Die am Ende des 19. Jahrhunderts vorhandenen drei Glocken stammten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die älteste Glocke war 1654 gegossen worden, die zweite 1792; die dritte Glocke hatte 1794 Johann Martin Meyer in Neustettin gegossen.[5]
Nach 1945 wurde die seit der Reformation evangelische Pfarrkirche von der polnischen Administration zugunsten der polnischen katholischen Kirche zwangsenteignet. Sie wurde am 2. Februar 1946 vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘ und dient heute als Filialkirche.
Kirchspiel bis 1945
Vor 1945 waren die Einwohner fast alle evangelischer Konfession. Zirchow war Pfarr- und Kirchort und bildete mit der Kirchengemeinde Kulsow ein eigenes Kirchspiel. Eingepfarrt waren auch die Dörfer Sagerke, Kunsow, Lossin und Sanskow.
Das evangelische Kirchspiel gehörte zum Kirchenkreis Stolp-Stadt der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. 1940 zählte es insgesamt 1819 Gemeindeglieder, von denen 1161 zur Kirchengemeinde Zirchow und 658 zur Kirchengemeinde Kulsow gehörten. Das Kirchenpatronat von Zirchow war abgelöst, das der Kirchengemeinde Kulsow nahmen zuletzt die Rittergutsbesitzer von Boehn-Kulsow und von Boehn-Sagerke wahr. Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis 1655 zurück.[6]
Vor 1945 gehörten die wenigen katholischen Einwohner von Zirchow zur Pfarrgemeinde in Stolp.
Nach Einführung der Reformation hatten bis zum Zweiten Weltkrieg 15 Geistliche das Pfarramt für das Kirchspiel Zirchow inne:
Bartholomäus Ketelhut, 1547–1577
Joachim Ketelhut (Sohn von 1.), 1577–?
Carl. Leo, 1614–1655
Andreas Reidel, 1656–1688
Philipp Christoph Zeyse, 1688–1720
Jakob Benjamin Zeyse (Sohn von 5.), 1720–1745
Georg Albert Gottel, 1742–1762
Werner Heinrich Zeyse (Sohn von 6.), 1763–1796
Martin Daniel Gottfried Hertel, 1797–1832
Adolf Matthey, 1834–1884
Wilhelm Friedrich Gutt, 1885–1888
Gustav Hermann Fürchtegott Belling, 1888–1894
Hugo Heinrich Gustav Tschirschky, 1894–1903
Gotthold Karl Reimer, 1903–1912
Siegfried Finkbein, 1912–1946
Verkehr
Etwa 2 Kilometer östlich des Dorfes verläuft in Nord-Süd-Richtung die Landesstraße 21, die über einen Abzweig in Łosino(Lossin) zu erreichen ist. Die nächste Bahnstation ist Słonowice(Groß Schlönwitz) an der Bahnstrecke Piła–Ustka(Schneidemühl–Stolpmünde).
Zirchow, Dorf und Rittergut, Kreis Stolp, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Zirchow (meyersgaz.org).
Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin, Band 2, Heft 1: Kreis Stolp, Saunier, Stettin 1894, S. 110–112 (Google Books).
Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 166–167 (Google Books).
P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 96–97 (Google Books).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1023, Ziffer 170 (Google Books).
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1023, Nr. 170.
↑Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 401 (Google Books).
↑Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin, Band 2, Heft 1: Kreis Stolp, Saunier, Stettin 1894, S. 110–112 (Google Books).
↑Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern, in: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 276 (Google Books).