Nach Europa zurückgekehrt, wirkte Selmar Meyrowitz wiederum als Solorepetitor 1905–1907 am Landestheater Prag. Als Theater-Kapellmeister arbeitete er 1907–1909 am Stadttheater Danzig, 1909–1910 an der (alten) Komischen Oper Berlin (Friedrichstraße Höhe Weidendammer Brücke), 1911–1912 an der Kurfürsten-Oper Berlin, 1912–1913 am Münchner Hoftheater und 1913–1918 als leitender Kapellmeister an der Hamburgischen Staatsoper, unterbrochen durch die Teilnahme am Ersten Weltkrieg. 1917–1922 dirigierte er regelmäßig Konzerte der Berliner Philharmoniker, 1919–1924 war er hauptsächlich als Konzertdirigent tätig, 1920–1921 leitete er das Blüthner-Orchester. Tourneen führten ihn durch Holland, Italien und Schweden. 1924–1927 war er, neben Erich Kleiber und George Szell, Dirigent an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Danach wandte er sich Rundfunk und Schallplatte zu: von 1928 bis 1933 war er häufig Gastdirigent der Funk-Stunde Berlin und leitete das Berliner Funk-Orchester, von 1929 bis 1932 arbeitete er als Hausdirigent der neu gegründeten Schallplattenfirma Ultraphon (später Telefunkenplatte).
Nach der Besetzung von Paris durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 flüchtete Meyrowitz nach Südfrankreich. Er starb in Toulouse an den Entbehrungen der Flucht und des Exils. Das genaue Todesdatum ist umstritten, verschiedene Quellen nennen den 23.[1], 24.[2] oder 25.[3] März 1941.
Meyrowitz war verheiratet mit Margarete Neumann und hatte einen Sohn, Peter (* 1912).
Würdigungen
„Ist er [Meyrowitz] doch einer der letzten jener Dirigenten der Bayreuther Schule, die Mitbegründer des neueren deutschen von Richard Wagner reformierten Musiklebens waren. Als Schüler, Mitarbeiter und Freund Felix Mottls übernahm er das Erbe des großen deutschen Meisters von dessen wertvollstem Apostel. […] Mehr und mehr wandte er sich den mächtig aufkommenden Mikrofonkünsten zu, dirigierte für den Rundfunk und die Schallplatte. Bald beherrschte er dieses neue Gebiet wie kein zweiter; den kulturellen Erfordernissen des Rundfunks verstand er durch interessante Bearbeitungen alter, verschollener Musik zu entsprechen und den Eigenarten der Übertragungstechnik, insbesondere der Schallplatte, wurde er in so hohem Masse gerecht, dass er für die deutsche Schallplatte etwa den Platz Stokowskys einnahm.“ (P. Walter Jacob: …Zum sechzigsten Geburtstag.)
International trat Meyrowitz meist als Dirigent von Unterhaltungsmusik auf. So findet sich in einer Beschreibung eines von ihm geleiteten Konzerts mit mehreren kurzen Stücken in Berlin folgende sowohl lobende als auch kritische Aussage:[4] „Stilvoll war das Programm, aber eine Suite von Suiten ist eben nicht jedermanns Sache. Meyrowitz war mit leichtem Handgelenk und leichtem Mute bei der Arbeit und legte aufs neue überzeugende Proben seiner feindifferenzierten Dirigierkunst ab. Das Philharmonische Orchester unterstützte ihn hingebungsvoll.“
Karel Sabina (Libretto) und Bedřich Smetana (Musik): Die verkaufte Braut. Komische Oper in 3 Teilen. Deutsch von Selmar Meyrowitz. Für den Rundfunk eingerichtet von Cornelis Bronsgeest. Wedekind & Co., Berlin 1926 (= Sendespiele, 2. Jg., Heft 35).