Reizstoffe (auch Reizkampfstoffe) sind chemische Substanzen, die die Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers beeinträchtigen sollen, indem sie ihn reizen. Die Hauptanwendungen von Reizstoffen zielen auf Atemwege und Augen(Tränengas). Wie viele andere so genannte nicht-tödliche Waffen können Reizstoffe nachhaltige Gesundheitsschädigungen oder sogar den Tod verursachen. Hautreizstoffe werden aber auch in der Medizin eingesetzt, um eine bessere Durchblutung zu erzeugen (siehe Rubefazienz).
Augenreizstoffe (Lachrymatoren;[1] von lateinischlacrima ‚Träne‘) und nicht schädigende Augenkampfstoffe wirken, indem sie die Nerven der Hornhaut der Augen reizen und dadurch Tränenfluss auslösen, Schmerzen verursachen oder zu zeitlich begrenzter Erblindung führen können.
Im Ersten Weltkrieg wurden ähnliche Stoffe (Nasen-Rachen-Reizstoffe wie zuerst Clark 1) beim sogenannten Buntschießen in Kombination mit Giftgasen (Diphosgen) verwendet, um die Giftgase effektiver zu machen. Diese Reizstoffe führen zu Übelkeit und sollten ihre Opfer dazu bringen, die Atemschutzmasken abzunehmen (sogenannte Maskenbrecher).
Nach den Polizeirechten der Länder wird der Reizstoff mitunter als Waffe, überwiegend aber als „Hilfsmittel bei der Ausübung körperlicher Gewalt“ bezeichnet. Einige Mittel sind frei verkäuflich und werden in der individuellen Selbstverteidigung eingesetzt.
Das Genfer Protokoll von 1925 ächtete den Einsatz von Reizstoffen für die Kampfführung nicht explizit, woraufhin diese Stoffe in den folgenden Kriegen verwendet wurden. Die Chemiewaffenkonvention von 1992 hingegen ächtete alle Chemikalien, die eine auch nur vorübergehende Handlungsunfähigkeit herbeiführen.[4] Nach diesem Übereinkommen gilt Tränengas als „Mittel zur Bekämpfung von Unruhen“ und wird deshalb weltweit von Polizeikräften gegen Demonstranten eingesetzt.[5]
Da in der asymmetrischen Kriegsführung die Trennlinie zwischen militärischem und polizeilichem Einsatz verwischt ist, werden Reizstoffe auch in kriegsähnlichen Zuständen angewendet.[6]
Probleme
Moderne Tränengase können in großen Mengen zu Gesundheitsproblemen wie leichter Verätzung der Augen und Schleimhäute führen. Bei Personen mit Atemwegsproblemen (wie Asthma oder Bronchitis), Nieren- oder Leberschäden kann es zu ernsthaften Komplikationen kommen.