Die Pythons (Pythonidae; altgr.ΠύθωνPythōn; Einzahl der, allgemeinsprachlich auch die Python) sind eine Familie von Schlangen aus der Überfamilie der Pythonoidea. Aufgrund von körperlichen Merkmalen wurden sie lange mit den Boaschlangen als „Riesenschlangen“ zusammengefasst. Aktuelle genetische Untersuchungen lassen hingegen an einer unmittelbaren Verwandtschaft der beiden Familien zweifeln. Bezogen auf Familie oder Unterfamilie spricht man auch von Pythonschlangen. Im engeren Sinne sind mit „Pythons“ die Vertreter der Gattung Eigentliche Pythons (Python) gemeint.
Die Pythons kommen vor allem in Afrika, Süd- und Südostasien sowie in Australien vor. Die Verbreitungsgebiete liegen hauptsächlich zwischen den Wendekreisen: Der nördliche Wendekreis wird von den beiden Asiaten Python molurus und Python bivittatus erreicht, in Afrika lebt eine Art, in Australien mehrere südlich des südlichen Wendekreises. Im Miozän lebten auch in Europa Pythons.[1] Der älteste bekannte Fund eines Pythons stammt mit circa 47 Millionen Jahren aus dem Eozän und wurde in der Grube Messel gefunden.[2]
Die kleinste Art der Gattung Südpythons (Antaresia), der Perth-Zwergpython (Antaresia perthensis), wird nur etwa 40–70 Zentimeter lang. Einige Arten der Gattungen der Eigentlichen Pythons (Python) und Malayopython zählen mit gesicherten Maximallängen von über sechs Metern zu den größten Schlangen der Welt.
Alle Pythons haben spezielle, in grubenartigen Vertiefungen im Schnauzenbereich liegende Sinnesorgane, die als Labialgruben bezeichnet werden. Mithilfe dieser Labialgruben können sie Infrarotstrahlung wahrnehmen und folglich in völliger Dunkelheit jagen. Eine Ausnahme von dieser Regel scheinen die Schwarzkopfpythons (Aspidites) zu machen, jedoch sollen diese Vertreter jeweils eine Grube pro Kopfseite an der Schnauzenspitze haben, die durch die Rostralschuppe geschützt wird und daher von außen nicht sichtbar ist.[3] Dies wird vom Ergebnis einer Verwandtschaftsanalyse auf molekulargenetischer Basis gestützt, das die Schwarzkopfpythons nicht, wie die Ergebnisse morphologiebasierter Analysen, als eher ursprüngliche oder gar die ursprünglichsten Vertreter der Pythons zeigt,[4] sondern als eines der am stärksten abgeleiteten Taxa[5] (siehe Systematik). Allerdings ließe sich eine stark abgeleitete Position auch mit einer vollständigen sekundären Reduktion der Labialgruben vereinbaren.[3]
Ernährung
Pythons sind ungiftig und töten ihre Beute durch Umschlingen. Sie ernähren sich üblicherweise von warmblütigen Tieren, das heißt von Vögeln und Säugetieren. Die Größe der Beute hängt dabei von der Größe der Schlange ab. Kleinere Pythons erbeuten Kleinnager, beispielsweise Ratten, während die Beutetiere größerer Pythons die Größe eines Hundes oder einer Ziege haben können. In Indonesien sind Einzelfälle dokumentiert, in denen ein sehr großer Python einen erwachsenen Menschen verschlungen hat.[6]
Fortpflanzung
Pythons sind ovipar, also im Gegensatz zu den ovoviviparenBoidae eierlegend. Pythonweibchen legen je nach Art zwei bis über 100 Eier ab. Die Weibchen betreiben eine spezielle Form der Brutpflege. Sie liegen bis zum Schlupf der Jungtiere in Schlingen um ihr Gelege. Dabei lässt sich zeigen, dass die Temperatur im Innern des Geleges über der Außentemperatur liegt. Eine Reihe von Arten erzeugt Wärme durch Muskelzittern.
Systematik
Früher wurden die Pythons aufgrund von körperlichen Merkmalen mit den Familien Boaschlangen (Boinae) und den Sandboas (Erycinae) typischerweise als Würgeschlangen in die Überfamilie der Riesenschlangenartigen zusammengefasst, doch widerlegen aktuelle genetische Untersuchungen diese enge Verwandtschaft. Die Systematik der Schlangen ist noch nicht abschließend geklärt, allerdings stimmen etliche Untersuchungen darin überein, dass die nächsten Verwandten der Pythonschlangen (Pythonidae) die Familie der Spitzkopfpythons (Loxocemidae) und die Familie Xenopeltidae sind.[7][8] Zusammen formen sie demnach die Überfamilie Pythonoidea. Die beiden Familien Loxocemidae und Xenopeltidae waren bisher eine zu den Riesenschlangen basale Gruppe, für die beispielsweise Lee et al. 14 morphologische Unterschiede beschreibt.[9] Welche dieser Unterschiede für die neue Gruppierung noch gültig sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Die Familie Pythonidae selbst umfasst insgesamt 38 Arten in elf Gattungen:[10]
Alle Pythonidae sind in der Europäischen Artenschutzverordnung in Anhang B gelistet. Die Einfuhr von – auch toten – Exemplaren dieser Arten in die EU ist daher verboten, sofern nicht vorher eine Genehmigung erteilt wurde; jede Vermarktungshandlung, also auch das Angebot des Kaufs oder Verkaufs, ist ebenfalls verboten, außer man weist der zuständigen Naturschutzbehörde die ordnungsgemäße Herkunft nach.[11] Die Haltung ist ohne Genehmigung möglich.
Nach der deutschen Bundesartenschutzverordnung ist die Haltung dieser im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzesbesonders geschützter Arten mit Angaben zur Herkunft, Kennzeichnung, Ort der Haltung u. a. unverzüglich der zuständigen Behörde anzuzeigen und an die persönliche Zuverlässigkeit, ausreichende Sachkunde, an vor Entweichung sichere Einrichtungen und die Einhaltung der Normen artgerechter Haltung geknüpft; lediglich Exemplare des Königspythons sind von der Anzeigepflicht ausgenommen, da diese in großer Zahl in Europa gezüchtet wurden.[12]
Python molurus, der Helle Tigerpython ist hingegen im Anhang A der Europäischen Artenschutzverordnung geführt und darf ohne Genehmigung nicht eingeführt, befördert oder gehalten werden.
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Wulf D. Schleip und Mark O’Shea: Annotated checklist of the recent and extinct pythons (Serpentes, Pythonidae), with notes on nomenclature, taxonomy, and distribution. In: ZooKeys. Band66, 2010, S.29–80, doi:10.3897/zookeys.66.683.
↑ ab
Guido Westhoff, Shaun P. Collin: A new type of infrared sensitive organ in the python Aspidites sp. 6th World Congress of Herpetology, 17–22 August 2008, Manaus, Brazil, Abstracts of Papers (online (Memento vom 6. Juli 2011 im Internet Archive))
↑Arnold G. Kluge: Aspidites and the phylogeny of pythonine snakes. Records of the Australian Museum, Supplement. Nr. 19, 1993, S. 1–77, doi:10.3853/j.0812-7387.19.1993.52
↑ abc
R. Graham Reynolds, Matthew L. Niemiller, Liam J. Revell: Toward a Tree-of-Life for the boas and pythons: Multilocus species-level phylogeny with unprecedented taxon sampling. Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 71, 2014, S. 201–213, doi:10.1016/j.ympev.2013.11.011
↑Je ein Fall in den Jahren 2017 und 2018, beide auf der Insel Sulawesi, siehe Python verschlingt Frau in Indonesien. orf.at, 15. Juni 2018, abgerufen am 15. Juni 2018.
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Michael S. Y. Lee, Andrew F. Hugall, Robin Lawson und John D. Scanlon: Phylogeny of snakes (Serpentes): combining morphological and molecular data in likelihood, Bayesian and parsimony analyses. In: Systematics and Biodiversity. Band5, 2007, S.371–389, doi:10.1017/S1477200007002290.
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Michael S. Y. Lee und John D. Scanlon: Snake phylogeny based on osteology, soft anatomy and ecology. In: Biological Reviews. Band77, 2002, S.333–401, doi:10.1017/S1464793102005924.