Childers war ein begeisterter und kenntnisreicher Hochseesegler, besaß mehrere Boote und unternahm ausgedehnte Segeltouren an Nordsee, Ostsee und Atlantik.[1]
1899 meldete sich Childers – zu diesem Zeitpunkt noch Befürworter des britischen Empire – als Freiwilliger für den Burenkrieg, in dem er als Offizier schwer verwundet wurde und als Invalide nach Großbritannien zurückkehren musste. Dort angekommen verfasste er seinen bekannten RomanThe Riddle of the Sands (deutsch: Das Rätsel der Sandbank, neuere Übersetzung: Das Rätsel von Memmert Sand), der 1903 veröffentlicht wurde. Hierin prophezeite er einen Krieg mit dem Deutschen Reich und eine Seeanlandung von Truppen an der britischen Küste. Das Buch war so eindringlich, dass nach Aussage von Winston Churchill die britische Admiralität Flottenbasen in Invergordon, Firth of Forth und Scapa Flow einrichten ließ. Der Roman gilt als ein Klassiker des frühen Spionageromans.[1]
In den folgenden Jahren verfasste Childers zahlreiche militärische Bücher, die sich kritisch mit britischen Strategien und Taktiken auseinandersetzten. Unter anderem ging er der Frage nach, was die Kavallerieeinheiten des britischen Heeres von der Kavallerie des deutschen Heeres lernen könnten und was nicht.[2]
Einsatz für die Unabhängigkeit Irlands
Ab 1908 wurde Childers zum glühenden Anhänger der irischen Unabhängigkeitsbewegung und zum radikalen Verfechter der Home Rule League.[1] So schmuggelten Erskine Childers, seine Frau Molly sowie Mary Spring Rice nur wenige Tage vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges deutsche Waffen nach Irland, die sie in Howth anlandeten.[3] Sie waren für den geplanten Aufstand gegen die britischen Besatzungstruppen in Irland bestimmt, der schließlich 1916 als Osteraufstand ausgelöst wurde.
Childers lehnte, obwohl er der irischen Delegation angehört hatte,[7] den anglo-irischen Vertrag vom 6. Dezember 1921, der zur Bildung eines Irischen Freistaates führte, strikt ab.[8] Insbesondere die noch vorhandene konstitutionelle Verbindung zum Vereinigten Königreich sowie Einschränkungen der Machtbefugnisse und Hoheitsrechte waren Hauptkritikpunkte, die zur Spaltung der Sinn Féin führten:[9] Die für den Vertrag eintretende Cumann na nGaedheal stand der radikal-republikanischen Mehrheit der Sinn Féin und der IRA schließlich im Irischen Bürgerkrieg gegenüber, der von Juni 1922 bis April 1923 geführt wurde. Daraufhin wurde er von den Soldaten des Irischen Freistaates als Drahtzieher gegnerischer Propaganda gejagt und am 10. November 1922 in Glendalough festgenommen. Zehn Tage darauf verurteilte ihn ein Militärgericht zum Tode, und zwar aufgrund des von der Regierung verfügten Kriegsrechts, das im Falle illegalen Waffenbesitzes die Todesstrafe zuließ.[10] Am 24. November 1922 wurde Childers in Dublin bei den Beggar's Bush Barracks von einem Erschießungskommandoexekutiert. Seine letzten Worte lauteten: „Take a step forward, lads. It will be easier that way.“[11] („Macht einen Schritt nach vorne, Jungs. So wird es einfacher.“)
Leonard Piper: Dangerous Waters. The Life and Death of Erskine Childers. Hambledon and London, London 2003, ISBN 1-85285-392-1.
Hans-Peter Schwarz: Phantastische Wirklichkeit. Das 20. Jahrhundert im Spiegel des Polit-Thrillers. DVA, München 2006, ISBN 3-421-05875-X, S. 17–35.
Frank Trende: Erskine Childer: „Hervorragendes Segelrevier mit einer famosen Landschaft, und Enten sollte es auch bald eine Menge geben“: Auf der Flensburger Förde. In: Ders.: Literarische Reisen zwischen Nord- und Ostsee. auf den Spuren berühmter Dichter unterwegs in Schleswig-Holstein. Boyens, Heide 2009, ISBN 978-3-8042-1283-1, S. 91–100.