Queer ist ein Filmdrama von Luca Guadagnino. Der Film basiert auf dem halbautobiografischen Roman Queer von William S. Burroughs. Der Brite Daniel Craig spielt in der Hauptrolle das Alter Ego des schwulen US-amerikanischen Autors. Der Film feierte Anfang September 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig seine Premiere, wo er im Wettbewerb um den Goldenen Löwen gezeigt wurde. Der Kinostart in Deutschland ist Anfang Januar 2025 geplant.
Der US-Amerikaner William Lee ist zu Beginn der 1950er Jahre nach einer Drogenrazzia in New Orleans nach Mexiko-Stadt geflüchtet, um das Leben zu genießen und ungestraft seiner Drogensucht nachgehen zu können. Er hat Geld von seiner Familie und ist daher finanziell unabhängig. Die Queer-Szene und die Cantinas in der Stadt sind für Lee eine Art Paradies. Meist ist er in weißen Leinenanzügen, einem Fedora und einer Brille unterwegs.
Eines Abends macht er bei einem Hahnenkampf die Bekanntschaft des Ex-Soldaten Eugene Allerton, in den er sich verliebt. Sie schlafen auch miteinander, doch Eugene lässt sich von Lee für alle Gefälligkeiten in ihrer komplizierten Beziehung bezahlen.
Gemeinsam begeben sich Lee und Eugene nach Südamerika, um nach Yage zu suchen, einer Pflanze, die in den Dschungeln Ecuadors wächst. Sie besuchen Dr. Cotter, eine US-amerikanische Botanikerin, die dort lebt.[1][2][3]
Literarische Vorlage
Bei Queer handelt es sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von William S. Burroughs. Es ist die einzige realistische Liebesgeschichte des Hauptvertreters der sogenannten Beat Generation, einer Richtung der US-amerikanischen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren.[4] Burroughs verfasste das Buch bereits zwischen 1951 und 1953, veröffentlicht wurde es aber erst 1985. Es handelt sich bei Queer um die Fortsetzung seines Romans Junkie von 1953.[3]
Im Mittelpunkt der Handlung steht der US-Amerikaner Lee, der sich in Mexiko-Stadt mit Teilzeitjobs herumschlägt und sich unglücklich in den Ex-Soldaten Allerton verliebt.[1] Die Figur Eugene ist an Adelbert Lewis Marker angelehnt, ein US-Soldat, den Burroughs in Mexiko-Stadt kennenlernte.[3]
Der Brite Daniel Craig spielt in der Hauptrolle William Lee, das Alter Ego des renommierten Autors.[6] Es ist für den Schauspieler bereits die dritte queere Figur, die er verkörpert. In Glass Onion: A Knives Out Mystery, der Fortsetzung seines Krimi-Überraschungshits Knives Out, outet sich Benoit Blanc als schwul.[1] und in der fiktiven Biografie des Malers Francis Bacon Love is the Devil verkörpert er dessen Liebhaber George Dyer. Eine weitere Hauptrolle übernahm Drew Starkey, der den Marinesoldaten Eugene Allerton spielt, in den sich Lee verliebt.[2] Andra Ursuta, die in Queer als Filmschauspielerin debütiert, spielt eine Freundin von Eugene. Der Popstar Omar Apollo ist in der Rolle eines jungen Mexikaners zu sehen, den Lee aufreißt. Die Britin Lesley Manville spielt Dr. Cotter, eine US-amerikanische Botanikerin, die Lee und Eugene zusammen im Dschungel besuchen.[3]Henry Zaga spielt Winston Moor. In weiteren Rollen sind Jason Schwartzman und Drew Droege zu sehen.[2][7] Sie spielen Joe und Dumé, mit denen Lee in der Schwulenbar „Ship Ahoy“ abhängt.[3] Das Casting übernahm Jessica Ronane.
Die Dreharbeiten wurden im Mai 2023 in den Filmstudios Cinecittà in Rom begonnen. Dort baute man die mexikanische Hauptstadt nach.[8][2] Im Juni 2023 wurden die Dreharbeiten beendet.[9] Der thailändische Kameramann Sayombhu Mukdeeprom war bereits für Guadagninos Filme Call Me by Your Name und Challengers – Rivalen tätig.
Filmschnitt und Filmmusik
Mit Filmeditor Marco Costa arbeitete Guadagnino bereits für Bones and All und auch für Challengers – Rivalen zusammen.
Die Filmmusik komponierten Trent Reznor und Atticus Ross, mit denen Guadagnino ebenfalls bereits für diese beiden Filme zusammenarbeitete.[10] Im Film wird zudem anachronistische Musik verwendet, unter anderem von Prince und New Order. Die Szene, in der sich Lee und Eugene zum ersten Mal begegnen, ist mit Come as You Are von Nirvana unterlegt.[3]
Marketing, Veröffentlichung und Schnittfassungen
Der Film feierte am 3. September 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig seine Premiere. Insgesamt wurden dort drei Schnittfassungen mit einer Lauflänge von jeweils 200, 150 und 135 Minuten eingereicht. Die in Venedig gezeigte finale Fassung ist die kürzeste. Alberto Barbera, Leiter des Filmfestivals, bedauerte dies.[11] Ebenfalls im September 2024 wurde Queer beim Toronto International Film Festival gezeigt.[12] Im Oktober 2024 wird der Film beim London Film Festival, beim Zurich Film Festival und beim New York Film Festival vorgestellt.[13][14][15] Der erste Trailer wurde Ende Oktober 2024 veröffentlicht.[16] Die Veröffentlichungsrechte für den US-amerikanischen Raum sicherte sich der Verleih A24.[17] In Deutschland und Österreich liegen sie beim Streaminganbieter Mubi.[18] Der Kinostart in Deutschland ist am 2. Januar 2025 geplant.[19]
Rezeption
Kritiken
Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 80 Prozent positiv.[20] Bei Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 75 von 100 möglichen Punkten.[21]
Owen Gleiberman von Variety schreibt in seiner Kritik, Luca Guadagnino habe bei der Adaption von William S. Burroughs‘ Roman einen großartigen Job gemacht. Er lasse den Zuschauer in seinem Film in die zwielichtigen Ecken von Mexiko-Stadt eintauchen, die an die verschlafene Grenzstadt aus Orson Welles‘ Im Zeichen des Bösen erinnere. Im weiteren Verlauf, wenn sich Lee und Eugene auf den Weg nach Südamerika machen, verwandele Guadagnino Queer in eine Roadtrip-Komödie. Besonders hebt Gleiberman die letzte Einstellung des Films hervor, die er als atemberaubend beschreibt.[3]
Christoph Petersen schreibt in seiner Kritik für Filmstarts, das historische Mexiko-Stadt, das Guadagnino zeigt, wirke, als sei der Ort komplett aus der Zeit gefallen. In den Stadtpanoramen, bei der Luftaufnahme einer Autobahn oder beim Abheben eines Flugzeugs verfestige sich sogar der Eindruck, es hier teilweise mit abgefilmten Modellbauten zu tun zu haben. Vor allem im letzten Drittel drifte der Film so sehr ins Surreale ab, dass man sich eher an die Filme von David Lynch wie Mulholland Drive oder von Ari Aster wie Beau Is Afraid erinnert fühle. Im Gegensatz zu Guadagninos Call Me by Your Name sei Queer ein zunächst schweißnass-alkoholisierter und schließlich drogeninduziert-surrealer Trip, der vor allem intellektuell und ästhetisch stimuliert, aber nur in einigen besonders süßen Szenen auch tiefergehend berührt. Auch wenn der Film das Publikum sicherlich spalten werde, liefere Daniel Craig in der Rolle des hoffnungslos Verliebten die vielleicht beste Performance seiner Karriere ab.[22]