Die Schlitzblatt-Karde (Dipsacus laciniatus), auch Schlitzblättrige Karde oder Gelappte Karde genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Karden (Dipsacus) in der Unterfamilie der Kardengewächse (Dipsacoideae). Sie gilt in Österreich als heimisch, in Deutschland hingegen als eingebürgerter Neophyt. Die Schlitzblatt-Karde ähnelt der Wilden Karde (Dipsacus fullonum).
Die Schlitzblatt-Karde ist eine zweijährige oder mehrjährigehapaxanthe Pflanze, die Wuchshöhen von 50 bis 120, nicht selten aber auch über 300 cm erreicht[1]. Die Stängel sind dickstachelig. Die Stängelblätter sind am Grund paarweise schüsselförmig verwachsen (Wassersammelbecken, sogenannte Phytotelmen), fiederspaltig und am Rand borstig bewimpert. Die Hüllblätter sind verlängert und stehen weit ab (im Gegensatz zur Wilden Karde, Dipsacus fullonum, bei der sie bogig aufsteigen). Die walzenförmigen Blütenköpfe sind kegelförmig. Die Blüten sind im Unterschied zu denen der Wilden Karde weiß.
Die Schlitzblatt-Karde kommt im warmen bis warmgemäßigten Europa und West-Asien an frischen bis feuchten Ruderalstellen und Waldrändern vor. Sie kommt auf feuchten bis frischen, nährstoff- und basenreichen Lehm- und Tonböden vor. Sie gedeiht in Mitteleuropa in Gesellschaften der Klasse Artemisietea.[3] Ursprüngliche Vorkommen hat sie in den Ländern Frankreich, Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen, Ungarn, in der Schweiz, Italien, Jugoslawien, Albanien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Moldawien, in der Ukraine, Türkei, Syrien, Libanon, Irak, Iran, im Kaukasusraum und in Zentralasien[4], aber auch in Spanien, Israel und Dänemark.[5] In Nordamerika ist sie ein Neophyt.[4]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3+w (feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[6]
Die Schlitzblatt-Karde wird selten als Zierpflanze in Naturgärten genutzt. Die Fruchtstände finden für Kränze und Trockensträuße Verwendung.[8]
Galerie
Junge Schlitzblatt-Karde
Blätter der Schlitzblatt-Karde
Typisch: Lange „Stacheln“ am Blütenkopf
Blütenkopf im Winter
Stängelblätter mit "Wasserbehältern"
Dipsacus laciniatus, Fruchtstand
Blüte
Fruchtstände im August
Belege
Literatur
Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
↑Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S.885.
↑ abDipsacus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 21. April 2018.
↑G. Domina (2017+): Dipsacaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Dipsacaceae
↑Dipsacus laciniatus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 13. August 2023.
↑Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
↑Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.