Der Satis-Tempel (auch Satet-Tempel, Setjet-Tempel, Sopdet-Tempel) wurde ursprünglich auf dem östlichen Nilufer der östlichen Elephantine-Nilinsel als einfaches Lehmziegel-Sanktuar zwischen drei großen Granitfelsen um etwa 3200 v. Chr. zu Ehren der Göttin Satis, der Herrin von Elephantine, errichtet. Das Heiligtum hatte mit dem Vorhof eine quadratische Gesamtgrundfläche von etwa 20 × 20 Metern.
Anfang des dritten Jahrtausends v. Chr. erhielt der Satis-Tempel während der ersten Dynastie auf dem höchsten Punkt der Nilinsel eine nach Osten vorgelagerte Festung. Die Gründungshöhe von 96 Metern über NN entsprach einer Nilfluthöhe von etwa 35 Ellen. Kurze Zeit später folgte in der frühen 2. Dynastie der Bau einer Umfassungsmauer, die eine Fläche von etwa 300 × 100 Metern umschloss und damit die am Westufer gelegene Siedlung und das östliche Festungsheiligtum beherbergte.
Aufgrund der fallenden Nilflutschwemmen sanken die Gründungshöhen auf etwa 94 Meter über NN (etwa 31 Ellen Nilfluthöhe). Die Veränderungen der Bebauungshöhen dokumentieren die Nilfluthöhenskalen des zugehörigen Nilometers. Der zweite Bereich des Treppenaufganges beginnt daher an der Oberkante der 27. Elle und reicht bis zu einer Höhe zwischen 31 und 32 Ellen (94,59 Meter über NN) hinauf.[2]
Vom Alten Reich bis zur Mitte des Mittleren Reiches genoss unter anderem der in Elephantine zunächst der Satis untergeordnete Gott Chnum im Satis-Tempel einen besonderen Kult. Mentuhotep II. (11. Dynastie) erbaute auf dem Tempelgelände ein neues Sanktuar. Mit Abschluss weiterer Erneuerungsarbeiten des Satis-Tempels unter Sesostris I. erhielt Chnum in unmittelbarer Nähe ein eigenes Heiligtum und fand daher im Satis-Tempel in seiner früheren Funktion als Helfer des Satis und Sopdet keine weitere Erwähnung.
Werner Kaiser: Elephantine In: Kathryn A. Bard, Steven Blake Shubert: Encyclopedia of the archaeology of ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 272–289.
Stephan Seidlmayer: Historische und moderne Nilstände. Untersuchungen zu den Pegelablesungen des Nils von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Achet, Berlin 2001, ISBN 3-9803-7308-8
↑Die hieroglyphische Schreibung Sopdet wurde seit der Spätzeit neben der üblichen Satis-Bezeichnung verwendet, da Satis in der Erscheinungsform der Sopdet auch als Herrin des Himmels auftrat.
↑Stephan Seidlmayer: Historische und moderne Nilstände. Berlin 2001, S. 81.