Von 1927 bis 1933 war Lingner Gartenarchitekt des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., er gestaltete Soldatenfriedhöfe in Belgien, Frankreich und Rumänien. Wegen seiner Ehe mit der Kommunistin und Künstlerin Alice Lingner wurde er 1933 aus dem öffentlichen Dienst entfernt.
1934 folgte er einer Berufung an die Academie Européenne Mediterranée in Cavalière (Südfrankreich). Nach Arbeitsaufenthalten in Belgien und den Niederlanden kehrte er 1936 nach Deutschland zurück. Vorrangig beschäftigte er sich hier mit der Gestaltung von Privatgärten, angestellt u. a. bei dem Gartenarchitekten Paul Roehse in Gütersloh (1937 bis 1942) und freischaffend ab 1942 in Eichenbrück im Wartheland. 1944 und 1945 wurde er bei der Organisation Todt zur Durchführung militärischer Tarnpflanzungen zwangsverpflichtet.
1945 entwickelte Lingner als Leiter des Berliner Hauptamtes für Grünplanung – unter Hans Scharoun als Stadtbaurat – die Pläne für die landschaftsgerechte Ablagerung und Begrünung der großstädtischen Trümmermassen. Ab 1947 war er leitend am Institut für Bauwesen der Deutschen Akademie der Wissenschaften, ab 1951 der Deutschen Bauakademie tätig. Von 1950 bis 1952 arbeitete er federführend an der Landschaftsdiagnose der DDR mit. 1961 wurde er als Professor für Gartengestaltung an die Humboldt-Universität zu Berlin berufen und trat damit die Nachfolge von Georg Pniower an. In seiner Antrittsrede schrieb er, dass Pniower ein Erbe hinterlassen habe, „mit dem man ziemlich aufräumen muss.“ Lingner und Pniower waren die beiden maßgeblichen Personen in der Landschaftsarchitektur der DDR und standen sich distanziert gegenüber. Ihre unterschiedlichen Auffassungen von Landschaftsarchitektur lassen sich in der sogenannten „Tiergartendebatte“, bei der es um den Wiederaufbau des Großen Tiergartens in Berlin ging, festmachen.
Lingner wurde in der Reihe der Künstlergräber des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde beigesetzt.[2] Auf Beschluss des Berliner Senats ist seine letzte Ruhestätte (Grablage: an 9. U.-16) seit 1997 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2021 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[3]
Werk
Das Werk Reinhold Lingners umfasst eine große Breite: Von der großflächigen Landschaftsplanung bis zur Gestaltung von Hausgärten, von – teils nicht realisierten – Ideen und Entwürfen über Konsultationen bis zur Projektleitung. So leitete er die Grünraumgestaltung folgender Projekte oder war daran beteiligt:
Gelände des damaligen Sommersitzes von Wilhelm Pieck, heute Hotel Waldhaus Prieros
Literatur
Rüdiger Kirsten: Konflikte, Courage und Kollektivplan. Der Landschaftsarchitekt Reinhold Lingner. In: Martin Baumann, Steffen Raßloff (Hrsg.): Blumenstadt Erfurt. Waid – Gartenbau – iga/egapark. (= Schriften des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Band 8.) Erfurt 2011. S. 350–359.
Reinhold Lingner, Alice Lingner: Landschaftsgestaltung.Aufbau-Verlag, Berlin 1952.
Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Berlin. 2. Auflage, Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2000, ISBN 3-422-03071-9, S. 203, S. 206, S. 280, S. 314.
Peter Fibich: Gedenkstätten, Mahnmale und Ehrenfriedhöfe für die Verfolgten des Nationalsozialismus.Dissertation, Technische Universität Dresden, Institut für Landschaftsarchitektur, 1998.
Holger Barth, Thomas Topfstedt u. a.: Vom Baukünstler zum Komplexprojektanten. Architekten in der DDR. In: Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (Hrsg.): Regio doc Nr. 3. Erkner 2000.