Die römisch-katholische Kirche in Bolivien hat ihre Ursprünge in der Zeit der KolonisationSüdamerikas, also bereits im 16. Jahrhundert. Vor allem durch Missionare der Dominikaner, Jesuiten und Franziskaner versorgt, wurde bereits im Jahre 1552 mit dem heutigen Erzbistum Sucre das erste Bistum begründet. Die rasche Stabilisierung der inneren Verhältnisse führten 1605 zur weiteren Gründung der Bistümer Santa Cruz de la Sierra und La Paz.
Nachdem die Kolonien Südamerikas und damit auch die dortige Kirche über Jahrhunderte ein Anhängsel Europas waren, kam es erst mit dem 20. Jahrhundert zur Ausbildung einer eigenständigen Struktur. So wurden 1924 drei weitere Bistümer und eine Kirchenprovinz errichtet. In den folgenden Jahrzehnten erreichte die Kirche von Bolivien ihre heutige Struktur.
Die ca. 7,5 Mio. Katholiken des Landes bilden ca. 80 % der Bevölkerung. Sie leben in 596 Pfarreien, welche sich über 18 Bistümer in 3 Kirchenprovinzen verteilen. In Bolivien herrscht akuter Priestermangel (wie in allen Ländern Südamerikas): denn es gibt im ganzen Land nicht mehr als 485 Diözesanpriester und 635 Ordenspriester. Unterstützt werden sie von 2.537 Ordensschwestern. Die Ordensgemeinschaften (welche immer noch Missionare senden) und auch die Diözesanpriester leben wie die Bevölkerung in Armut (Bolivien ist neben Haiti und Honduras das ärmste lateinamerikanische Land[2]). Ihr Bemühen gilt vor allem dem Kampf gegen die Armut und der Verbesserung der medizinischen und schulischen Grundversorgung der Bevölkerung.
Die geringe Zahl von Klerikern führte dazu, dass viele Gemeinden stark von Katecheten geleitet und geprägt werden. Unermüdlicher Einsatz der Laienhelfer führt zu einer lebendigen Kirche, die vor Ort präsent ist und nicht auf einen „Service aus der Ferne“ wartet.
Zunehmende antikirchliche Aggression
Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ berichtete 2009 über zunehmende Übergriffe regierungsnaher Gruppen auf katholische Gemeinden. So sei ein Geistlicher zur Unterzeichnung einer Abrissgenehmigung einer Kapelle gezwungen worden und durch deutsche Spendengelder finanzierte Gemeindebauten seien zerstört worden. Boliviens langjähriger Regierungschef Evo Morales wird mit den Worten zitiert, die Kirche sei ein „Feind des Friedens“ und müsse ausgewechselt werden. Der Leiter der Lateinamerika-Abteilung des Hilfswerkes, Javier Legorreta, warnt davor, dass die bolivianische katholische Kirche „eine verfolgte Kirche [...], eine leidende Kirche in großer Not“ werde.[3]
Einige wichtige Personen der bolivianischen Kirche
Hl. Nazaria Ignacia March Mesa (1889–1943), Gründerin des Ordens der Misioneras Cruzadas de la Iglesia, am 14. Oktober 2018 durch Papst Franziskus heiliggesprochen.
Stefan Silber: Katholizismus, Kulturen, indigene Theologie. Ein Überblick über missionstheologische Entwicklungen in Bolivien. In: Neue Zeitschrift für Missionswissenschaft, Jg. 60 (2004), S. 21–49.
Stefan Silber: Bolivien. In: Erwin Gatz (Hrsg.): Kirche und Katholizismus seit 1945, Bd. 6: Lateinamerika und Karibik. Herausgegeben von Johannes Meier und Veit Straßner. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-74466-1, S. 365–380.