Kurze Zeit nach der Gründung des Klosters wurde die Heilsau zum Herrenteich aufgestaut, um die Niederung trockenzulegen und Raum für den Ausbau des Klosters zu schaffen. In diesem Zusammenhang wurde die klostereigene Kornmühle an dem angestauten Herrenteich errichtet (später als Claudius-Mühle bezeichnet).[3]
Die Mönche legten zahlreiche Teiche an, die sie zur Karpfenzucht nutzten. Die damals bis zu 60 Karpfenteiche reichten jedoch nicht aus, den Fischbedarf des Klosters zu decken, so dass zusätzlich noch größere Mengen Seefisch aus Lübeck hinzugekauft werden mussten, weil die Zisterzienser kein Fleisch essen durften. Das Kloster entwickelte sich dank der Vorhersicht seiner Äbte rasch zu einem der reichsten und angesehensten in Norddeutschland mit umfangreichem Landbesitz bis hin in das Baltikum und wertvollen Beteiligungen an der SalineLüneburg. Dies änderte sich aufgrund der Säkularisation im Zuge der Reformation. Im Jahr 1581 wird das Kloster an Herzog Johann d. J. von Plön übergeben.
Nachdem das Kloster im 16. Jahrhundert abgerissen wurde, wurde an selbiger Stelle in der Zeit von 1599 bis 1604 ein fürstliches Schloss errichtet. Dabei dienten dem abgeteilten Herzog die Überreste des Klosterkomplexes als Baumaterial. Die ansehnliche Klosterkirche wurde 1635 bei einem Dammbruch des gestauten Herrenteichs komplett zerstört. An ihrer Stelle wurde 1636 eine wesentlich kleinere Kirche auf dem Eichberg überflutungssicher errichtet (sie trägt heute den Namen Matthias-Claudius-Kirche).
Seit des Herzogs Johanns Tod 1622 gehörte Reinfeld zum kleinen Herzogtum Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön, das in der Zeit von 1676 bis 1729 auch Nordalsen und Teile von Ærø umfasste (Norburg-Plön). Als die Plöner Linie der Herzöge 1761 ausstarb, fiel das Herzogtum an König Friedrich V. von Dänemark.
Das Reinfelder Schloss wurde 1775 abgerissen, die übrig gebliebenen Steine fanden Verwendung zum Bau eines Verwaltungsgebäudes, das als Forstamt genutzt wurde. In den Jahren 1762 bis zur Bundesexekution Ende 1863 stand Reinfeld unter dänischer Herrschaft. Der 1839 errichtete Bau der Alten Schule auf dem Gelände des ehemaligen Schlosses stammt noch aus dieser Zeit.[4]
Am 1. August 1865 wurde der Bahnbetrieb von der Lübeck-Büchener Eisenbahn aufgenommen, nachdem seit 1863 eine Bahntrasse von Hamburg über Bad Oldesloe nach Lübeck errichtet wurde. Das damals errichtete Bahnhofsgebäude besteht heute noch.
Seit Sommer 2003 gehört auch der Kreis Stormarn und damit Reinfeld zum Bereich des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), in dem alle Verkehrsmittel des ÖPNV zu einheitlichen Tarifen verkehren.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts verfügt Reinfeld über das ehrenamtliche, politische Amt eines Bürgervorstehers (seit der schleswig-holsteinischen Gemeindereform so betitelt), seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges darüber hinaus über das hauptamtliche, administrative Amt eines Stadtdirektors (bis 1949) bzw. Bürgermeisters. Während der Besatzung durch britische Truppen wurden die Stadtdirektoren von der Militärregierung eingesetzt (mit * gekennzeichnet).[9]
Politische und administrative Bürgervertreter in Reinfeld
Blasonierung: „Geteilt von Rot und Blau. Oben ein hervorkommender, linksgewendeter goldener Abtstab zwischen zwei auswärts geneigten goldenen Ähren; unten ein waagerechter silberner Fisch.“[13] Der Entwurf stammt vom Reinfelder Lithographen Josef Schreiber und wurde am 9. April 1930 vom Preußischen Staatsminister in Berlin genehmigt.[14]
Flagge
Blasonierung: „Die Flagge zeigt inmitten eines weißen, oben und unten von je einem schmalen roten Streifen begrenzten Feldes das Stadtwappen, etwas zur Stange hin verschoben. Beim Banner wird das Wappen um 90° gedreht.“[13]
Reinfeld führte als eine der ersten Gemeinden in Schleswig-Holstein 1996 das Gremium des Kinder- und Jugendbeirates ein. 2018 und 2020 wurde die Reinfelder Online-Schülerzeitung erKant.de beim Schülerzeitungswettbewerb der Länder, welcher von der Jugendpresse Deutschland und dem BVDZ jährlich durchgeführt wird, als beste Online-Schülerzeitung Deutschlands in der Kategorie Gymnasien ausgezeichnet. Die erKant ist eins der Projekte des sii-kids & -talents e. V., von dem zwei andere Projekte als „Projekt Nachhaltigkeit“ von RENN / RNE ausgezeichnet worden sind.
Stolpersteine
Am 7. März 2014 wurden in Reinfeld auf Initiative von Kommunalpolitikern sowie Schülern und Lehrern aus der Immanuel-Kant-Schule[16] unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit zwei Stolpersteine verlegt:
Carl-Harz-Straße 6: Für Carl Harz (geb. 1860), Autor sozialkritischer Schriften, Immobilienmakler und Förderer von Stadtentwicklung, Bebauung und Tourismus in Reinfeld. Veröffentlichungsverbot 1939, „Schutzhaft“ in Lübeck-Lauerhof 1943, dort Flucht in den Tod am 13. August 1943 im Alter von 83 Jahren.
Paul-von-Schoenaich-Straße 36: Für Richard Minkwitz (geb. 1886), Arbeiter, KPD-Mitglied, Widerstandskämpfer. Am 7. September 1933 ist er im Gestapo-Gewahrsam („Schutzhaft“) im „Blauen Haus“ in Bad Oldesloe erschlagen worden – im Alter von 47 Jahren. Ebenfalls seit 2014 wird der Wanderweg am nahen Neuhöfer Teich als Richard-Minkwitz-Weg benannt.[17]
An den beiden Todestagen werden an den Stolpersteinen zum Gedenken Blumen niedergelegt.[18]
Stolperstein Carl Harz
Stolperstein Richard Minkwitz
Kultur, Religion und Sehenswürdigkeiten
Konfessionsstatistik
Ende 2018 waren von den 9.258 Einwohnern 46,2 % evangelisch, 5,2 % katholisch und 48,6 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an.[19] Mit Stand März 2023 waren von den Einwohnern 39,7 % evangelisch, 4,2 % katholisch und 56,2 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an.[20] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist demnach im beobachteten Zeitraum gesunken.
Kirchen und Museen
Matthias-Claudius-Kirche, 1636 erbaut, mit mehreren Grabsteinen der Äbte des Klosters aus der 1635 zerstörten Klosterkirche und einer barocken Ausstattung
Mühlenmuseum im Claudius-Hof, im Gebäude der ehemaligen Claudius-Mühle
Weitere Sehenswürdigkeiten
Hünengrab aus der Jungsteinzeit im Waldgebiet Neuer Hau
Matthias-Claudius-Gedenkstätte aus Granit am Ufer des Herrenteichs mit dem vollständigen Text des Abendliedes, 1989 vom Bildhauer Jörg Plickat im Auftrag der Stadt geschaffen
Der SV Preußen Reinfeld hat rund 2.100 Mitglieder in 28 Sparten[22]. Die größte Sparte ist der Bereich Fußball mit drei Herren-Mannschaften, einer Alt-Herren-Mannschaft, einer Damen-Mannschaft und einer Vielzahl von Jugend-Mannschaften.
Die Reinfelder Rudergemeinschaft von 1963 e. V. veranstaltet am Karpfenfest-Wochenende (Ende August / Anfang September) jährlich das Reinfelder Rudervergnügen, eine Regatta für Laien-Mannschaften der Betriebe und Einrichtungen aus Stadt und Umgebung. Weiterhin ist der Tennis-Club Reinfeld e. V. aktiv, der fünf Tennisplätze und ca. 200 Mitglieder hat.
Wirtschaft und Infrastruktur
Medien
In Reinfeld wird das „Stormarner Tageblatt“ als Lokalausgabe des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags (sh:z) sowie die Lokalausgabe der Lübecker Nachrichten veröffentlicht. Auch das Hamburger Abendblatt veröffentlicht eine Lokalausgabe für den Kreis Stormarn, deren Redaktion jedoch in Ahrensburg beheimatet ist. In Reinfeld werden kostenlos die Zeitungen „Markt“, „Wochenblatt“ und „Blickpunkt“ verteilt.
Bildung
Matthias-Claudius-Schule (Grundschule), ca. 476 Schüler (Stand: 2019/2020)[23]
Reinfeld liegt an der Bahnstrecke Lübeck–Hamburg. Es fahren Züge der Linien RE8 und RE80 in Richtung Hamburg und Lübeck sowie im Sommer weiter bis nach Lübeck-Travemünde-Strand.
Mehrere Buslinien, die hauptsächlich der Schülerbeförderung dienen aber für alle Personen nutzbar sind, verbinden den Bahnhof mit den umliegenden Gemeinden.
Unvergessene Heimat. 50 Jahre Vereinigte Landsmannschaften und Heimatbund Ortsverband Reinfeld (Holstein) 1950–2000. Texte Thea Buhr und Günter Graf. Masuhr Druck- und Verlags GmbH, Reinfeld 2002.
Bodo Zunk: Reinfeld im 20.Jahrhundert 1900–1999. Chronik einer kleinen Stadt. Masuhr Druck- und Verlags GmbH, Reinfeld 2001. 2., aktualisierte Auflage 2019.
Bodo Zunk: Reinfeld im Wandel der Zeit (von den Anfängen bis 1900). Masuhr Druck- und Verlags GmbH, Reinfeld 1996.
Erich Katzschke: Reinfelder Geschichte. Veröffentlichungen von 1951–1990. Zusammengestellt von Hannelor Kramer. 1995.
Reineke Voss von Joachim Mähl, Bilder von A. Paul Weber. Nachdruck der Ausgabe von 1878. Hrsg. Wilfried Burkhardt, 1986.
↑Schleswig-Holstein-Topographie. Bd. 8: Pölitz - Schönbek. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2007, ISBN 978-3-926055-89-7, S.135 (dnb.de [abgerufen am 23. Juli 2020]).
↑Barbara Leisner, Burkhard von Hennigs: Claudius-Mühle. In: Stormarn Lexikon. Kreisarchiv Stormarn, 1. Februar 2023, abgerufen am 26. Juli 2023. (mit Abbildungen vom ehemaligen Mühlengebäude)