Projekt BabylonDas Projekt Babylon, auch Projekt 839, war der Bau von Superkanonen des kanadischen Ingenieurs Gerald Bull für den Irak. Das Projekt begann im März 1988 noch während des Ersten Golfkriegs und endete mit der Zerstörung der Superkanonen im November 1991 unter der Aufsicht von UN-Inspektoren.[1] Anfänge![]() Um seine Forschungen zu finanzieren, nahm Gerald Bull den Auftrag an, für den Irak unter Saddam Hussein fünf Superkanonen zu entwickeln, ähnlich der früheren deutschen V3-Kanone. Sie sollten in der Lage sein, Israel zu erreichen.[2] Das Projekt 839 sah den Bau folgender Kanonen vor:
Kaliber 1000 mmDas Rohrsystem sollte aus 26 Teilstücken zu je 5 bis 6 m Länge aufgebaut sein und eine maximale Länge von 150 m aufweisen. Die Komponenten wurden von der irakischen Oil Equipment Company bestellt, von 13 europäischen Firmen[Anm. 1] hergestellt und teilweise geliefert, bevor der britische Geheimdienst Secret Intelligence Service im Jahre 1990 weitere Lieferungen vereitelte. Eine Kanone sollte, horizontal montiert, für Testversuche im Gebiet um Jerf Al-Sakhar aufgebaut und später – bei erfolgreichen Tests – im 45-Grad-Winkel bei Dschabal Sindschar aufgebaut werden. Die maximale Reichweite sollte 760 km betragen. Die Endmontage wurde nie abgeschlossen, da wichtige Teile den Irak nicht erreichten; ebenso gab es kein Projektil für die Superkanone.[1] Kaliber 350 mmDer Irak versuchte relativ früh, die Entwicklung der 350-mm-Kanone voranzutreiben, nachdem die 1000-mm-Kanone nicht den Erwartungen entsprochen hatte. Die 30-m-Version bestand aus drei Abschnitten mit je 10 m Rohrlänge, die 52,5-m-Version aus fünf Abschnitten, wobei der letzte Abschnitt 12,5 m betrug. Nur die 52,5-m-Version wurde jemals komplett montiert und getestet; zunächst auf einer Eisenbahn-Lafette, als Eisenbahngeschütz, später im 45-Grad-Winkel bei Dschabal Sindschar und Dschabal Hamrin. Die 52,5-m-Version wurde (systembedingt) für eine maximale Reichweite von 491 Kilometern und eine maximale Mündungsgeschwindigkeit von 2510 m/s ausgelegt, die kürzere 30-m-Version auf 270 Kilometer Reichweite und eine Mündungsgeschwindigkeit von 1937 m/s. Die aus Aluminium gefertigten Projektile wogen 67 kg (bei einer Nutzlast von 15 kg), die dabei benutzten Treibladungen bis zu 277,2 kg.[1] Wunsch und WirklichkeitLaut einer Aussage des irakischen Generals Hussein Kamel sollte die Waffe verwendet werden, um feindliche Satelliten lahmzulegen:
– Der Spiegel 17/1990 Tatsächlich wurden bei Schießversuchen vom 3. Juni bis 24. September 1990 bei Dschabal Hamrin mit der 52,5-m-Kanone eine maximale Reichweite von 229 km und eine maximale Flughöhe von 62 km erzielt.[1][Anm. 2] Die angestrebte Zielgenauigkeit sollte bei 500 Metern liegen; der Irak investierte in die Entwicklung insgesamt 28,6 Millionen Dollar.[Anm. 3][1] Die UNMOVIC konnte in ihrem Abschlussbericht die Verwendung der Superkanonen für den Verschuss von Massenvernichtungswaffen (atomar, biologisch, chemisch) gänzlich ausschließen.[1] Mediale Rezeption
Anmerkungen
WeblinksCommons: Project Babylon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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